BGL LiguePanos Katsaitis: „Jeunesse ist die einzige Mannschaft, die keinen Investor braucht“

BGL Ligue / Panos Katsaitis: „Jeunesse ist die einzige Mannschaft, die keinen Investor braucht“
Das griechische Jeunesse-Duo: Panos Katsaitis (l.) ist CEO und Vizepräsident des Vereins, Manthos Poulinakis das Vereinsoberhaupt  Archivbild: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Bei der Jeunesse Esch will man zurück zu glorreichen Zeiten und Erfolgen. Einen Tag nach dem klaren Auftaktsieg gegen RM Hamm Benfica ging der griechische Vizepräsident Panos Katsaitis auf mehrere Punkte ein: die Baustellen, Transferpolitik und Professionalisierungsfortschritte auf der „Grenz“.

Tageblatt: Als Vereinsverantwortlicher gibt es kaum bessere Szenarios, als mit einem 5:0 in die Saison zu starten. Wie haben Sie das Spiel erlebt? 

Panos Katsaitis: Die ersten zwei, drei Begegnungen sind immer interessant, da sie Stolpersteine sein können. Wir sind sehr zufrieden mit diesen drei Punkten. Wir sind bereits auf das nächste Spiel fokussiert. Der Präsident und ich waren sehr glücklich, zu sehen, dass die Spieler genau das auf dem Platz umgesetzt haben, was der Trainer Jeff Strasser in den vergangenen Wochen auf dem Trainingsplatz einstudieren ließ. Das System und seine Taktiken haben alle verstanden und verinnerlicht. Das ist sehr wichtig. Das hat man nicht nur bei den drei ersten Toren, sondern während der 90 Minuten gesehen, sei es beim Stellungsspiel oder bei einzelnen Pässen.

Hat diese Mannschaft das Zeug, ein europäisches Ticket zu lösen?

Es ist das Ziel des Vereins. Es liegt in der DNA dieses Klubs, zu den Topteams zu gehören – und zwar jedes Jahr. Deshalb sind wir hier, wir wollen so hoch hinaus wie möglich. 

Bis Ende August können noch internationale Transfers getätigt werden. Ist noch mit Neuzugängen auf der „Grenz“ zu rechnen?

Eigentlich nicht. Uns fehlt so direkt niemand. Sollte sich aber noch eine außergewöhnliche Möglichkeit bieten, wären wir nicht abgeneigt, noch einen Spieler zu verpflichten. Dafür müsste aber wirklich alles passen. Aber im Moment sind wir nicht in Eile oder auf der Suche. 

Das nationale Transferfenster war schon fast wieder geschlossen, als Trainer Jeff Strasser im Verein angekommen ist. Hat die Jeunesse in diesem Sommer bei den nationalen Wechseln zu lange gewartet?

Auf diese Frage kann man sowohl mit Ja als auch mit Nein antworten. Hätten wir etwas eher mit der Suche begonnen, wäre vielleicht etwas machbar gewesen. Wir hätten aber ohnehin nur einen weiteren Luxemburger unter Vertrag genommen. Als wir im März, April mit den Planungen begonnen haben, war für uns schnell klar, was wichtiger wäre. Unsere Priorität war allerdings, die Verträge mit unseren Spielern zu verlängern. Unsere „premières licences“ gehören zu den besten der Liga, weshalb wir sie unbedingt weiter an uns binden wollten. Meiner Meinung nach haben wir richtig gehandelt. 

Mit Alexandros Voilis und Georgios Xenitidis sind zwei griechische Profis in ihre Heimat zurückgekehrt. Wäre ein Verbleib in Luxemburg möglich gewesen? 

Den beiden bot sich im Sommer eine großartige Chance. Da in Griechenland nun auch B-Mannschaften in der zweiten Liga antreten dürfen, wurden sie nach ihrer Leihe wieder von Olympiakos Piräus zurückgeholt und können nun dort auf hohem Niveau in einer Profiliga spielen. So können sie sich zeigen, um sich für die Profimannschaft zu empfehlen. Steven Crolet wollte seinen Vertrag nicht verlängern. Laurent Mégan wird uns leider nach seiner Operation noch drei Monate fehlen. 

Andere Personalie: Wie steht es um Torwart Lucas Fox, der den Sprung ins Profilager geplant hatte. Ist eine Rückkehr eine Option?

Ah … Das mit Lucas ist eine richtige Hassliebe (lacht). Wir haben wirklich alles Mögliche gemacht, um ihm diesen Schritt zu ermöglichen. Die Ausbildungsentschädigung wäre sehr hoch gewesen, weil er noch keine 21 Jahre ist. Wenn er zu einem Profiverein wechselt, muss dieser Klub eine beachtliche Summe zahlen. Deshalb haben wir eine Einigung gefunden, über die er sich sehr gefreut hatte – und nicht die gesamte Summe verlangt. Leider hat es aber nicht geklappt. Er hat noch 14 Tage Zeit, ansonsten bleibt er ohne Verein. Es ist nicht geplant, dass er zurückkommt, wir haben jedenfalls nie darüber geredet. 

Sie sind inzwischen zwölf Monate bei der Jeunesse. Gab es auch böse Überraschungen?

Nein, es war alles so, wie unsere Vorgänger es uns mitgeteilt haben. Der Übergang verlief problemlos. Das Einzige, worauf wir nicht vorbereitet waren, war die Pandemie – sowohl finanziell als auch sportlich. Aber das gilt wohl für jeden Verein auf der Welt. Das andere, was uns anfangs Probleme bereitet hatte, waren die Regeln des Verbands. Da gibt es manchmal Dinge, die schwer zu verstehen sind. Wir haben etwas Zeit gebraucht, uns daran zu gewöhnen. Die 16 und nicht 18 Spieler auf dem Spielerbogen, die sieben „premières licences“, die Transferfenster, das Alter … Es gibt viele kleine Regeln, die man erst einmal kennenlernen muss. 

Damals standen Professionalisierung und Modernisierung ganz oben auf der Liste. Was wurde bislang umgesetzt?

Sehr viel, aber hinter den Kulissen. Es kann sein, dass man das vielleicht als Zuschauer oder externe Person nicht unbedingt direkt sieht. Es gab intern sehr viele Veränderungen. Wir sind sehr glücklich, dass wir auf zahlreiche motivierte Personen im Vorstand getroffen sind, die ihre Freizeit opfern. Am Sonntag war die VIP-Tribüne fast leer, da alle Vorstandsmitglieder eine Rolle während des Spiels ausgeübt haben. Es gab Neuerungen beim Training, beim Material, bei der Administration, Öffnungszeiten … Es sind viele kleine Sachen, die wir umgesetzt haben. Zudem haben wir jetzt unseren Bus. Darüber hinaus gab es im Marketing und Sponsoring noch viele Baustellen. Leider kam Covid dazwischen, weshalb wir nicht alles machen konnten. Die Zeit ohne Zuschauer hat uns hart getroffen. Wir wollen nicht nur zu den sportlichen Erfolgen der Jeunesse zurück, sondern ebenfalls zu einer ausverkauften „Grenz“. 

Sie haben den Bus angesprochen. Ist das genau dieses Image, das die neue, professionellere Jeunesse darstellen soll?

Es geht nicht nur um das Image. Es gibt einfach Dinge im modernen Fußball, die normal sind … Der Bus hat zudem psychologische Vorteile. Es passt zur neuen Philosophie, denn die Spieler sollen sich so wenig wie möglich mit Dingen beschäftigen müssen, die nicht direkt den Fußball betreffen.

Inwiefern ist das denn überhaupt möglich?

Die Mannschaft soll sich voll und ganz auf ihre Trainingseinheiten und Spiele konzentrieren können. Das ganze Drumherum muss von den Personen, die für den Klub arbeiten, erledigt werden. Wir wollen konzentrierte Spieler, die sich keine Sorgen machen müssen. Dafür muss man regelmäßig Lösungen für kleine und größere Probleme finden. Das Ziel ist, dass die Mannschaft sozusagen automatisch funktioniert und sich nur um ihre Leistung kümmern muss.

Wie sieht es mit den Renovierungsarbeiten auf der „Grenz“ aus?

Die Gemeinde wird in den nächsten Monaten mit den Renovierungen der „Gradins“ beginnen, um sie nutzer-freundlicher zu gestalten. Zudem ist geplant, dass neue Büroräume und Fitnessräume eingerichtet werden. Ende des Jahres wird sich unsere historische Arbeitsgruppe wohl zu den Plänen bezüglich des eigenen Kulturzentrums äußern. 

Ein delikateres Thema: Vier Mitglieder der Jugendkommission haben ihr Amt niedergelegt. Was ist passiert?

Daran ist nichts delikat. Es gab eine Jugendkommission, die so nicht weitermachen wollte, da einige vielleicht nicht mehr die Zeit dafür hatten. Es gibt einen Vollzeit-Direktor für die Jugendabteilung. Die Kommission besteht noch immer, bloß dass zwei, drei Mitglieder zurückgetreten sind. Ich glaube, dass es in den kommenden Wochen eine neue Besetzung geben wird. Zwischen uns gibt es keine Probleme, die Arbeit läuft weiter.

Um abzuschließen: Wo sehen Sie die Jeunesse in ein paar Jahren? Was sind Ihre konkreten Pläne?

Wir sind davon überzeugt, dass die Jeunesse der einzige Verein im Land ist, der in Zukunft in der Lage ist, auf eigenen Beinen zu stehen. Es ist die einzige Mannschaft, die keinen Investor braucht. Der Verein ist populär, die Sponsoren sind vorhanden und es können bis zu 5.000 Zuschauer zu unseren Spielen kommen. Dafür braucht es einen erfahrenen Vorstand mit den richtigen Vernetzungen, um das sportliche Niveau zu verbessern. Das ist unser Ziel. Wir wollen einen Verein, der von eigenen Mitteln lebt und gleichzeitig wieder an die glorreichen Zeiten von früher anknüpfen kann.