Ausgrabungen in BascharagePaläontologen finden insgesamt 250 Fossilien – darunter auch Knochen eines Ichthyosauriers

Ausgrabungen in Bascharage / Paläontologen finden insgesamt 250 Fossilien – darunter auch Knochen eines Ichthyosauriers
Paläontologe Ben Thuy mit dem Kopf eines Fischsauriers Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Zwei Wochen dauerten die Ausgrabungen in Bascharage. Um die 250 Fossilien konnten die Paläontologen zutage fördern. Vorigen Dienstag stellten sie einen kleinen Teil ihrer Funde der Öffentlichkeit vor.

Die Frage, ob die Ausgrabungen erfolgreich verlaufen sind, beantwortet der leitende Paläontologe aus dem Naturmusée, Ben Thuy, mit einem kurzen „Oh ja“ und einem breiten Grinsen. Es seien insgesamt um die 250 Fossilien gefunden worden. Rund 30 Fische fanden die Wissenschaftler, ein halbes Dutzend verschiedene Arten. Sogar versteinerte Tintenfische seien darunter, bei einem könne man noch seine letzte Mahlzeit im Magen sehen. Sogar Tinte sei noch im Stein sichtbar. Alle dort gefundenen Fossilien stammen aus dem Zeitalter des Unteren Jura vor 183 Millionen Jahren. Diese genaue Zeitzuteilung erlauben sogenannte Leitfossilien, in diesem Fall Ammoniten (Kopffüßler), Fossilien, die weltweit – und eben auch in Bascharage – bereits haufenweise gefunden wurden und dementsprechend gut dokumentiert sind.

Der spektakulärste Fund der vergangenen zwei Wochen ist der versteinerte Kopf und Torso eines Ichthyosauriers (Fischsaurier), ein Meeresreptil, das mehrere Meter lang werden konnte. Spektakulär aber vielleicht nur für den Laien, da man ohne viel Fantasie das Tier erkennt. Neben den Tieren, Insekten und Pflanzen – u.a. wurde ein Tannenzapfen gefunden – sei der wichtigste Fund der Wissensschatz, sagt Thuy, Der erhoffte Flugsaurier (s. „T“ vom 13.5.2022) wurde zwar nicht gefunden, „doch wir haben da noch einen mysteriösen Knochen, der vielversprechend ist, aber noch genauerer Untersuchungen bedarf“.

Fundstätte Bascharage bereits Referenz für Fossilieninsekten

Es wird noch Monate, wahrscheinlich Jahre dauern, bis die Wissenschaftler alle Funde ausgewertet haben. „Jetzt geht die Arbeit erst richtig los“, sagt Thuy. Die Funde müssen erst sortiert, gereinigt und präpariert werden, ehe sie eingehend studiert werden können. Am Schluss jeder wissenschaftlichen Arbeit steht dann die Veröffentlichung der gefundenen Erkenntnisse, und vielleicht auch eine weitere Ausstellung. Zeitgleich zu den Ausgrabungen fand im Naturmusée die Ausstellung „Lost Ocean“ statt, die von genau der gleichen Epoche handelte wie die jetzigen Funde in Bascharage. „Das war allerdings purer Zufall“, gesteht Thuy.

Einige der Fossilien würden bestimmt Gegenstand wissenschaftlicher Studien sein, meint er. „Was viele in Luxemburg nicht wissen, die Fundstätte Bascharage ist weltweit eine Referenz für Fossilieninsekten.“

Seit Jahrzehnten ist der Ort als reiche Lagerstätte von Fossilien bekannt. Bei der Vorstellung der Ausgrabungsergebnisse zeigt Thuy ein Foto aus den 1980er Jahren; damals wurde in Bascharage bereits ein Pterosaurier (Flugsaurier) gefunden.

In den zwei Wochen, welche die Ausgrabungen in einem Feld der Käerjenger Industriezone dauerten, wurden 7.000 Kubikmeter Erde bewegt, was rund 14.000 Tonnen Geröll ausmacht. Nur ein Bruchteil der Funde wurden am vorigen Dienstag im Naturmusée der Öffentlichkeit vorgestellt; weitere zehn Tonnen Knollen müssen vor ihrer Auswertung noch zwischengelagert werden – wo genau, will Thuy nicht verraten, nur so viel: „In einem Steinbruch.“ Dort müssen die Steine noch einige Winter verwittern, damit sie nachher leichter aufgebrochen und analysiert werden können.

Bestimmte Fossilien müssen zur Aufbereitung in ein Speziallaboratorium nach Deutschland geschickt werden, wo sie vom Pyrit (Katzengold) gereinigt werden, da dieses Mineral die Fossilien im Kontakt mit der Luft beschädigt, erklärt der Paläontologe Laurent Garbay. Bis zu einer eventuellen Ausstellung werden die aufbereiteten Funde unter Spezialbedingungen konserviert.

Hinweise oft durch Hobbypaläontologen

Die Arbeiten der zwei vergangenen Wochen beschreibt Ben Thuy als „außergewöhnlich“, sowohl was Ort, Zeit, und Leute angehe. Das Wirtschaftsministerium, dem das Grundstück gehört, erlaubte den Paläontologen während zwei Wochen auf einem Areal von 80 mal 30 Metern zu graben, ehe dort mit dem Bau einer Lagerhalle begonnen wurde.

Aufmerksam auf die Fundstelle machte die Wissenschaftler übrigens ein Hobbypaläontologe aus Bascharage. Roby Haas ist seit 1974 passionierter Sammler von Fossilien und Sekretär der Vereinigung „Amis Géologie, Minéralogie, Paléontologie“. Als er hörte, dass in der Industriezone eine neue Lagerhalle gebaut werden sollte, ging er auf „Schatzsuche“ und wurde prompt fündig: Er fand einen versteinerten Fisch und setzte die „Profis“ davon in Kenntnis.

Die Mitarbeit der freiwilligen Helfer wissen die Profis durchaus zu schätzen: „Sie haben vielleicht kein Diplom, doch viele dieser Hobbypaläontologen und -geologen wissen genau so viel über die Materie wie wir“, bezeugt Laurent Garbay. Und auch bei diesen Ausgrabungen waren freiwillige Helfer mit dabei.