Ungarn / Orban trauert „weggenommenem“ Meereszugang nach und verstimmt die Nachbarn

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban begründet mit abstrusen Argumenten seine Ablehnung eines Ölembargos gegen Russland (Foto: dpa/Marton Monus)
Auch im Ukraine-Krieg trauert Ungarns nationalpopulistischer Premier Viktor Orban den einstigen Staatsgrenzen nach. Seine Klagen über den dem Binnenland „weggenommenen“ Meereszugang, mit dem er seinen Widerstand gegen ein Öl-Embargo begründet, stoßen in Kroatien auf Verärgerung – und Empörung.
Ungarns sorgfältig kultivierter Phantomschmerz über den Verlust der einstigen Größe und die „Wunde“ des über 100 Jahre alten Friedensvertrags von Trianon nervt die Nachbarn schon seit Jahren. Einen Sturm der Empörung hat die jüngste Selbstmitleidattacke von Ungarns Premier Viktor Orban im Adria-Staat Kroatien ausgelöst: Mit Ungarns Verlust des „weggenommenen“ Meereszugangs hat der russophile Fidesz-Chef seine Ablehnung eines Ölembargos gegen Russland begründet.
Für andere EU-Staaten, die über Meereshäfen verfügten, sei es „viel leichter“, Erdöl mit Hilfe von Tankern zu importieren, hatte der Chef der nationalpopulistischen Fidesz-Partei in einem Interview mit dem staatlichen Kossuth-Radio geklagt: „Wir würden auch über Häfen verfügen, wenn sie uns nicht weggenommen worden wären.“
Wir würden auch über Häfen verfügen, wenn sie uns nicht weggenommen worden wärenUngarns Regierungschef
Ausgerechnet im Ukraine-Krieg trauert Ungarns ranghöchster Rumpelpatriot den einstigen Staatsgrenzen und Adria-Häfen nach: Ähnlich wie Österreich, das Deutsche Reich oder die Türkei hatte Ungarn mit dem 1920 unterzeichneten Vertrag von Trianon einen Großteil seines Territoriums an die Nachbarn und neu entstandenen Staaten in Südost- und Mitteleuropa abtreten müssen. Auf Empörung stoßen Orbans jüngste Nostalgie-Entgleisungen im benachbarten Kroatien. Als „Putins Pudel“ und „hochmütiger Narr“ bezeichnet der Kommentator des Webportals „index.hr“ genervt den Fidesz-Chef.
Provokation mit großungarischer Landkarte
Diplomatischer, aber nicht weniger angesäuert drücken sich die Würdenträger von Kroatiens konservativer Regierung aus. „Entschieden“ weise Zagreb jede territoriale Ansprüche zurück, so Innenminister Davor Bozinovic. „Die Adria-Küste und Rijeka sind kroatisch und werden das auch bleiben“, empört sich HDZ-Europaparlamentarier Karlo Ressler. Kroatiens Außenministerium bestellte verärgert Ungarns Botschafter in Zagreb ein. Kroatien verurteile die Aussagen des ungarischen Regierungschefs, „die unnötig unsere gutnachbarschaftlichen Beziehungen zerrütten“, so das Ministerium in einer offiziellen Stellungnahme.
Tatsächlich hatte Orban bereits vor zwei Jahren mit der Veröffentlichung einer großungarischen, bis an die Adria reichenden Landkarte auf seiner Facebook-Seite die Nachbarn provoziert. Premier Orban habe nur über „historische Fakten“ gesprochen, weist der ungarische Informations-Staatssekretär Tamas Menczer die Kritik aus Zagreb als unbegründet zurück. Zagreb müsse wohl „etwas falsch verstanden“ haben: Er hoffe, „dass die mediale Hysterie unsere kroatischen Freunde nicht überwältigen wird.“
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