12. November 2025 - 7.12 Uhr
Akt.: 12. November 2025 - 8.56 Uhr
Escher Kanalstraße„Opusmer“ und Co. kämpfen mit den Folgen des Verkehrsumbaus
Nuno Simões, Besitzer und Betreiber des Restaurants „Opusmer“, ist verzweifelt: „Wir verzeichnen einen Verlust von rund 20.000 Euro pro Monat“, sagt er gegenüber dem Tageblatt. „Ich kann mir mittlerweile keinen Lohn mehr auszahlen, Gewinn gibt es kaum mehr.“ Die Kanalstraße wurde im Juni ab der Synagoge zum Kreisverkehr „Um Däich“ hin zur Einbahnstraße für den motorisierten Verkehr. Außerdem entstand ein bidirektionaler Radweg auf der linken Seite in Fahrtrichtung. Seither sorgt dieser für Diskussionen und ist Grund für das Verschwinden von mehreren Parkplätzen, wobei niemand so richtig zu wissen scheint, um wie viele Plätze es sich letztendlich handelt.

„Innerstädtische Verkehrsberuhigung und Sicherheit“ – so lauten die politischen Hauptargumente für die Umstrukturierung der rue du Canal im Herzen von Esch. Diese lässt Simões aber nicht gelten: „Die Straße war ohnehin seit der direkten Autobahnanbindung nach Frankreich nicht mehr so viel befahren“, sagt er. „Hierhin verirren sich meist nur Einwohner des Viertels, die jetzt die unmöglichsten Umwege fahren müssen.“ Der Zugang verläuft über den boulevard John F. Kennedy durch die rue Dicks oder entlang der Victor-Hugo-Straße etwa den Kohlenberg hinunter.
„Das ist viel zu umständlich, Restaurantbesucher verlieren dadurch bis zu 15 Minuten“, so Simões. Minuten, die während der Mittagspause wertvoll seien. „Für diejenigen, die sich nicht in Esch auskennen, ist es besonders schwierig – sie gehen dann lieber woanders hin.“ Die verschwundenen Parkplätze spielen laut dem Restaurantbesitzer dabei nur eine Nebenrolle – sie waren ohnehin bereits Mangelware gewesen. Trotzdem trägt das Entfernen der Stellplätze nicht zu einer Entspannung der Situation bei.
Neues Parkkonzept
„Seit Juni sind wir nur noch ein Schatten dessen, was wir vorher waren“, sagt Simões. Mittags seien früher zwischen 50 und 70 Gäste gekommen, inzwischen seien es im Schnitt 20 bis 30. Im Sommer, sonst eine der stärksten Zeiten des Jahres, musste er teils mit sechs Mittagstischen und drei Abendgästen auskommen. Die Einnahmen reichen knapp aus, um die Fixkosten zu decken – Simões verliere zwischen 20.000 und 30.000 Euro monatlich. Seine Preise habe er bislang nicht erhöht.
Die Stadt verweist derweil auf neue Parklösungen, die die Betreiber jedoch kaum als echte Entlastung empfinden. Zwei Stunden gratis im Parkhaus Brill oder am Rathaus – ein Angebot, das zu einem Drittel von der Gemeinde, einem Drittel von der ACAIE und einem Drittel von den Gastronomen selbst finanziert wird. „Wir zahlen also mit, damit unsere Gäste parken dürfen“, so Simões. Ein Konzept, das ihm nicht gefällt. „Im Parking Brill muss man bis ins dritte Untergeschoss fahren, um einen freien Platz zu finden – Zeit, die die meisten Menschen ohnehin nicht aufbringen wollen.“
Nicht nur das „Opusmer“ übt Kritik an dem neuen Konzept. Auch das benachbarte Restaurant „La Porta Vecchia“ beobachtet einen Gästerückgang. Dort spricht man von „engen Zeitfenstern, überfüllten Lieferzonen“ und Gästen, die schlicht nicht mehr kommen, weil sie keinen Parkplatz finden. „Ich habe den Gästen immer schon geraten, ihre Autos am Brillplatz unterzubringen, viele mögen allerdings keine Parkhäuser – dann bleiben sie lieber weg“, so die Betreiberin. Sie berichtet außerdem von Beschwerden über E-Scooter und Fahrräder, die trotz neuer Infrastruktur weiterhin über den Gehweg fahren.
„Gelungenes Projekt“

Sowohl Simões als auch die Betreiberin der „Porta Vecchia“ denken darüber nach, ihr Geschäft aufzugeben. „Der ehemalige Betreiber der Maxim-Nudelfabrik sagte vor ein paar Monaten, er hätte die Gemeinde verklagt, würde er nicht einen Monat später in Rente gehen“, sagt Simões. „Wir klagen nicht. Doch wenn es so weitergeht, werde ich das Lokal früher oder später verkaufen müssen.“
Die kommunalen Verantwortlichen weisen die Kritik zurück. Der Schöffe Pim Knaff (DP) betont, es gehe nicht um Parkplätze, sondern um Sicherheit und Lebensqualität: Der Radweg sei eine Reaktion auf Bürgerwünsche, die Straße sei entschleunigt und übersichtlicher geworden. Man habe außerdem schnell auf die Beschwerden der Lokale reagiert, so Knaff. Das überarbeitete Parkkonzept mit dem zweistündigen Gratisparken hält er für eine optimale Lösung, die Händler und Kunden gleichermaßen zufriedenstelle. „Es gibt Händler, die dieses Angebot bereits nutzen – das ‚Opusmer’ gehört bislang nicht dazu.“
Auch Schöffe Meris Sehovic („déi gréng“) bezeichnet die Kanalstraße als ein gelungenes Projekt. „Es ist schwer zu sagen, dass die Umstrukturierung der Kanalstraße schuld an den genannten Problemen ist.“ Laut Sehovic zeigen Messungen, dass der Radverkehr auf dem betroffenen Abschnitt um mehr als ein Drittel zugenommen habe, was die Legitimität des Radweges nicht mehr infrage stelle. Das Interesse an sicherer Infrastruktur bestehe ebenfalls, besonders bei den Anwohnern: „Wir bekommen klare Rückmeldungen, dass weniger Durchgangsverkehr und mehr Sicherheit begrüßt werden.“
Ob er der Umorganisation und dem Radweg mittel- oder langfristig etwas Positives abgewinnen könne, beantwortet Simões mit einem nüchternen „Nein“.
De Maart

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