Santo Rumbo„OpenLux“-Recherche: Name eines italienischen Mafioso taucht im Luxemburger Handels- und Firmenregister auf

Santo Rumbo / „OpenLux“-Recherche: Name eines italienischen Mafioso taucht im Luxemburger Handels- und Firmenregister auf
 Montage: Editpress/Frank Goebel

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Der Name des bekannten italienischen Mafioso Santo Rumbo steht im Luxemburger Handels- und Firmenregister (RCS). Seine Spuren führen bis nach Differdingen. Das haben die Wochzeitung woxx und seine Partner im Rahmen der „OpenLux“-Recherche herausgefunden, wie das Medium am Donnerstag mitteilt.

Der Name eines bekannten italienischen Mafioso, Santo Rumbo, ist im Luxemburger Handels- und Firmenregister (RCS) vermerkt. Das hat eine gemeinsame Recherche von woxx und seinen Partnern zu den Netzwerken der kalabrischen Mafia ’Ndrangheta im Süden des Landes ergeben. Die Mafia agiert in ganz Europa sowie in Nord- und Südamerika, Russland und Australien. Laut woxx ist die ’Ndrangheta dafür berüchtigt, einen Großteil des globalen Kokainhandels zu kontrollieren.

Die Luxemburger Wochenzeitung gibt an, dass Santo Rumbo „in den Daten einer GmbH mit Sitz in Differdingen, für die er 2019 – bis zu seiner spektakulären Verhaftung – Geschäftsführer war“, auftauche. Die italienische Polizei soll ihr zufolge während einer Abhöraktion auf Santo Rumbo und seinen luxemburgischen Standort gestoßen sein, die eigentlich Teil einer anderen Operation war. Diese konzentrierte sich auf Kanada – dort hat sich nämlich ein Teil der ’Ndrangheta etabliert. Die Operation „Canadian Connection 2“ diente eigentlich dazu, die kanadischen Netzwerkführer ausfindig zu machen.

Woxx zufolge ist Rumbo „kein Unbekannter in dieser Welt“. Eingeführt in die Tätigkeiten des Geheimbunds wurde er von seinem Vater, Riccardo Rumbo. Dieser sitzt seit 2010 in Italien im Gefängnis, festgehalten unter dem harten Gefängnisregime „Artikel 41-bis“, in Italien auch „carcere duro“ genannt. Dieses Regime wurde für Mafiosi und Terroristen eingeführt. Laut woxx beinhaltet es eine Reihe von restriktiven Maßnahmen – einschließlich reduzierter Kontakte zwischen den Gefangenen und mit der Außenwelt. Diese gelten auch für Riccardo Rumbo.

Der Mafioso-Werdegang von Santo Rumbo

Bevor Riccardo Rumbo gefangen genommen wurde, soll er seinen Sohn Santo, Jahrgang 1989, in die Organisation eingeführt haben. Laut den Ermittlern der italienischen Polizei – die den Spuren von Santo Rambo bis nach Differdingen gefolgt sind – soll der Sohn unter der Leitung des Vaters ein Kreditgeschäft aufgebaut haben. Nach der Inhaftierung von Riccardo Rambo soll Santo in die väterlichen Fußstapfen getreten und in den Reihen der Mafia schnell aufgestiegen sein. Und zwar nicht in Kalabrien – in der Nähe von Siderno und Mammola, den Städten, aus denen die Clans stammen –, sondern in Kanada. Den Ermittlern zufolge stieg er sogar in den Rang eines „trequartino“ auf – was für die ’Ndrangheta die oberste Liga ist.

Als die italienische Polizei Wind davon bekam, dass der junge Rumbo nach Luxemburg gezogen war, wusste sie, was für einen Stellenwert Luxemburg für die Mafia hat. „Die ’Ndrangheta nimmt Luxemburg als interessanten Ort für Investitionen und Kapitalwäsche wahr, gerade weil das Finanzsystem in diesem Land für seine Diskretion bekannt ist, die diejenigen anzieht, die Schwarzgeld und dubiose Gelder verstecken müssen“, ließ ein kalabrischer Anti-Mafia-Staatsanwalt laut woxx gegenüber IrpiMedia* verlauten. In der Tat sei bekannt, dass der Mammola-Clan – Teil der kalabrischen Mafia – die Benelux-Staaten als Rückzugsort und Kinderstube für spezielle „Talente“ in ihren Reihen gewählt habe. Das schreibt die Wochenzeitschrift.

Dem Bericht eines kanadischen Polizisten zufolge habe die Behörde nie feststellen können, was Santo Rambo in Luxemburg vorhatte, auch wenn sie ihn 2019 sehr schnell fassen konnte. Gleichzeitig, sagt woxx zufolge die Mafia-Expertin Anna Sergi von der Universität Essex, „hat sich durch Ermittlungen in Deutschland, Belgien und vor allem in den Niederlanden herausgestellt, dass Luxemburg ein Transitgebiet sowohl für mafiöse Personen als auch für deren Aktivitäten und Geld ist“.

Drogengeld in Luxemburg investieren

„Durch den Abgleich von OpenLux-Daten mit Daten aus sozialen Netzwerken konnten wir 17 Familien aus Mammola identifizieren – von denen einige tatsächlich in der Gastronomie tätig sind“, schreibt woxx. Und weiter: „Tatsächlich zeigen die Unternehmen, die wir analysieren konnten, dass Santo Rumbo kein Neuland betreten hat und nicht allein war.“ In Differdingen habe er „ein herzliches Willkommen in einer Firma namens I Bronzi, die ihn Anfang 2019 als Regisseur aufführt“, gefunden, so woxx. Die beiden jungen Menschen, die das Unternehmen gegründet hätten, verschwänden zu dem Zeitpunkt aus dem RCS-Register, während Rumbo und zwei Partner aus Siderno plötzlich aufgeführt würden. Auch wenn das Unternehmen de facto keine Aktivität verzeichnete, hätten die Komplizen bald eine Sportbar mit italienischen Spezialitäten in Differdingen eröffnet – „wie Fotos mit Rumbo in den sozialen Netzwerken belegen“, schreibt das Luxemburger Medium.

Rumbo wurde nach seiner Verhaftung schnell aus dem Register gestrichen, berichtet woxx. Nach seiner Überstellung nach Italien ist er nun auf freiem Fuß, und sein Anwalt bestreitet offensichtlich jegliche Mafia-Aktivität seines Mandanten in Luxemburg. „Dennoch zeigt sich im weiteren Verlauf der Untersuchung ein wiederkehrendes Muster hinter allen analysierten Unternehmen: Mit wenig Kapital gegründet, verschwinden sie so schnell, wie sie danach wieder auftauchen“, schreibt woxx. Die Zeitung habe mehrere Unternehmen mit verdächtigen Bewegungen identifizieren können, die dank der geringen Einnahmen, die sie generierten, nicht wie die großen „Sociétés de participations financières“ (Soparfi) auditiert werden müssten.

Einer der italienischen Ermittler teilte dem woxx-Team in diesem Kontext mit: „Wir kennen durchaus junge Menschen in ihren 20ern oder 30ern, die kürzlich nach Luxemburg gezogen sind. Sicherlich nicht mit Taschengeld, angesichts der Armut in Kalabrien. Wir sehen ganz klar junge Leute aus dem ’Ndrangheta-Umfeld, die dorthin geschickt werden, um Geld aus der typischen ’Ndrangheta-Aktivität, dem Drogenhandel auf höchstem Niveau, zu investieren.“

* Alle Polizisten, Ermittler und Staatsanwälte äußerten sich aus offensichtlichen Gründen anonym. Eine längere Version der Recherche ist auf Italienisch abrufbar auf der IrpiMedia-Seite.

MarcL
12. Februar 2021 - 12.22

Da bleibt mir die Spucke weg. Und sowas im Marienland, wo nicht ist was nicht sein darf.