FußballOlivier Thill nach seinem ersten Treffer in der Ukraine: „Es macht definitiv mehr Spaß“

Fußball / Olivier Thill nach seinem ersten Treffer in der Ukraine: „Es macht definitiv mehr Spaß“
Olivier Thill lobte vor allem Vorlagengeber Igor Perdula Facebook: Vorskla Poltava

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In seiner dritten Partie für Vorskla Poltava hat Mittelfeldspieler Olivier Thill seine Tor-Premiere in der ukrainischen Meisterschaft gefeiert. Was dieser beeindruckende Treffer für ihn persönlich bedeutet, erzählte er gestern dem Tageblatt.

Nach 229 Spielminuten in der „Premier Ligue“ war es so weit: FLF-Nationalspieler Olivier Thill trug sich erstmals in die Torschützenliste seinen neuen Klubs Vorskla Poltava ein. Der Luxemburger wusste genau, bei wem er sich bedanken musste: „Schwer einzuschätzen, wie schwierig dieser Treffer war. Die Vorlage war definitiv komplizierter als das, was ich dazu beigetragen habe. Aber wenn ich ihn nicht richtig treffe, fliegt er über das Stadion“, lachte der 24-Jährige gestern. Igor Perdula legte in beeindruckender Manier – einer Direktabnahme – für den Luxemburger Mitspieler auf, der in dessen Rücken angestürmt kam und das Leder ebenfalls ohne zu Zögern in einem Ballkontakt ins Netz ballerte. „Einstudiert war es sicher nicht“, erklärte Thill, „aber wir versuchen, auf diese Weise gefährlich vor das Tor zu kommen. Letztlich ist es mir auch egal, Hauptsache drin!“

Wie das Schicksal es so wollte, gelang ihm sein Tor ausgerechnet in der ersten Partie, bei der wieder Zuschauer in der Ukraine zugelassen waren (1.000) – sodass auch Söhnchen Grayson und seine Ehefrau anwesend waren. „Das Herz (das er beim Jubel in Richtung Tribüne schickte) war für die beiden. Es macht wirklich einen Unterschied, wieder vor Zuschauern zu spielen. Eine der Tribünen war fast voll.“

Nach komplizierten Wochen beim Ex-Verein Ufa (Russland), in denen er im Herbst aus finanziellen Gründen zur Vertragsauflösung gedrängt worden war, handelte es sich um den perfekten Neuanfang in einem fremden Land: „Mein letzter Treffer geht fast zwei Jahre zurück. Ich warte also schon lange, auch wenn es nicht meine Priorität ist. Es gibt mir Selbstvertrauen. Das Wichtigste ist aber, dass ich meiner Mannschaft dadurch auch zum Sieg verhelfen konnte und wir wieder in der Erfolgsspur sind.“ Nach zwei Unentschieden feierte Vorskla Poltava den ersten Dreier 2021, einen 3:1-Sieg gegen Olexandriya. 

Vom Abstiegsgespenst zum Favoriten

Thill merkte schnell, dass die beiden Remis nicht wirklich die Erwartungen seines neuen Arbeitgebers erfüllt hatten. „Niemand war zufrieden. Das Ziel des Vereins sind die Top drei, denn dann ist man automatisch für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Das war auch ausschlaggebend bei meiner Entscheidung, hierher zu kommen. So etwas erlebt man nicht alle Tage.“ Derzeit rangiert der Klub auf Platz fünf, mit zwei Punkten Rückstand auf den Drittplatzierten Desna. Für den Vierten der Tabelle geht es später in die Europa-League-Qualifikation. 

Für den Mittelfeldspieler änderte sich mit dem Wechsel in die Ukraine aber nicht nur das Umfeld, sondern auch die Anzahl der Ballkontakte: „Das System (3-5-2) ist zwar das gleiche, aber hier haben wir deutlich mehr Ballbesitz. Das kommt mir entgegen. Wir sind eigentlich fast immer Favorit. Es macht definitiv mehr Spaß“ – als wie in Russland ständig gegen den Abstieg kämpfen zu müssen. Ohnehin fühlte er sich in der 300.000-Einwohner-Stadt etwa 350 km südöstlich von der Hauptstadt Kiew gleich willkommen und gut aufgenommen. „Ich bin hier richtig glücklich. Der Klub ist gut strukturiert, familiär und ich habe einen Trainer, der auf mich zählt. Die Vereinsverantwortlichen vertrauen mir.“ 

Der Profi hat demnach bei seiner ersten Station im Ausland auch die Schattenseiten des Business kennengelernt – und hinter sich gelassen. Für diesen Neubeginn hatte er auch über die Wintermonate viel investiert: „Ich habe viel und hart in Luxemburg gearbeitet“, erinnerte er sich an die Trainingswochen ohne Arbeitgeber. „Diese Zeit habe ich wirklich gut genutzt. Zudem war die Vorbereitung mit Poltawa sehr anstrengend. Zwei Wochen im Sand … Das hatte ich noch nie. Es war wirklich anstrengend. Aber ich merke eben, dass es nicht umsonst war.“ Trotzdem versicherte der zweitälteste der Thill-Brüder: „Es gibt noch Luft nach oben.“ Man darf also gespannt sein, was sich der 24-Jährige für die Begegnung gegen Mariupol am kommenden Samstag vorgenommen hat.