WM-KolumneOhne mich (Teil III)

WM-Kolumne / Ohne mich (Teil III)
Blackpink in your area Foto: Amy Harris/Invision/AP/dpa

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Rosa und Schwarz ist die Farbe meines Winters. Nicht wegen des Ausweichtrikots der Japaner bei der WM, denn das haben sie nicht getragen. Es geht vielmehr um Blackpink. Die „Girlgroup“ ist ein „Big Player“ und spielt in der musikalischen Champions League. 

Die Superstars des K-Pop (= Popmusik aus Südkorea) touren gerade im Rahmen ihrer „Born Pink“-Tournee durch Europa und gastierten vergangene Woche in der Kölner Arena. Vor gut einem Monat startete der Vorverkauf für das Konzert. Die rund 15.000 Tickets waren binnen fünf Minuten ausverkauft. Dass die billigste Eintrittskarte 200 Euro kostete, spielte dabei offensichtlich keine Rolle. Dass die Fans der vier Mädels in allererster Linie Teenager sind, erst recht nicht. 

Was der moderne Fußball kann, das kann die Musikbranche also schon lange. In allererster Linie einmal den Fans das Geld aus der Tasche ziehen. Überteuerte Eintrittskarten sind das eine, Merchandising das andere. Drei Monatstaschengelder gingen so bei meiner Tochter für ein Hoodie, ein T-Shirt und eine Mütze mit dem Band-Logo drauf. Der Renner auf Blackpink-Konzerten ist ein „Light-Stick“ in Form eines kleinen Hammers mit rosa Herzen an den Enden. Der leuchtet bei Bedarf rosa und kostet sage und schreibe 75 Euro, obwohl der Materialwert inklusive Edelverpackung wohl kaum über zehn Euro liegen dürfte. Solche Preise erinnern stark an Fußballtrikots, die inzwischen je nach Verein oder Nationalmannschaft die 100-Euro-Grenze überschritten haben. 

Genau wie die Talente in den Fußball-Nachwuchszentren haben die Mädels von Blackpink ein knallhartes Casting hinter sich. Da ist wenig Platz für Individualität, denn Individualität ist selten gut fürs Marketing. Nur wer angepasst ist, hat eine Chance ein „Global Brand Ambassador“ von Dior, Calvin Klein, Chanel, YSL und Co. zu werden. Im modernen Fußball machen die Spieler auch nur noch äußerst selten kritisch den Mund auf. 

Was für den Fußball das Bezahlfernsehen ist, ist für die Musik das Streaming. Blackpink haben während der Pandemie ein Online-Konzert gegeben. Wer auf seinem Laptop dabei sein wollte, musste rund 30 Euro berappen. 20 Millionen Fans wollten das. Alles klar? Wer in Europa Champions League, Bundesliga und Premier League schauen möchte, der bezahlt im Monat ein Vielfaches dieser Summe. Den Fans wird permanent mehr Geld aus der Tasche gezogen, damit einige immer reicher werden können. Es geht im Fußball also weniger um Sport und bei K-Pop weniger um Musik, als vielmehr um Geld. Beides sind gigantische Geldmaschinerien.   

Natürlich muss man da nicht mitspielen, genauso wie man die WM in Katar nicht schauen muss. Doch erklären Sie das mal Ihren Kindern, die mit leuchtenden Augen zu ihren Idolen aufschauen. Auf die singenden genau wie auf die kickenden.