Gesundheits- und SozialberufeOGBL stellt eigenes Reformprojekt zur Ausbildung vor

Gesundheits- und Sozialberufe / OGBL stellt eigenes Reformprojekt zur Ausbildung vor
Monique Pegels und Pitt Bach vom OGBL-Syndikat Gesundheit und Sozialwesen stellen das Reformvorhaben der Regierung infrage Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der OGBL kann sich nicht mit den von der Regierung angekündigten Reformen in der Ausbildung von Gesundheits- und Sozialberufen abfinden. Deshalb hat die Gewerkschaft nun ein eigenes Konzept ausgearbeitet, das sie am Freitag der Presse vorgestellt hat. Das Projekt wird an die politischen Verantwortlichen geschickt und sollte als Basis für eine Reform herangezogen werden.

„Das Thema brennt bereits seit Jahren, hat aber in letzter Zeit sehr an Wichtigkeit zugenommen“, sagt Pitt Bach, Zentralsekretär des Syndikats Gesundheit und Sozialwesen. Es geht um die Reform der Pflege- und Sozialberufe. Für Bach ist eine solche Reform einer der Grundpfeiler in Bezug auf die Attraktivität und die Arbeitsbedingungen der Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufe. Dieser Sektor soll nun fit für die Zukunft gemacht werden und nach der Auffassung der Gewerkschaft so aufgestellt werden, dass eine qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung garantiert werden kann. Zudem müsse dieser Bereich vor einem Mangel an Arbeitskräften geschützt werden. Um dieser Knappheit entgegenzuwirken, sei es nötig, die Diplome aufzuwerten. Auf diese Weise könne man mehr junge Leute für diese Berufe begeistern, sagt Bach.

Dieses Vorhaben der Regierung war nicht das Resultat von Gesprächen, die ‚um Terrain‘ geführt wurden, sondern ein Resultat irgendwelcher Überlegungen, die in Sphären stattgefunden haben, die sich weit weg von der Realität befinden

Pitt Bach , Zentralsekretär des Syndikats Gesundheit und Sozialwesen

Seit 2018 sei die Gewerkschaft mit sämtlichen Akteuren dieser Bereiche in Kontakt. Spätestens am 1. Juni, als jene der Gesundheitsberufe auf der place d’Arme demonstrierten, war klar, dass sich die Betroffenen einig waren, das von der Regierung in die Wege geleitete Projekt zur Reform der Gesundheitsberufe in dieser Form nicht zu akzeptieren. „Denn dieses Vorhaben der Regierung war nicht das Resultat von Gesprächen, die ‚um Terrain‘ geführt wurden, sondern ein Resultat irgendwelcher Überlegungen, die in Sphären stattgefunden haben, die sich weit weg von der Realität befinden“, sagt Bach.

Der OGBL-Zentralsekretär verweist auf Premier Xavier Bettel, der infolge der Pandemie einer Reform der Gesundheits- und Pflegeberufe Priorität eingeräumt und kurzerhand das Vorhaben zur Chefsache erklärt hatte. Der OGBL habe daraufhin mehrere Anfragen gestellt, um an der Ausarbeitung mitzuwirken. Ohne Erfolg. „Anfang Mai stellte die Regierung ein Projekt vor, das an der Realität vorbei entschieden wurde“, so der Syndikalist. Es sei konzeptlos und entspreche keineswegs den realen Bedürfnissen.

Gewerkschaft kritisiert Projekt der Regierung

Was Luxemburg brauche, sei ein Gesamtkonstrukt, ein kohärentes Modell. Man könne nicht für eine Berufsgruppe Prioritäten beschließen, denn alles hänge zusammen und habe stets Auswirkungen auf das Gesamtbild. „Deshalb ist der OGBL proaktiv vorgegangen und hat ein kohärentes Modell aufgestellt“, so Bach. Dort seien die Erfahrungen der betroffenen Akteure und die erworbenen Kenntnisse der letzten Jahre eingeflossen. „Es ist ein Basiskonstrukt, das sicherlich ausbaufähig ist.“ Für die Gewerkschaft ist es wesentlich, dass das Ganze Möglichkeiten enthält, die es erlauben, zwischen den Berufsausbildungen zu wechseln. Dies sowohl während der Ausbildungszeit als auch später im Beruf.

Damit wird die Ausbildung des Krankenpflegers nicht reformiert, sondern es wird einfach nur ein neues Diplom hinzugefügt 

Pitt Bach, Zentralsekretär des Syndikats Gesundheit und Sozialwesen

Der Vorwurf des Syndikats: Das Projekt der Regierung sieht eine neue Ausbildung für Krankenpfleger auf Bachelor-Niveau vor, schafft aber gleichzeitig die alte BTS-Ausbildung nicht ab. „Damit wird die Ausbildung des Krankenpflegers nicht reformiert, sondern es wird einfach nur ein neues Diplom hinzugefügt“, sagt Bach. Zu den BTS-Krankenpflegern, die sich weiter konkret um die Patienten kümmern, würden sich somit Krankenpfleger mit Bachelor-Niveau hinzugesellen, die eher eine koordinierende Funktion einnehmen würden. Für einen Arbeitgeber sei zudem der BTS-Krankenpfleger günstiger als jener mit Bachelor-Diplom. Daneben soll noch ein drittes Krankenpfleger-Diplom, jenes des „Technicien“, geschaffen werden. „Nachher weiß niemand mehr, wer eigentlich was tun soll“, moniert Pitt Bach. Und die Qualität der Leistungen werde dadurch keineswegs besser.

Die Regierung sehe zudem spezialisierte Krankenpfleger vor, deren Ausbildung einem Bachelor-Diplom entsprechen soll. Allerdings seien diese trotz Spezialisierung den anderen Bachelor-Krankenpflegern gleichgestellt, da es sich im Grunde genommen um die gleichen Diplome handele. Da der Personalmangel insbesondere bei den spezialisierten Krankenpflegern bestehe und diese nun zwei Jahre länger zur Schule gehen sollen, um danach eigentlich das gleiche Diplom zu haben wie die Bachelor-Krankenpfleger, werde das Problem keineswegs gelöst, moniert Bach.

OGBL mit eigenem Reform-Modell

Deshalb hat der OGBL ein eigenes Modell zur Ausbildungsreform geschaffen. Auf der untersten Stufe der Diplome befindet sich das CCP („Certificat de capacité professionnelle“) für den Bereich „Aide socio-familiale“. Heute habe die „Aide socio-familiale“ kein schulisches Diplom, sondern bestehe aus einer berufsbegleitenden Ausbildung, die dann ein Zertifikat bekomme, erklärt Bach. „Wir fordern hier einen klaren Rahmen und möchten den in die Ausbildung eines CCP einbetten.“ Darauf aufbauend siedelt die Gewerkschaft das DAP („Diplôme d’aptitude porfessionnelle“) an. Aktuell gebe es dort den „Auxiliare de vie“ und den „Aide soignant“, was zu Konfusionen führe. Um Klarheit zu schaffen, sieht das Projekt vor, dem „Auxiliare de vie“ einen klaren Rahmen zu geben und nur ihn in die DAP-Stufe einzuordnen. Daneben fordert die Gewerkschaft eine Aufwertung des „Aide soignant“ und setzt ihn eine Stufe höher als den DAP, nämlich auf jene des „Technicien“, was ein Jahr mehr Ausbildung als beim „Auxiliare de vie“ im DAP bedeutet.

Eine weitere Stufe darüber befindet sich das Bachelor-Niveau (Bac +3). Hier stuft das Projekt des Syndikats neben dem Krankenpfleger auch den „Assistant technique médical de radiologie“ sowie den Beruf der Laborantin ein. „Somit öffnet sich die Tür für diese Berufe auch für Schüler einer 1re oder 13e“, sagt Pitt Bach. Die Zielgruppe werde dadurch bedeutend größer. Noch eine Stufe höher liegt dann das Masterdiplom (Bac +5). „Getreu dem Bologna-Modell befinden sich dort die Berufsgruppen, die auf dem Bachelor basieren.“ Also diejenigen spezialisierten Krankenpflegers, die das Regierungsprojekt lediglich auf Bachelor-Ebene einstufen will. Dabei handelt es sich um den „Infirmier pédiatrique“, den „Infirmier anesthésiste“ und den „Infirmier psychiatrique“. Ebenfalls dazu gehört der Beruf des „Assistant technique médical chirurgie“. „Das sind allerdings nicht die einzigen Master, die es im Gesundheitswesen gibt“, so Bach. Krankenpfleger können heute mit ihrem BTS nicht im Ausland weiter studieren. Hätten diese aber ein Bachelor-Diplom, könnten sie ihre Studien zum Master darauf aufbauen.

Wir haben immer den Fokus auf die Wichtigkeit der Praktika bei der Erzieherausbildung gelegt, da es sich um einen sehr heterogenen Sektor handelt, wo man viele verschiedene Sparten des Berufes einschlagen kann

Pitt Bach, Zentralsekretär des Syndikats Gesundheit und Sozialwesen

Parallel zum Regierungsvorhaben, das im Mai für die Gesundheitsberufe angekündigt wurde, hat Bildungsminister Claude Meisch im Bereich der sozialen Berufe ein Pilotprojekt für die Erzieherausbildung ins Leben gerufen. Am 19. Oktober stand eine Petition gegen dieses Vorhaben zur Debatte im Parlament, bei der unter anderem Pitt Bach einer der Co-Petenten war. „Dieses Projekt spiegelt die gleiche Logik wie bei den Gesundheitsberufen wider“, so der Gewerkschafter. Man habe einen Mangel an Erziehern und es werde nun versucht, irgendwie schnell etwas ändern, ohne sich mit den Akteuren darüber zu unterhalten. „Wir haben immer den Fokus auf die Wichtigkeit der Praktika bei der Erzieherausbildung gelegt, da es sich um einen sehr heterogenen Sektor handelt, wo man viele verschiedene Sparten des Berufes einschlagen kann.“ Deshalb spricht sich der OGBL klar gegen das Projekt von Meisch aus.

Zurzeit laufe eine Diskussion über das DAP-Diplom im sozialpädagogischen Bereich. Laut OGBL unterscheide sich dieses Profil nicht sehr viel von jenem des Erziehers. Beide sollen aber parallel zueinander Bestand haben. „Wie bei den Gesundheitsberufen stellt man auch hier den Arbeitgebern eine billigere Arbeitskraft zur Verfügung“, so Bach. Dies sei keine Aufwertung des Berufes. Deshalb fordert die Gewerkschaft, den „Auxiliare de vie“, wie bereits bei den Gesundheitsberufen, auch im sozialpädagogischen Bereich mit einem DAP zu versehen. Beide Ausbildungen wären in der Basis gleich und es gäbe für jeden Bereich eine Spezialisierung. Kandidaten könnten auch beide Spezialisierungen machen und wären dann in beiden Bereichen vielfältig einsetzbar, so Bach. Neben dem „Auxiliare de vie“ sollte es laut Syndikat noch das Erzieher-Diplom geben, das auf einer dreijährigen Ausbildung beruhe und wo der Akzent auf die Praktika gelegt werde.

Mënscheverstand
31. Oktober 2021 - 9.20

In unter anderen , unseren Spitäler , Krankenhäuser , Pflege- und Altersheimen waren also, wenn ich den OGBL richtig verstehe , hochwertige Pflege und Behandlung bis heute keineswegs garantiert. Fraglich jedoch ob der in diesem Bereich herrschende Personalmangel durch Aufwerten der Diplome durch um 2 Jahre verlängerte Studien behoben wird ? In meiner Jugendzeit vor über 80 Jahren erlernte man seinen Beruf halbtags in der Schule und halbtags direkt beim Meister. Die Möglichkeit heute ohne die allergeringste Schulausbildung nur Dank einer unverschuldeten Mehrzahl an Wählerstimmen zum Herrscher in Gemeinde-und Staat zu werden , ist bekanntlich dem Zufall überlassen . Folglich an dem Bürger selbst für u.a.m. seine Gesundheit zu sorgen und das idiotische Wahlsystem sofort zu ändern und nur Leute die etwas in ihrem Leben geleistet und bewiesen haben auf den Wählerlisten Platz machen . Dass , wie in der Schweiz ,das Volk dann per Referendum oder ähnlich sein Schicksal selbst bestimmt ist dann „ esou kloer ewéi Maschtepull, oder ?“