GemeinderatNur zaghafte Kritik am Schöffenrat: Differdinger nehmen Haushalt für 2022 an

Gemeinderat / Nur zaghafte Kritik am Schöffenrat: Differdinger nehmen Haushalt für 2022 an
Das alte Rathaus wird aus Kostengründen doch nicht ausgebaut. Foto: Editpress/Tania Feller

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In einer Mammutsitzung von mehr als sechs Stunden diskutierten die Gemeindeverantwortlichen gestern über die Haushaltsvorlage von 2022 und nahmen diese schließlich mit elf Ja-Stimmen gegenüber acht Nein-Stimmen an.  

Die Ausgaben im außerordentlichen Budget der Gemeinde Differdingen belaufen sich für kommendes Jahr auf rund 112 Millionen Euro. Trotzdem wollen die Gemeindeverantwortlichen das Jahr mit einem Überschuss von rund 30 Millionen abschließen. Damit auch der kommende Schöffenrat noch handeln und nicht nur reagieren kann, wird kein neuer Kredit aufgenommen.  Aus diesem Grund hat der Schöffenrat beschlossen, zwei bereits gestimmte Bauprojekte doch nicht wie geplant auszuführen: Eigentlich hätte das aktuelle Rathaus für rund neun Millionen Euro umgebaut und modernisiert werden sollen. Dahinter war ein zusätzliches Gebäude in L-Form vorgesehen. Zusätzliche Kosten von 21 Millionen Euro waren für den Neubau eingeplant. Die Fläche des Rathauses sollte auf 1.450 m2  vergrößert und somit alle Dienstleistungen der Gemeinde zentral unter einem Dach versammelt werden.

Vor allem die LSAP bedauerte, dass das Bauprojekt rund um das alte Rathaus gestrichen wurde. „Die Bäume rund um das Rathaus wurden bereits zurechtgestutzt. Zudem wurden mehrere Studien in Auftrag gegeben, die auch Geld gekostet haben“, kritisierte Erny Muller (LSAP).  – „Wir werden nur die Bauprojekte durchführen, die wir auch brauchen. An der place Nelson Mandela haben wir Büroflächen von rund 400 Quadratmetern für die kommunale Verwaltung geschaffen. Deshalb werden wir das Rathaus nicht noch zusätzlich ausbauen“, konterte Geoerges Liesch („déi gréng“). 

Auch der Ausbau der Schule sowie der Bau eines Parkhauses in der Nähe der place Nelson Mandela werden vorerst nicht durchgeführt, was ebenfalls von der LSAP kritisiert wurde, da sie der Meinung ist, dass es in jedem Stadtviertel auch eine Schule geben müsse.

Für 12,5 Millionen Euro hat die Kommune das ehemalige Hotel Gulliver gekauft. Die 45 Zimmer des einstigen Hotels sollen in Wohnungen für Senioren umgebaut werden. Dieses Projekt unterstützt der Staat mit rund acht Millionen.  

Keine private Sicherheitsfirma mehr

Die Gemeinden Differdingen, Bascharage, Petingen und Sanem hatten sich lange nach einem geeigneten Standort umgesehen, um gemeinsam ein Leichtathletik-Stadion zu bauen. In den Differdinger „Woiwerwisen“  schienen sie fündig geworden zu sein. Aus Kostengründen wurde dieses Vorhaben jedoch schon zum zweiten Mal aus dem Haushalt genommen und ausgebremst, was Fred Bertinelli (LSAP) sehr erboste. „Das Projekt ist noch nicht endgültig vom Tisch. Im Januar treffen wir uns mit den Vertretern der anderen Gemeinden, um nach einer Alternative zu suchen“, versicherte Sportschöffe Paulo Aguiar („déi gréng“).

Rund 45 Millionen Euro sind für den Bau von drei Schulen in der Gemeinde vorgesehen. Mehr als 50 Jahre hat der Schulkomplex „Um Bock“ in Oberkorn mittlerweile auf dem Buckel. Höchste Zeit also, um die Räumlichkeiten auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Die Renovierungsarbeiten sollen rund 41 Millionen Euro kosten. Der Staat wird davon rund 11,3 Millionen übernehmen.

Die Pro-Kopf-Verschuldung beläuft sich in Differdingen auf rund 4.300 Euro. Allerdings wurde in diesen Betrag die Vorfinanzierung des neu geplanten Polizeigebäudes bereits mit eingerechnet.

Der Vertrag mit der privaten Sicherheitsfirma, die bislang im Stadtzentrum patrouilliert, läuft noch bis zum Jahresende und wird nicht mehr erneuert. Geld, das dann ebenfalls eingespart werden kann. François Meisch (DP) wollte in diesem Zusammenhang wissen, ob dann nun wenigstens die Polizeikräfte aufgestockt würden – was Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch („déi gréng“) bejahte.

Der Haushalt für das kommende Jahr sowie das überarbeitete Budget des ablaufenden Jahres wurden mit elf Ja-Stimmen angenommen. Die Kommunistische Partei, „déi Lénk“, die DP und die Sozialisten stimmten dagegen.