AltersheimeNur 51 Prozent des Pflegepersonals geimpft – Copas-Präsident spricht von „unüberprüfbaren Zahlen“

Altersheime / Nur 51 Prozent des Pflegepersonals geimpft – Copas-Präsident spricht von „unüberprüfbaren Zahlen“
Die Altersheime hätten sich „akribisch bemüht“, die sanitären Empfehlungen der „Santé“ umzusetzen, sagt Marc Fischbach Archivfoto: Editpress/Hervé Montaigu

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Marc Fischbach, der Präsident des Luxemburger Dachverbands der Pflegedienstleister, Copas, weiß nicht, wie es zur Ausbreitung des Coronavirus in mehreren Seniorenheimen kommen konnte. Gegenüber RTL sprach er von einer „Situation, die ganz schwer zu erklären ist“ und über die im Sektor vorherrschende „enorme Enttäuschung und Frustration“. Zu den von der „Santé“ genannten Zahlen, die eine mäßige Impfbereitschaft beim Pflegepersonal vermuten lassen, äußerte er sich derweil skeptisch.

Was war die Ursache dafür, was sich in den vergangenen Wochen in Luxemburgs Altersheimen abgespielt hat? Auch der Vorsitzende des Luxemburger Dachverbands der Pflegedienstleister, Copas, hat dafür keine gute Erklärung. In mehreren Wohn- und Pflegeeinrichtungen für Senioren hatten sich Coronavirus-Cluster gebildet, eine ganze Reihe von den Bewohnern starben an oder mit Corona. Gegenüber RTL sagte Fischbach am Freitagmorgen: „Ich meine, es ist eine sehr schlimme Situation, die ganz schwer zu erklären ist.“ Die betreffenden Einrichtungen selbst würden von den Experten, an die sie sich gewandt hätten, keine Antwort erhalten.

Die Lage in den Altersheimen bedauere er. Denn die Einrichtungen würden allein von der Sorge getragen werden, die Bewohner – die zu der verletzlichsten Bevölkerungsgruppe gehörten – zu schützen. Sie hätten sich somit „akribisch bemüht“, die sanitären Empfehlungen der „Santé“ umzusetzen. Es gäben innerhalb des Sektors „eine enorme Enttäuschung und Frustration“. Die Situation der letzten Wochen nannte Fischbach „einen Rückschlag“. Die Frage, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, bleibt indes bestehen. Fast die Hälfte aller Menschen, die in Luxemburg an oder mit dem Virus starben, sind Bewohner von Seniorenheimen.

Mitarbeiter seien sensibilisiert worden

„Die Betreiber machen, was von ihnen verlangt wird“, sagte Fischbach. Auch das Personal habe sich richtig verhalten. Der Copas-Präsident warf ein, dass man bei der Impfstrategie das ganze Personal und nicht nur diejenigen Mitarbeiter, die vertraglich an die Einrichtungen gebunden seien, bei der Phase 1 hätte mitberücksichtigen sollen. Auch äußerte sich Fischbach kritisch darüber, dass die Einrichtungen, die nach dem Modell des „betreuten Wohnens“ funktionierten, ebenfalls von der ersten Impfphase ausgeschlossen worden seien. Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und Familienministerium bezeichnete Fischbach allgemein aber als „gut“. Vor Schuldzuweisungen hüte er sich. „Jeder macht, was er kann“, sagte der Copas-Vorsitzende.

Auf die Anmerkung, dass sich bisher nur 51 Prozent des Personals im Pflegesektor hätten impfen lassen, erwiderte Fischbach: „Das sind unüberprüfbare Zahlen der ’Santé’.“ Er wisse, dass viele Mitarbeiter überhaupt noch keine Einladung erhalten hätten. „Wir können beim besten Willen nicht sagen, wer in unseren Häusern geimpft ist“, sagte der Copas-Präsident. Die Mitarbeiter seien sensibilisiert worden und mehrmals über die Wirkung der Impfung informiert worden, fügte er hinzu.

Weitergabe der Impflisten an Einrichtungen nicht erlaubt

Luxemburgs Familienministerin Corinne Cahen sagt zu Fischbachs Äußerungen, es sei aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, dass man den Einrichtungen mitteile, wer unter dem Personal bereits geimpft sei und wer nicht. Das liege unter anderem daran, dass die Entscheidung für oder gegen eine Impfung Privatangelegenheit sei. Außerdem gebe es auch die Möglichkeit, dass Pflegekräfte sich selbstständig in einem Impfzentrum ihre Impfdosis geben lassen, statt bei einer Impfaktion in der Einrichtung, in der sie arbeiten. Das erschwere ohnehin die Nachverfolgung, welches Personal bereits eine Dosis bekommen habe. Cahen erklärt, sie sei ebenfalls dafür, dass die Einrichtungen darüber Bescheid wissen sollten, ob deren Personal eine Impfung erhalten hat oder nicht – und habe das auch schon bei der „Santé“ angefragt. Derzeit sei das allerdings nicht erlaubt.

Sie äußert sich außerdem zu Fischbachs Aussage, das betreute Wohnen in Luxemburg sei von der ersten Impfphase ausgeschlossen worden. Das sei nicht richtig – es seien lediglich zuerst die Pflege- und Altersheime priorisiert worden und parallel seien die Einladungen für ältere Menschen entsprechend der Impfphase rausgeschickt worden. Darunter seien auch Menschen im betreuten Wohnen gewesen. Das liege daran, dass zunächst die verwundbarsten Menschen geimpft werden sollten, also Menschen, die beispielsweise aufgrund von Krankheiten oder ihres Alters bettlägerig sind oder sonstige intensive Pflege brauchen. Menschen im betreuten Wohnen seien generell etwas weniger pflegebedürftig – das sei nämlich auch die Voraussetzung, um in einer betreuten Wohngemeinschaft aufgenommen zu werden.

Während Fischbachs Gespräch mit RTL wurde noch ein anderes Thema angerissen: die parteiinternen Konflikte der CSV. Als einer der ehemaligen Hauptakteure der Konservativen zeigte sich Marc Fischbach darüber „zutiefst enttäuscht“ darüber, wie die Partei mit der Causa Frank Engel umgegangen ist. Die Parlamentsfraktion hatte gegen den eigenen Parteichef Engel Anzeige erstattet. Dieser trat daraufhin am 19. März zurück. „Das wird nicht der Partei gerecht, die ich gekannt und erlebt habe und für die ich mich mehr als 30 Jahre in die Pflicht habe nehmen lassen“, sagte Fischbach. Das Problem hätte „in aller Offenheit, aber intern“ gelöst werden sollen, ohne dass jemand sein Gesicht verloren hätte. „So, wie es jetzt gelöst wurde, ist in meinen Augen nicht tragbar.“ 


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Vulnerabelen, at home alone and safe
26. März 2021 - 16.38

en soignant vun vulnerabelen, net geimpft, ass wéi en buschauffer/ pilot... dén sei brell net undeet... IRRESPONSABEL