Ukraine-Krieg / Nun auch geheimnisvolle Explosionen auf Militärflugplatz in Belarus
Dieser Sommer ist auch in Osteuropa heiß und trocken, da kann manches in Brand geraten. Allerdings sehen die nächtlichen Videoaufnahmen, die der unabhängige belarusische Armeebeobachter-Dienst „Hajun“ am Donnerstag veröffentlicht hat, nicht nach einem gewöhnlichen Feuer aus.
Kurz nach Mitternacht muss es demnach auf dem Militärflugplatz Ziabrauka in Belarus zu mehreren Explosionen gekommen sein. „Hajun“ spricht von „mindestens acht Explosionen“. Die Anlage südlich der Stadt Homel, rund 15 Kilometer von der russischen sowie ukrainischen Grenze entfernt, wird seit Kriegsbeginn von der russischen Armee benutzt. Militärmaterial habe Feuer gefangen, niemand sei zu Schaden gekommen, spielte am Donnerstagmorgen das Verteidigungsministerium in Minsk die Explosionen sofort herunter.
Die Ukraine will – wie schon am Dienstag auf der Halbinsel Krim – nicht für den Schaden verantwortlich sein. „Immer wieder starteten von dort aus russische Düsenjäger zu Einsätzen in die Ukraine, immer wieder wurden wir von dort mit Raketen beschossen“, sagte am Donnerstag Olexij Hromow, ein Sprecher des Kiewer Verteidigungsministeriums. „Jeder ukrainische Soldat wäre natürlich gerne für die Explosionen verantwortlich“, fügte Hromow an. Laut Hromow hat die russische Armee in Ziabrauka S-400 Flugabwehrsysteme, Atomwaffen-fähige „Iskander-S“-Raketen und Pantsir-Raketen stationiert. Eine andere Version präsentierte in Kiew Luftwaffensprecher Juri Ignat. Der Ukrainer sprach hämisch von belarussischen Partisanen, die der Ukraine schon lange helfen würden und schließlich auch ihr eigenes Land von den Russen befreiten.
Bereits am Mittwoch waren in Kiew angebliche Partisanen bemüht worden, um Verluste der Russen auf der ukrainischen Halbinsel Krim zu erklären. Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk erinnerte an den „Tag der nationalen Minderheiten“ und deutete an, Kiew-treue Krim-Tataren, Karäer oder Krimtschaken (lokale turksprachige Juden) hätten den russischen Militärflugplatz „Saki“ in Nowofedorowka angegriffen. Dabei gab es am Dienstag selbst nach russischen Angaben einen Toten und mehrere Verletzte. In Kiew ist inzwischen von neun bis elf zerstörten russischen Kampfjets und 60 Toten die Rede. Verifizieren lassen sich die Angaben nicht, doch zeigen Satellitenaufnahmen viel verbrannte Erde auf dem Militärflughafen, was auf mehrere Explosionen hindeutet.
Tataren festgenommen
Der russische Geheimdienst auf der seit 2014 völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim hat am Donnerstag im Norden der Krim mehrere Wohnungen von Tataren durchsucht und mindestens sechs Aktivisten der turksprachigen Minderheit festgenommen, darunter den Journalisten Enver Kosch.
Belarus hat sich bisher dank geschickten Taktierens des Autokraten Alexander Lukaschenko aus dem Ukraine-Krieg herausgehalten. Im Rahmen eines föderativen Staatenbunds mit Russland musste Minsk allerdings der russischen Armee einen großen Teil seiner Militärinfrastruktur zur Verfügung stellen. Von dort aus wird regelmäßig die im Süden liegende Ukraine angegriffen. Auch halten die beiden Armeen immer wieder gemeinsame Manöver ab, gerne an der fast 1.000 Kilometer langen Grenze zur Ukraine. So sollen ukrainische Truppen weitab der Front in der Süd- und Ostukraine gebunden werden. Vor allem in den westukrainischen Städten Riwne, Lutsk und Lwiw ist die Angst vor einer Invasion aus Belarus groß. Bereits mehrmals haben mutmaßlich russische Truppen belarussisches Gebiet beschossen, wohl mit dem Ziel, Lukaschenko direkt in den Krieg hineinzuziehen.
Minsk hat bisher alle diese Zwischenfälle heruntergespielt. Abgesehen von Sabotageakten durch Eisenbahner gegen russische Armeetransporte sind aus Belarus keine Aktivitäten irgendwelcher Partisanen bekannt. Laut dem belarussischen Onlinedienst „Hajun“ könnte ein Beschuss durch Kurzstreckenraketen für die Explosionen in Ziabrauka verantwortlich sein. Ob es sich dabei um russische oder ukrainische Raketen handelt, lässt „Hajun“ offen.
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