Migrationskrise im ÄrmelkanalNoch nie wagten so viele Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt nach England

Migrationskrise im Ärmelkanal / Noch nie wagten so viele Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt nach England
Von Grenzschutzbeamten aufgefischt und in den Hafen von Dover gefahren: Am Wochenanfang wagten mehr als tausend Menschen die gefährliche Überfahrt nach England Foto: dpa/Gareth Fuller

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Britische Zeitungen sprechen von einer Migrationskrise am Ärmelkanal. Nachdem es wochenlang ruhig gewesen ist, nutzen jetzt Menschenschmuggler das gute Wetter aus, um verzweifelte Migranten in kleinen Schlauchbooten über die rund 33 Kilometer weite Meeresenge zwischen Calais und Dover zu verschiffen. Die britische Innenministerin Priti Patel ist empört und droht Frankreich mit Konsequenzen.

Der bisherige Rekord wurde am 21. August gesetzt, als 828 Flüchtlinge ankamen. Jetzt ist er übertroffen worden, nachdem am Wochenanfang mehr als tausend Migranten die gefährliche Überfahrt nach England wagten. In Großbritannien stellten im Jahr 2020 weniger als 30.000 Menschen einen Asylantrag. Im europäischen Vergleich ist das eine eher geringe Zahl. Trotzdem führen die Überfahrten im Ärmelkanal immer wieder zu dramatischen Bildern und generieren empörte Schlagzeilen in konservativen Massenblättern. Innenministerin Priti Patel kam deswegen schon seit längerem unter Handlungsdruck.

Im Juli hatte Patel eine Vereinbarung mit der französischen Regierung unterzeichnet: Großbritannien zahlt seinem Nachbarn 54 Millionen Pfund, umgerechnet rund 63 Millionen Euro, damit Frankreich die Anstrengungen intensiviert, um Migranten an der Überfahrt zu hindern. Die Zahl der Grenzbeamten soll auf 200 verdoppelt, Patrouillen verschärft und neues Überwachungsgerät angeschafft werden.

Streit mit Paris um 63 Millionen Euro 

Das führte damals zu Protesten seitens konservativer Boulevardblätter und auch von Kollegen Patels aus der Regierungsfraktion, da das Innenministerium schon im November letzten Jahres den französischen Behörden 32 Millionen Euro überwiesen hatte, ohne dass es zu einer wesentlichen Reduzierung der Zahl der Überfahrten kam. „Wir werfen gutes Geld schlechtem hinterher“, wetterte der konservative Abgeordnete Peter Bone, „die Franzosen haben nicht die Absicht, ökonomische Migranten zu stoppen.“

Die britische Innenministerin Priti Patel hat ihr Image als Rechtsauslegerin in der konservativen Partei zu verteidigen
Die britische Innenministerin Priti Patel hat ihr Image als Rechtsauslegerin in der konservativen Partei zu verteidigen Foto: AFP/Niklas Hallen

Priti Patel erklärte am Montag vor Abgeordneten der Regierungsfraktion, dass sie nicht gewillt sei, die zuletzt vereinbarten 54 Millionen Pfund an die französischen Behörden zu überweisen. „Wir haben ihnen noch keinen einzigen Penny bezahlt“, zitierte die Times die Innenministerin. „Frankreich muss sich zusammenreißen, wenn es das Geld sehen will. Es ist eine Zahlung entsprechend der Leistung, und wir haben diese Leistung noch nicht gesehen.“ Noch in dieser Woche will Patel im Rahmen eines G7-Treffens in London ihren französischen Amtskollegen Gérald Darmanin damit konfrontieren.

Militärschiffe gegen Schlauchboote  

Immerhin hat die Innenministerin ihr Image als Rechtsauslegerin in der konservativen Partei zu verteidigen. Im letzten Jahr dachte sie darüber nach, Militärschiffe gegen die Schlauchboote einzusetzen. Dann wollte sie Flüchtlinge offshore auslagern und Asylbewerber auf die Ascension Islands („Himmelfahrtsinseln“) in den Südpazifik schicken. Nachdem sich das als nicht praktikabel, um nicht zu sagen als Himmelfahrtskommando herausstellte, erwog sie, Asylbewerberzentren in umgebauten Fährschiffen einzurichten, die dann vor der Küste verankert werden sollten. Auch diese Pläne stießen auf harsche Kritik. „Wie werden wir“, fragte pointiert Richard Bentall auf Twitter, „diese Lager nennen, in denen wir Leute konzentrieren?“

Während die Labour-Opposition sich bei dem heiklen Thema bedeckt hält, wird die harte Haltung der britischen Regierung gegenüber Migranten jetzt von Flüchtlingsorganisationen kritisiert. Enver Solomon, der Geschäftsführer von „Refugee Council“, sagte: „Die Regierung muss erkennen, dass, solange es Krieg, Verfolgung und Gewalt gibt, Menschen gezwungen sind, gefährliche Reisen zu machen, um in Sicherheit zu gelangen. Wir reden über normale Männer, Frauen und Kinder, die unverschuldet aus ihrer Heimat fliehen mussten.“ Und Tim Naor Hilton von der „Refugee Action“ sagte: „Flüchtlinge denken, sie haben keine Wahl, als den Ärmelkanal in kippligen Schlauchbooten zu überqueren, weil die Regierung sich weigert, alternative Routen zu öffnen.“

zillerthaal
8. September 2021 - 13.16

@Nomi "Ohni Visa keen Grenziwertrett an d’EU aus Drettstaaten !" Dir sidd duercherneen, hei si Leit déi VERLOOSSEN d'EU fir an en Drëttland ze goen, besser geet et dach net. "Fir an Brasilien z.B. brauch ech ee Visa fir rann. Wann deen oofgelaaf ass an ech hun net verlaengert, steht d’Police firun menger Diir, brengt mech ob den Fluughafen an setzt mech an ee Flieger fir heem !" Wuel kaum, genee wéi an England oder Frankräich weess kee wou Der wunnt, déi hu kee Bureau de Population woul een sech muss un- an ofmellen. "Firwaat brengen mer daat an der EU net faerdeg ?" Wat? Badegast-Touristen an der Normandie dirängelen déi mat Schlauchbooter hire Congé do verbréngen, fir dass se net iertemlech d'EU a Richtung England verloossen? Firwat sollte mer dat maachen? Ech duecht, Dir als knallhaarde Xenophob wär begeeschtert doriwwer.

Nomi
8. September 2021 - 10.43

Ohni Visa keen Grenziwertrett an d'EU aus Drettstaaten ! Fir an Brasilien z.B. brauch ech ee Visa fir rann. Wann deen oofgelaaf ass an ech hun net verlaengert, steht d'Police firun menger Diir, brengt mech ob den Fluughafen an setzt mech an ee Flieger fir heem ! Firwaat brengen mer daat an der EU net faerdeg ?