Europa LeagueNiederkorn empfängt Willem II – und keiner will Favorit sein

Europa League / Niederkorn empfängt Willem II – und keiner will Favorit sein
In der zweiten Qualifikationsrunde wartet ein schwerer Gegner: Niederkorn sieht sich als Außenseiter im Duell gegen Willem II Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Nach dem souveränen Auftaktsieg erwartet den Progrès Niederkorn in der zweiten Qualifikationsrunde der Europa League mit dem niederländischen Vertreter Willem II Tilburg eine ungleich schwerere Herausforderung. Trotz der klaren Rollenverteilung weisen beide Trainer in der Pressekonferenz die Favoritenrolle von sich.

Die Partie wird heute ab 18.30 Uhr in Oberkorn weiterhin wie in internationalen Spielen derzeit üblich ohne Zuschauer ausgetragen. Dem Sieger dieser Begegnung könnte nächste Woche in der dritten Runde mit den Glasgow Rangers ein sehr attraktiver Gegner winken, auf den der Progrès bereits in den vergangenen drei Jahren gleich zweimal traf. Jedoch ist der heutige Gegner ein anderes Kaliber als der FK Zeta (Montenegro) beim 3:0-Erfolg in der Auftaktrunde.

Beim umstrittenen Abbruch der Eredivisie stand Willem II auf Platz fünf der Tabelle und qualifizierte sich zum fünften Mal in der Vereinshistorie für einen europäischen Wettbewerb. Der größte Erfolg in der Europapokalhistorie war sicherlich die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League in der Saison 1999/2000, bevor in den Folgejahren jedoch zwei Abstiege folgten. Zu Luxemburg gibt es beim dreimaligen niederländischen Meister (1916, 1952, 1955) gleich zwei komplett unterschiedliche Verknüpfungen.

Namensgeber vom Progrès-Gegner ist König Wilhelm II. der Niederlande, der, hierzulande auch besser bekannt als Guillaume II., zwischen 1840 und 1849 in Personalunion Großherzog von Luxemburg war und dessen Reiterstatue heute vom „Knuedler“ auf den Palast blickt. Der zweite Bezug ist hingegen rein sportlicher Natur: In der Saison 2012/2013 streifte der ehemalige luxemburgische Nationalspieler Aurélien Joachim, derzeit Stürmer beim Progrès-Lokalrivalen FC Differdingen 03, das Trikot von Willem II über und erzielte in 25 Spielen der Eredivisie insgesamt sechs Tore.

Gegner stapelt tief

Bekanntester ehemaliger Spieler von Tilburg ist aber sicherlich der heutige Liverpooler und aktuelle Europas Fußballer des Jahres Virgil Van Dijk. Dieser lief zwar nie in der Profimannschaft auf, wurde aber während neun Jahren in der Jugendakademie ausgebildet. Derartige Kaliber sucht man aktuell vergebens im Kader, der allerdings mit den beiden Nationalspielern Sebastian Holmen (Schweden) und Vangelis Pavlidis (Griechenland) bestückt ist. Der erst gestern vom VfL Wolfsburg verpflichtete John Yeboah erhielt grünes Licht von der UEFA und wird schon im Kader stehen.

Auch wenn die Favoritenrolle klar aufseiten der Niederländer liegt, weiß sich Tilburg-Coach Adrie Koster im Tiefstapeln kaum zu überbieten: „Jeder glaubt, wir seien Favorit, aber ich sehe es leicht anders. Niederkorn hat deutlich mehr Erfahrung in Europapokalspielen und weiß damit umzugehen. Für uns ist es neu.“ Da nur ein Spiel entscheidet, könnte schon ein Tor die Partie drehen.

Den Favoritenschuh möchte aber auch Progrès-Coach Roland Vrabec nicht anziehen: „Wir sind ohne Frage Außenseiter und müssen diese Rolle auch annehmen, indem wir verteidigen müssen. Das ist nicht unser Spiel und wir müssen uns umstellen.“ Ein Weiterkommen sei ganz klar als Sensation einzustufen. Vrabec geht davon aus, dass Willem II versuchen wird, der Partie mit viel Ballbesitz seinen Stempel aufzudrücken, sodass der Schlüssel für den Progrès im Spiel gegen den Ball liegen wird, um den Gegner vom eigenen Tor entfernt zu halten. „Wir müssen clever und konzentriert spielen und womöglich lange geduldig auf unsere Chance warten, um so zu Konter zu kommen“, fasst Vrabec das mögliche Erfolgsrezept zusammen.

Dass Willem II erst am Wochenende mit einer 0:2-Niederlage beim SC Heerenveen später in die Saison startete, sieht Vrabec nicht als Vorteil. Wegen der Länderspielpause und mehrerer angeschlagener Spieler sei beim Progrès trotz der drei Pflichtpartien noch kein Rhythmus entstanden. Ausfallen werden definitiv die beiden Verteidiger Tom Laterza (Muskelverletzung) und Lamine Ba (Knieverletzung). Auf die Frage, ob Sébastien Flauss oder Kévin Sommer im Tor stehen wird, mochte sich der Progrès-Coach einen Tag vor dem Spiel noch nicht festlegen.

Kader

Progrès Niederkorn:
Tor: Sébastien Flauss, Kévin Sommer, Tom Boussong
Abwehr: Adrien Ferino, Aldin Skenderovic, Yannick Bastos, Mathias Jänisch, Metin Karayer
Mittelfeld: Ben Vogel, Irvin Latic, Belmin Muratovic, Kevin Holtz, Yannis Dublin, Sébastien Thill, Christian Silaj
Angriff: Ryad Habbas, Issa Bah, Kempes Tekiela, Antonio Luisi, Florik Shala

Willem II Tilburg:
Tor: Robin Ruiter, Connor Van Den Berg, Jorn Brondeel, Marteen Schut
Abwehr: Freek Heerkens, Jordens Peters, Dylan Ryan, Miquel Nelom, Victor Van Den Bogert, Sebastian Holmen, Derrick Köhn, Justin Ogenia, Jop Van Der Avert, Vincent Schippers
Mittelfeld: Pol Llonch, Dries Saddiki, Mike Ndayishimiye, Görkem Saglam, Louis Coeckelbergs, Wesley Spieringhs, John Yeboah
Angriff: Che Nunnely, Paul Gladon, Vangelis Pavlidis, Mats Köhlert, Jasper Drahlhaus, Timo Regouin


3 Fragen an Christian Silaj

Wie schwer wiegt der Verlust Ihres Kapitäns Sébastien Thill?
Es ist nicht schön, wenn man in der Saison seinen Kapitän verliert, aber jeder freut sich für Séb, dass er diesen Schritt gemacht hat. Ich glaube, dass wir genug Spieler haben, die aus diesem Schatten rauskommen können, und dass wir es als Mannschaft auffangen können.

Was wissen Sie über Ihren Gegner?
Nicht so viel, wir haben uns aber das Spiel gegen Heerenveen angesehen. Es ist eine sehr spielstarke Mannschaft, die Lust hat, Fußball zu spielen, und mit vielen jungen Talenten gespickt ist. Es ist auf jeden Fall ein Top-Gegner.

Wo sehen Sie die Chancen für den Progrès?
Als Erstes müssen wir kompakt stehen und gut verteidigen, was viel Laufarbeit kosten wird. Je länger es 0:0 steht, umso eher werden wir zu unseren Chancen kommen. Und wenn wir Chancen bekommen, müssen wir sie dann aber auch nutzen.