Echternach Summer ConcertsNichts überstürzen: Wie Live-Konzerte im Luxemburger Sommer aussehen könnten

Echternach Summer Concerts / Nichts überstürzen: Wie Live-Konzerte im Luxemburger Sommer aussehen könnten
Sophie Hunger kommt am 20. Juli nach Echternach

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Die Pandemie macht kreativ – und sorgt für unerwartete Zusammenarbeiten. Im kommenden Sommer finden drei Konzertserien mit maximal 500 Zuschauern statt, die vom Trifolion, vom Atelier und vom e-Lake Festival organisiert werden. Mit Künstlern wie Rufus Wainwright, Sophie Hunger und Hooverphonic wird auch die langsame Rückkehr internationaler Namen auf den Luxemburger Bühnen eingeläutet. Die Organisatoren zeigen sich dennoch vorsichtig.

„Mittlerweile habe ich gelernt, ein Pessimist zu sein.“ Michel Welter vom Atelier hat ein erschöpfendes Jahr hinter sich. Das klischeebelastete Licht am Ende des Tunnels ist zwar so langsam in Sichtweite – aber man kann auch dann im Tunnel verunglücken, wenn man schon fast raus ist. Die Rückkehr zur Norm ist auf jeden Fall noch lange nicht erreicht – und die Langsamkeit, mit der sich dieser Prozess abwickelt, ist besorgniserregend: Die Konzerthalle in Hollerich bleibt bis mindestens September geschlossen und jeder neue Tag bereitet Michel Welter Kopfzerbrechen: Internationale Bands spielen ungern in Hallen, die nur zu einem Drittel gefüllt werden können. „Und das können wir sehr gut nachvollziehen.“

Kein Grund für die Crew vom Atelier, in Selbstmitleid zu versinken. Um dem entgegenzuwirken, hilft Tatendrang. So haben sich die Verantwortlichen vom Trifolion, vom Atelier und vom e-Lake Festival zusammengetan, um im Sommer eine Reihe von Konzerten anzubieten, die mit einer Auflage von 500 Zuschauern im Abteihof respektive 300 in der Orangerie (für das e-Lake) die Aufnahmefähigkeit im Vergleich zu den meisten Veranstaltungen der „Fête de la musique“ nach oben schrauben – auch wenn bereits diese Woche in Frankreich Konzerte mit Auflagen von bis zu 2.500 Zuschauern stattfinden. „Uns geht es darum, nichts zu überstürzen. Was bringt es der Branche, wenn wir zu viele Menschen versammeln und irgendwas schiefläuft? Der Konzertgänger soll sich sicher fühlen“, so Michel Welter.

Die verschiedenen Line-ups können sich dabei durchaus sehen lassen. Während das e-Lake (am 6. und 7. August) einen Konzert-Abend mit TUYS, Francis of Delirium, The Lab & Homies und einen elektronischen Abend mit DJs anbietet und sich auf lokale Bands beschränkt, bieten die Organisatoren vom Atelier zwei internationale (Sophie Hunger am 20., Hooverphonic am 31. Juli) und einen lokalen Künstler (Francesco Tristano mit seiner neuen Elektroshow am 1. August). Das Trifolion bringt im Rahmen seines Echterlive-Festivals spannende lokale und internationale Bands auf die Bühne: Neben Claudine Muno, Lata Gouveia oder Cathy Krier kann der Festivalbesucher auch internationale Größen wie Rufus Wainwright, André Manoukian und Jean-François Zygel erleben.

Die Programmierung von ersten bekannteren internationalen Namen auf hiesigen Bühnen ist dabei doppelt wichtig – weil nur so Privatkonzertunternehmer wie das Atelier eine reale Chance haben, ihr Tagesgeschäft wieder anzukurbeln, aber auch, weil sich die Luxemburger Bands, denen man in letzter Zeit eine verstärkte Bühnenpräsenz gegeben hat (was an und für sich lobenswert ist), so langsam in einer Dauerschleife befinden. So viele Bands gibt es hierzulande dann doch nicht und liest man sich durch die (nationalen) Line-ups der Festivals, tauchen immer wieder dieselben Namen auf. Auf Dauer könnte sich so ein Ermüdungseffekt einstellen, der durch die Präsenz internationaler Bands konterkariert werden dürfte.

Im Laufe der Pressekonferenz gab es viel gegenseitiges Bedanken der Organisatoren. Das wirkt oftmals aufgesetzt, hier aber schien es ehrlich: Falls es dann doch etwas Ergreifendes gibt in dieser an sich durch und durch bescheuerten Zeit, die wir durchstehen, dann sind es diese Solidaritätsbekundungen, die zeigen, dass Optimist Albert Camus doch nicht ganz unrecht hatte, als er in seiner „Peste“ schrieb: „Il y a dans les hommes plus de choses à admirer qu’à mépriser.“