Ein Drama scheint das Handyverbot für die Septimaner nicht zu sein. Beim Besuch vor kurzem in ihrer Klasse lässt zumindest nichts darauf schließen. Das mag wohl auch daran liegen, dass sich im LGE nicht für ein komplettes Wegsperren des Handys entschieden wurde. Vor jeder Unterrichtsstunde muss es zwar abgegeben werden, danach dürfen die Schülerinnen und Schüler es wieder nutzen. So war es eigentlich auch bereits vor Meischs Vorstoß. Anders ist allerdings, dass das Handy nicht mehr zum Spielen oder Filme-Schauen genutzt werden darf, sondern nur, um den Stundenplan und etwaige Änderungen oder Benachrichtigungen einzusehen. Neu ist ebenfalls, dass das Handy auch während Aufsichtsstunden ins Körbchen muss.
Und dort ruhen die Geräte dann auch bei unserem Besuch. Alle auf lautlos gestellt. Die Jungs und Mädchen nehmen es sportlich. Kein Wunder. Es ist eine sogenannte Sportklasse, die Schüler gehen einem Vereinssport nach und haben Erfahrung damit, dass das Handy während des Trainings in der Umkleide oder in der Sporttasche bleiben muss.
Eigentlich besser
Man habe sich bereits dran gewöhnt, sagen Valentino und Sophia: „Wir spielen jetzt mehr miteinander, auch Karten oder Gesellschaftsspiele. Eigentlich besser!“ Louis fand es anfangs „schon nervig, plötzlich kein Handy mehr“, aber: „Jetzt geht’s.“ Jason ergänzt: „Man darf es ja in den Pausen noch benutzen, um sich zu informieren, ganz verboten ist es nicht.“
Für Ilyes ist das neue Reglement „nicht schlimm. Man kommuniziert jetzt mehr, spielt Basket in der Pause.“ Kinley bestätigt: „Am Anfang war’s schwer, ich hatte ständig den Reflex, aufs Handy zu schauen. Jetzt ist es normal.“ Auch Juan berichtet von ähnlichen Umstellungen: „Jetzt lasse ich es in den Pausen einfach in der Tasche, dann komme ich nicht in Versuchung, damit zu spielen.“
Marko gesteht: „Am meisten habe ich das Spielen auf dem Handy vermisst. Es gibt eben Spiele, die gibt’s nur dort.“ Enes sagt: „Ohne Handy geht’s, aber Werwolf oder UNO fehlen mir schon.“ Emma: „Anfangs bestand noch die Versuchung, es zu nutzen, um ein bisschen zu spielen, aber das hat sich gelegt.“ Petru vermisst es stärker: „Ich war viel auf dem Handy, auch vernetzt mit meinen Kumpels, um zu spielen.“
Eli sagt: „Keine Musik hören zu können war anfangs nervig, aber wir haben uns arrangiert.“ „Wir reden jetzt mehr“, findet Pit. „Früher waren alle ins Handy vertieft.“ Laure beobachtet das auch: „In den Aufsichtsstunden wird mehr gesprochen, das ist besser.“ Zoé ergänzt: „Früher war’s still, weil alle am Handy waren. Jetzt ist es lauter, weil mehr geredet wird.“ Joana bringt es auf den Punkt: „Ich finde das okay, wir sind mehr zusammen.“
Li merkt an: „Viel hat sich ja nicht geändert. Wirklich neu ist, dass wir das Handy auch in den Aufsichtsstunden abgeben müssen.“ Jonathan sagt: „Ich hatte anfangs noch die Gewohnheit, aufs Handy zu schauen. Jetzt vermisse ich das nicht mehr so.“
Nisrine findet das Miteinander besser, kritisiert aber: „Warum wurde uns das Schul-WLAN weggenommen? Vor kurzem hatte ich keinen Zugriff mehr auf den Stundenplan, es wurde etwas geändert und ich bekam es nicht sofort mit.“ „Nicht so ganz einfach“, sagt Connor, „aber als meine Mutter den Brief mit der neuen Schulregelung bekommen hat, meinte sie, das sei gut für mich, weil ich das Handy zu Hause zu viel benutze. Jetzt ist das weniger geworden. Es nervt aber trotzdem, wenn in der Aufsichtsstunde kein Gesellschaftsspiel mehr da ist, dann sitzt man manchmal da und macht nichts.“
Ilan sieht’s entspannt: „Für mich hat sich nicht viel verändert. Ich habe nicht so viel Zeit am Handy verbracht und bin lieber an der frischen Luft.“ Und Eidan findet: „Weniger Handy heißt mehr Konzentration, das ist gut.“
Keine Entzugserscheinungen
Und wer nutzt das Handy mehr? Da sind sich die Schüler nicht einig: Die Jungs sagen, es seien die Mädchen. Die Mädchen sagen das Gegenteil. Einer gibt sogar zu, sein Rekord liege bei 14 Stunden Bildschirmzeit.
Entzugserscheinungen scheint es keine zu geben. Aber gibt es eine spürbare Veränderung beim Handykonsum außerhalb der Schulzeit? „Nicht unbedingt“, heißt es. „Vielleicht an manchen Tagen etwas mehr, an anderen weniger, aber meistens wie vorher.“
Die Sache mit der Handyeinschränkung wirkt allerdings nicht ganz durchdacht. Einerseits hat das Bildungsministerium den Schülern der unteren Klassen den Zugang zum schulinternen WLAN gesperrt. Andererseits kommen im LGE aber Nachrichten von Lehrern oder Stundenplanänderungen über Handy-App. Wer kein Datenvolumen hat, bleibt außen vor.
Aber jetzt sind erst mal Ferien. Und bis zum 15. September ist es eine Weile. Bis dahin macht jedenfalls die Schule keine Handy-Einschränkung geltend. Aber vielleicht der Trainer, denn bei den Mädchen und Jungen der „Septième II“ im LGE steht in den nächsten Wochen viel Sport auf dem Programm.
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De Maart

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