Streit um Namen / Neuseeland soll sich umbenennen – laut Māori-Partei soll das Land „Aotearoa“ heißen

Die Hauptstadt Wellington würde dann Te Whanganui-a-Tara heißen
Wenn es nach der neuseeländischen Māori-Partei geht, soll Neuseeland künftig nicht mehr „New Zealand“, sondern „Aotearoa“ heißen. Die Partei der neuseeländischen Ureinwohner will zudem alle englischen Ortsnamen streichen. Im Land stößt die Petition auf gemischte Reaktionen.
Die Partei der neuseeländischen Ureinwohner – der sogenannten Māori – hat sich ein kämpferisches Ziel auf die Fahnen geschrieben. Die Partei hat eine Petition gestartet, um den offiziellen Namen Neuseelands von „New Zealand“ in „Aotearoa“ umzubenennen. Aotearoa ist der indigene Name des Landes, der so viel bedeutet wie „Land der langen, weißen Wolke“. Er wird in Neuseeland schon heute häufig verwendet, ist bisher aber nicht offiziell abgesegnet worden.
Laut der Co-Vorsitzenden der Māori-Partei Rawiri Waititi und Debbie Ngarewa-Packer würde eine offizielle Namensänderung das Land „vereinen“. Es sei längst überfällig, dass die indigene Sprache Te Reo Māori wieder ihren „rechtmäßigen Platz“ als erste und offizielle Sprache des Landes wiedererlange, sagten Waititi und Ngarewa-Packer in einer Presseerklärung zur Petition. „Wir sind ein polynesisches Land – wir sind Aotearoa.“ Neuseeland dagegen sei ein niederländischer Name. „Sogar die Holländer haben ihren Namen geändert – von Holland in die Niederlande“, betonten die indigenen Politikerinnen.
Auch Städtenamen sollen sich ändern
Die Petition fordert die Regierung zudem auf, in den nächsten fünf Jahren die ursprünglichen indigenen Namen von Städten und Ortschaften zu identifizieren und wieder offiziell einzurichten. Sie hätten es satt, dass die Namen ihrer Vorfahren „verstümmelt, verfälscht und ignoriert“ würden, schrieben die Ureinwohner in der Petition. „Es ist das 21. Jahrhundert, das muss sich ändern.“
Wenn es nach der Petition der Ureinwohner geht, würde Neuseelands größte Stadt Auckland künftig Tāmaki-makau-rau heißen, die Hauptstadt Wellington würde sich zu Te Whanganui-a-Tara umbenennen, Christchurch zu Tautahi und Dunedin zu Tepoti. Andere Orte tragen dagegen heute schon indigene Namen und müssten nicht umgetauft werden. Darunter sind Taupō, Tūrangi, Paekākāriki und Hokitika.
Historische Glaubwürdigkeit hinterfragt
Obwohl der Begriff Aotearoa in Neuseeland bereits häufig verwendet wird, wurde die Petition nicht von allen Parteien wohlwollend aufgenommen. Neuseelands ehemaliger stellvertretender Premierminister Winston Peters bezeichnete die Idee auf Twitter gar als „linksradikalen Mist“. „Die Namensänderung unseres Landes sowie die der Orts- und Städtenamen ist nur dummer Extremismus“, schrieb der Vorsitzende der rechtsgerichteten New Zealand First Party. „Wir ändern unseren Namen nicht in einen ohne historische Glaubwürdigkeit um“, twitterte er.
Tatsächlich soll der Name Aotearoa laut eines Forschers der Universität von Auckland ursprünglich nur für die Nordinsel Neuseelands genutzt worden sein. Er habe „nie die Südinsel von Neuseeland umfasst“, sagte Dan Hikuroa in einem Interview mit dem neuseeländischen Medium Stuff im vergangenen Jahr.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern wurde im letzten Jahr mit den Worten zitiert, dass eine offizielle Namensänderung derzeit nichts sei, das sie weiterverfolgen wolle. Sie unterstütze aber, wenn die Menschen den Namen häufiger verwenden wollten. „Ich höre immer häufiger, dass Aotearoa synonym mit Neuseeland verwendet wird, und das ist eine positive Sache“, wurde sie im New Zealand Herald zitiert. „Ob wir es gesetzlich ändern oder nicht, ändert meiner Meinung nach nichts an der Tatsache, dass sich Neuseeländer zunehmend auf Aotearoa beziehen.“
Die wichtige Rolle der Sprache
Die indigene Sprache der Ureinwohner – Te reo Māori – ist seit Juli 1987 eine der offiziellen Sprachen Neuseelands. Seitdem wurden verschiedene Ortsnamen bereits umbenannt. Beispielsweise stimmte der Stadtrat von Wellington im März 2020 für die Umbenennung der Waripori-Straße in Te Wharepouri-Straße und gab der Straße damit den Namen eines Māori-Häuptlings aus dem 19. Jahrhundert.
Te reo Māori ist in Neuseeland beliebt und geschätzt. Ab 2025 sollen beispielsweise sämtliche Schulen in Neuseeland auch Māori unterrichten. Zudem spielt die Sprache auch in Regierungsbehörden und im privaten Sektor, an Universitäten, in Fernsehshows und im Radio eine immer wichtigere Rolle. Der Wandel in der Gesellschaft wird nicht zuletzt durch Ardern vorangetrieben. Die Politikerin lernt die Sprache ebenfalls und wendet sie immer wieder an. Nach der Geburt ihrer Tochter betonte sie zudem in einem Interview, dass diese ebenfalls zweisprachig aufwachsen solle. Zudem gab Ardern ihr einen Zweitnamen aus der Māori-Sprache. Neben Neve nannte sie ihre Tochter Te Aroha, was in der indigenen Sprache Liebe versinnbildlichen soll.
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