ObermartelingenNeues Licht in 42 Metern Tiefe: Schiefergrube „Johanna“ kann bald entdeckt werden

Obermartelingen / Neues Licht in 42 Metern Tiefe: Schiefergrube „Johanna“ kann bald entdeckt werden
Seit 30 Jahren haben die Museumsverantwortlichen auf diesen Tag gewartet – nun ist es so weit Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Arbeiten an der Grube Johanna im Martelinger Schiefermuseum sind nach zwei Jahren abgeschlossen. Ab Oktober können Besucher bis zu 42 Meter in die Tiefe absteigen und sich ein Bild vom Alltag der Bergleute unter Tage machen.

Auf einem Tisch stehen Schüsseln und Karbidlampen. An die Wände projizierte Bilder zeigen Szenen aus dem Arbeitsalltag der „Leekëpperten“, die dort bis in die 50er Jahre Schiefer abbauten. Ab Oktober kann jeder einen Einblick in das Arbeitsumfeld der Bergleute erhalten und in den harten Alltag, den sie damals erlebten, eintauchen.

Doris Thilmany, „administratrice déléguée“ des Schiefermuseums
Doris Thilmany, „administratrice déléguée“ des Schiefermuseums Foto: Editpress/Alain Rischard

„Seit 30 Jahren warten wir auf diesen Tag“, sagt Doris Thilmany, die Leiterin des Schiefermuseums. Dieser Tag, das ist die Wiedereröffnung der Grube Johanna für Besucher – und die kommt einem Quantensprung gleich. Konnte man seit 30 Jahren nur einen kleinen Teil der Galerien des „Musée de l’ardoise“ besichtigen und 15 Meter tief hinabsteigen, geht es nun bis zu 42 Meter unter Tage.

Vor zwei Jahren begannen die Arbeiten, um die Grube besuchertauglich zu gestalten. Dafür mussten unter anderem Plattformen, Absicherungen und Treppen eingerichtet werden. Vor allem aber musste das Wasser abgepumpt werden: Drei Pumpen mit je einer maximalen Kapazität von 22 Litern pro Sekunde sorgen dafür, dass die Besucher trockene Füße behalten.

120 Meter tief ist das Wasser an dieser Stelle
120 Meter tief ist das Wasser an dieser Stelle Foto: Editpress/Alain Rischard

Doch es ist noch nicht längst das gesamte Wasser aus der Grube gepumpt. Zum Glück, denn der sich unter Wasser befindliche tiefste Punkt ist zugleich der Höhepunkt der Besichtigung. Von einer Aussichtsplattform aus blickt man auf den wenige Meter tiefer liegenden Wasserspiegel. Dank der Beleuchtung scheint es dem Besucher, als läge Nebel auf der Wasseroberfläche, der sich dann langsam lichtet und wo man durch das glasklare Wasser, das an dieser Stelle 120 Meter tief ist, den Grund des Schachtes sehen kann.

Eine Million Kubikmeter Schiefer

Um die Lichtverhältnisse und damit die Atmosphäre wiederzugeben, wie sie die Bergleute im vorigen Jahrhundert kannten, deren einzige Lichtquelle ab 1900 ihre Karbidlampe war (vorher waren es Öllampen), wurde eine spezielle Beleuchtung installiert. Vorerst können Besucher nur im Rahmen eines geführten Rundgangs in die Mine absteigen; ein Museumsmitarbeiter muss bis auf Weiteres die Beleuchtung von Hand aktivieren. Das soll sich aber bald ändern, da in Kürze Bewegungsmelder eingebaut werden sollen, welche die Beleuchtung automatisch aktivieren. „Die Besucher sollen die Mine auf eigene Faust entdecken können“, sagt Thilmany.

Auffällig in der Grube sind die zahlreichen Trockenmauern. Sie wurden von den Bergleuten mit dem Abraum gebaut, was wesentlich einfacher war, als das Gestein an die Oberfläche zu tragen. Beim Schieferabbau fällt bis zu 80 Prozent Abfall an.

So sah ein Rastplatz der Bergleute aus
So sah ein Rastplatz der Bergleute aus Foto: Editpress/Alain Rischard

Eine Million Kubikmeter Schiefer wurde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Obermartelingen abgebaut, bevor am 4. Oktober 1986 die letzte Schiefergrube in Luxemburg geschlossen wurde (die nun wiedereröffnete Grube Johanna war bereits 1953 geschlossen worden). Damit dieses industrielle Erbe nicht in Vergessenheit gerät und um es Besuchern zugänglich zu machen, haben sich 1992 Einwohner aus der Umgebung zusammengetan und die Vereinigung „Frënn vun der Lee“ gegründet. 1992 ging das Gelände in den Besitz der Gemeinde Rambruch, zehn Jahre später übernahm es der Staat. Seit dem 1. Januar 2019 wird es von dem neu gegründeten Verein „Musée de l’Ardoise Asbl.“ verwaltet, einem Zusammenschluss der „Frënn vun der Lee“, dem Staat Luxemburg und der Gemeinde Rambruch.

Von 2008 bis 2012 wurden Stabilisierungsarbeiten durchgeführt. In der Folge hat die Denkmalschutzbehörde ein Konzept zur Erschließung des gesamten Geländes ausgearbeitet, um in einem Museum all die Berufe zu zeigen, die dort früher ausgeübt wurden, vom Abbau des Schiefers bis zu seiner Weiterverarbeitung.

22 Gebäude sind auf dem ehemaligen Industriegelände erhalten geblieben. Der sichere Zugang zu einigen der unterirdischen Galerien ist Teil des Projekts, das rund 10 Millionen Euro kostete. Doch auf dem acht Hektar großen Gelände bleibe noch viel zu tun, sagt Doris Thilmany. „Wir arbeiten uns in langsamen Schritten vorwärts.“

Die Feier zur offiziellen Eröffnung der neu hergerichteten Grube erfolgt am 16. Oktober.

Info

Obligatorische Anmeldungen für Besichtigungen erfolgen online unter www.ardoise.lu.