EditorialNeue Ideen zur Förderung der Lebensqualität im urbanen Raum

Editorial / Neue Ideen zur Förderung der Lebensqualität im urbanen Raum
 Stadt Stuttgart

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Geht es so weiter wie bisher, dann wird das Land im Jahr 2035 laut Statec-Prognosen 827.000 Einwohner zählen und 615.000 Arbeitsplätze haben, von denen die Hälfte durch Grenzgänger besetzt sein werden. Zum Vergleich: 2021 waren es 645.000 Einwohner und 487.000 Arbeitsplätze. Die Fläche des Landes dagegen wächst nicht. Keine Frage also, dass das Wachstum auch weiter die größte Herausforderung des Landes bleibt.

Wie wollen, oder besser, können wir in Zukunft leben? Anders gefragt: Wie kann die Lebensqualität verbessert und gleichzeitig die Ressourcen geschont werden? Letzteres ist Grundvoraussetzung, wenn sich Luxemburg gegen die vom Klimawandel ausgelösten extremen Wetterphänomene wappnen will. Beton kann demnach nicht die Antwort sein. Es geht darum, in Zukunft bei großen Bauprojekten Betonwüsten wie Belval oder Cloche d’Or zu verhindern. Und es geht vor allem darum, das Bestehende zu überdenken. 

Im Landesplanungsministerium wird zurzeit an einem nationalen Leitprogramm für die Raumentwicklung  (PDAT) gearbeitet. Ein erster Entwurf liegt vor. Ziel ist, eine völlig neue Planungskultur für Luxemburg zu bekommen, wobei die Klimaresilienz eine übergeordnete Rolle spielt. In Betracht gezogen werden zudem die Lehren aus der Pandemie. Der öffentliche Raum soll demnach grüner werden und wieder als Begegnungsstätte fungieren. Daneben gibt es weitere Ideen. Einer ist ein Kapitel im PDAT gewidmet. Sie wurde am Freitag im Rahmen einer Konferenz am Beispiel Stuttgart erörtert. Die Hauptstadt Baden-Württembergs hat nämlich einen Masterplan ausgearbeitet, wie sie Sport und Bewegung durch die Umgestaltung des öffentlichen Raums fördern kann. Natürlich steht der gesundheitsfördernde Aspekt in Zeiten von Bewegungsarmut im Mittelpunkt. Aber auch die Mobilität im urbanen Raum.

Die Mittel sind mitunter ziemlich banal. Zum Beispiel werden in Stuttgart 1.000 Schaukeln errichtet, die meisten davon an Haltestellen des öffentlichen Transports. Die Kinder nehmen das Angebot begeistert an. Auch die Bemalung von Treppen ist eine dieser Maßnahmen. Dass nicht alles Sinn ergibt, was gut gemeint war, entdecken die Stuttgarter momentan. Beim Masterplan geht es nämlich auch darum, Dinge zu probieren und gegebenenfalls wieder rückgängig zu machen. Nicht nur Esch musste im vergangenen Jahr seinen Pumptrack nach Protesten der Anwohner wegen Lärmbelästigung wieder abbauen, genau dasselbe passierte den Stuttgartern. 

Wobei es in Luxemburg weitere Hürden gibt. Die Gemeinnützigkeit eines Spielplatzes ist gesetzlich verankert, die einer Sportinstallation nicht. Was Auswirkungen darauf hat, wo etwas implementiert werden darf und wo nicht. Und dann leben wir, wie am Freitag betont wurde, nach wie vor in der „Monokultur des Individualverkehrs“. Sport und Bewegung seien in Luxemburg im Vergleich zu Parkplätzen zweitrangig. Die Lösung des Mobilitätsproblems ist demnach mehr als alles andere Voraussetzung, um die Lebensqualität im urbanen Raum zu verbessern.