Wikileaks-GründerNeue FBI-Ermittlungen gegen Julian Assange – Australien wünscht Repatriierung

Wikileaks-Gründer / Neue FBI-Ermittlungen gegen Julian Assange – Australien wünscht Repatriierung
Was mit Wikileaks-Gründer Julian Assange passiert, bleibt unklar Foto: dpa/Dominic Lipinski

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wie ernst ist es den amerikanischen Ermittlungsbehörden mit ihrer Strafverfolgung von Julian Assange? Die Frage hat dieser Tage neue Brisanz erhalten.

Dass ein einstiger Kooperationspartner des Wikileaks-Gründers um eine Zeugenaussage gebeten wurde – sechs Jahre, nachdem die damalige Trump-Administration dem FBI-Verfahren neuen Schwung verliehen hatte –, wirft neue Fragen auf. Unterdessen hat Assanges Frau Stella in der australischen Heimat ihres Mannes für dessen Freilassung aus mehr als vierjähriger Haft in London geworben. „Genug ist genug“, glaubt auch Canberras Premierminister Anthony Albanese.

Der Labour-Regierungschef hat sich bereits persönlich bei US-Präsident Joe Biden für den depressiven und suizidgefährdeten Aktivisten eingesetzt. Hingegen steht das Schicksal des 51-Jährigen dem Vernehmen nach nicht auf der Agenda für den Besuch des britischen Premiers Rishi Sunak in Washington an diesem Dienstag. Im Mittelpunkt dürfte dort die Wiederannäherung der Brexit-Insel an die EU stehen, die den Amerikanern nicht zuletzt mit Blick auf Nordirland am Herzen liegt.

Gemeinsam haben die drei anglophonen Staaten vor zwei Jahren ihren neuen Verteidigungspakt Aukus auf den Weg gebracht, dessen Kern aus der Belieferung Australiens mit atombetriebenen U-Booten aus amerikanischer Herstellung besteht. Bei einem Treffen im kalifornischen Kriegshafen San Diego sprach Sunak im März vom Zweck der Vereinbarung als „Bewahrung von Freiheit, Frieden und Sicherheit“.

Eine Zeugenaussage gegen einen Kollegen, der dafür verfolgt wird, dass er die Wahrheit veröffentlicht hat, kommt nicht in Frage – lieber gehe ich ins Gefängnis

Der schottische Romancier Andrew O’Hagan, bei dem jetzt das FBI anklopfte

Aber Freiheit für Julian Assange? Das scheint jedenfalls aus amerikanischer Sicht keine Priorität zu sein. Den Eindruck gewann jedenfalls der preisgekrönte schottische Romancier Andrew O’Hagan, bei dem sich kürzlich das FBI meldete. Kurioserweise wollten sich die US-Ermittler mit dem Autor über dessen Zusammenarbeit mit Assange vor mehr als einem Jahrzehnt unterhalten. Der in London lebende Schotte lehnte brüsk ab. „Eine Zeugenaussage gegen einen Kollegen, der dafür verfolgt wird, dass er die Wahrheit veröffentlicht hat, kommt nicht in Frage. Lieber gehe ich ins Gefängnis“, erläuterte O’Hagan seine Entscheidung dem Sydney Morning Herald.

Die Haltung ist keineswegs selbstverständlich, schließlich machte O’Hagan mit Assange die gleiche Erfahrung wie frühere Helfermedien von Wikileaks, etwa der britische Guardian oder die New York Times: Die ursprünglich gute Zusammenarbeit endete rasch in einem Zerwürfnis. Statt als Ghostwriter für Assanges Autobiografie zu fungieren, veröffentlichte O’Hagan 2011 die unautorisierte Lebensgeschichte des Wikileaks-Gründers. Nicht umsonst wird der preisgekrönte Autor in Pressemitteilungen der Assange-Unterstützer nicht mit Namen genannt, sondern nur spitz als „in London lebender Schreiber“ tituliert.

Vor 13 Jahren

Bereits 13 Jahre liegt zurück, dass Assanges Enthüllungsplattform Wikileaks umfassende Informationen über US-Kriegsverbrechen in Afghanistan und Irak veröffentlichte. Keine der damals angeprangerten Straftaten hatte ein Verfahren gegen die Verantwortlichen zur Folge. Hingegen beschäftigten sich Londoner Gerichte seit 2010 mit dem Australier, als zunächst Schweden seine Auslieferung wegen angeblicher Sexualdelikte forderte.

Später folgte die USA mit der Aufforderung an Großbritannien, Assange zu überstellen. Ihm werden Computer-Hacking und Spionage zur Last gelegt. Auch ohne rechtsgültige Verurteilung muss der mittlerweile 51-Jährige auf seine Freiheit verzichten: Zwei Jahren Hausarrest sowie sieben Jahren Asyl in der Londoner Botschaft Ecuadors folgte seit April 2019 die Straf- und Auslieferungshaft. Derzeit sind Einsprüche gegen die bereits genehmigte Auslieferung vor dem Londoner High Court sowie dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg anhängig.

Bei ihrem Besuch in Canberra konnte Stella Assange bei Parlamentariern aller Parteien für die Freilassung des Vaters ihrer beiden Kinder werben. Sie habe „starke Unterstützung erfahren; Julian ist der Rückkehr in den Schoß seiner Familie näher denn je“, lautet das Resümee der früheren Anwältin des Aktivisten.

Mac
5. Juni 2023 - 15.39

Assange und Snowden haben einen Orden verdient. Hätte es solche Helden vor 80 Jahren gegeben,Kennedy´s Mörder und Hintermänner wären aufgeflogen.