Wieder Leben im „Saxophone“Neue Empfangsstruktur für Obdachlose in der Hollericher Straße

Wieder Leben im „Saxophone“ / Neue Empfangsstruktur für Obdachlose in der Hollericher Straße
Früher befand sich dort die Kneipe „Saxophone“, heute eine soziale Empfangsstruktur gleichen Namens Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Dort, wo sich früher das Café „Saxophone“ befand, ist nun eine neue Empfangsstruktur für Obdachlose beheimatet. Im gleichen Gebäude richtete die Gemeinde möblierte Zimmer für sozial schwache Menschen ein.

Die neue Empfangsstruktur in der Hollericher Straße bietet Obdachlosen Ruhe vom Alltagsstress auf der Straße. Im gleichen Gebäude befinden sich zudem Sozialwohnungen: Neun möblierte Zimmer und ein Aufenthaltsraum bietet das Haus sozial schwachen Menschen. Am Freitag wurde die Einrichtung von der hauptstädtischen Bürgermeisterin Lydie Polfer zusammen mit der Ministerin für soziale Sicherheit, Paulette Lenert, ihrer Bestimmung übergegeben.

Die Empfangsstruktur für Obdachlose im Erdgeschoss wird von der Vereinigung „Stëmm vun der Strooss“ verwaltet, mit u.a. einem Aufenthaltsraum, der von montags bis freitags, von 12.30 Uhr bis 16.00 Uhr, geöffnet ist. Eine Besonderheit dieser Struktur ist, dass Hunde dort erlaubt sind, und sogar der Alkoholkonsum toleriert wird. Es soll ein Platz sein, wo diese Menschen „wieder auf die Beine kommen können“, wo sie sich ausruhen sowie etwas essen und trinken können. Snacks und Getränke stehen ihnen gratis zur Verfügung, ebenso wie sanitäre Einrichtungen. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich auch die „Kleederstuff“ der „Stëmm“. Auf Termin – lediglich zwei Personen können zusammen dort empfangen werden – erhalten Bedürftige dort Kleidung aus zweiter Hand.

In den oberen zwei Stockwerken und auf dem Dachboden befinden sich die vom Roten Kreuz verwalteten Zimmer mit Platz für insgesamt zwölf Personen. Auch dieses Angebot richtet sich an sozial schwache Menschen. Den Mietern steht sogar eine Dachterrasse zur Verfügung. Die Lage der neuen Struktur sei optimal, meinte Lydie Polfer. Im Viertel seien gleich mehrere soziale Einrichtungen angesiedelt, von denen die Benutzer der neuen Struktur profitieren könnten. In der Empfangsstruktur der „Stëmm vun der Strooss“ erhalten die Betroffenen auch, falls nötig, Hilfe bei Behördengängen.

Der Name des Hauses, „Saxophone“, erinnert an ein Café, das sich vor Jahren an der Adresse befand. Wie der Sozialschöffe der Gemeinde, Maurice Bauer (DP), bei der Eröffnung am Freitag bemerkte, befanden sich auch bereits über dem damaligen Café Zimmer, die der Eigentümer vermietete. Ob die damalige Ausstattung allerdings den Standards der heutigen Struktur entsprach, darf man bezweifeln. Bei der Renovierung wurde Altes mit Neuem vereint. So wurde z.B. der alte Parkettboden instandgesetzt und nicht durch einen anderen Belag ersetzt. Bei den Materialien wurde vor allem auf Faktoren wie Nachhaltigkeit und Robustheit Wert gelegt.

Als das Café vor ein paar Jahren Konkurs anmeldete, kaufte die Gemeinde das Haus. Obwohl das Projekt schon 2018 vom Gemeinderat gutgeheißen wurde, und im August 2019 mit den Renovierungsarbeiten begonnen wurde, machte die Corona-Epidemie auch diesem Plan einen Strich durch die Rechnung, sodass die Fertigstellung wesentlich länger dauerte als ursprünglich geplant. Der Kostenpunkt der ganzen Struktur liegt bei rund 2,28 Millionen Euro. Das Wohnungsbauministerium beteiligte sich mit 1,12 Millionen an den möblierten Zimmern.