„Es sind 453, ich habe fünfmal nachgezählt“, sagt Maureen Stoll lachend, während sie vor dem Rathaus in Luxemburg-Stadt steht. Dort wollen sie und drei Verantwortliche des „Lampertsbierger Syndicat“ an diesem Donnerstagnachmittag einen offenen Brief an den Schöffenrat abgeben. Insgesamt 453 Personen aus Limpertsberg und mehrere Elternvereinigungen aus Schulen haben in den vergangenen zwei Wochen unterschrieben: Menschen, die in dem Viertel arbeiten, leben oder dort zur Schule gehen. Denn auch einige Kinder haben ihre Unterschrift unter das Schreiben gesetzt.
Auslöser für den Brief war ein schwerer Unfall Mitte März an der Kreuzung der Avenue Victor Hugo und der rue Ermesinde. Dabei kollidierten zwei Autos, eines davon überschlug sich und landete auf dem Dach. Sechs Personen wurden verletzt – fünf in dem einen Fahrzeug, eine in dem anderen. „Vor Ort hieß es, dass niemand schwer verletzt wurde“, teilte die Polizei nach dem Unfall mit. Trotzdem alarmierte der Zwischenfall – in unmittelbarer Nähe eines Zebrastreifens und mehrerer Schulen – die Menschen aus der Umgebung. Sie wollen nun auf die Verkehrslage im Viertel aufmerksam machen, in dem es immer wieder Unfälle gibt.
Bürgerversammlung angekündigt
„Wir waren schockiert und fordern, dass solche Unfälle nicht mehr möglich sind“, erklärt Maureen Stoll am Donnerstag im Rathaus, nachdem sie kurz nach 14 Uhr Patrick Goldschmidt (DP) einen dicken Umschlag mit dem Brief überreicht hat. Der Mobilitätsschöffe antwortet: „Nicht nur die Limpertsberger sind schockiert, es geht nicht, dass jemand dort so schnell fährt.“ Dass das eben doch geht – man in der Avenue Victor Hugo ohne größere Hindernisse beschleunigen kann – kritisieren die Unterzeichnenden. Sie verlangen von der Gemeinde mehr Einsatz für Verkehrssicherheit.
„Wir schauen, was wir verbessern können, sind aber nicht für das Verhalten Einzelner verantwortlich“, betont Patrick Goldschmidt im Rathausfoyer mit Blick auf den schweren Unfall Mitte März, bei dem laut ersten Informationen zufolge auch die Missachtung der Straßenverkehrsordnung eine Rolle gespielt haben soll. Eine Forderung aus dem offenen Brief betrifft mehr Geschwindigkeitskontrollen. Dazu stellt der Mobilitätsschöffe klar: Die Gemeinde könne der Polizei keine Anweisungen geben. Das Vorschlagen von Orten für Geschwindigkeitskontrollen sei allerdings möglich.
Lösungen verlangt
Schon seit längerem arbeitet die Stadt Patrick Goldschmidt zufolge daran, in den Vierteln für Verkehrsberuhigung zu sorgen. „Mitte Mai werden wir nach Limpertsberg kommen und verschiedene Maßnahmen präsentieren – unter anderem Änderungen an der Straßenführung. Die Bürger müssen dann aber auch verstehen, dass verschiedene Änderungen Umwege für sie mit sich bringen“, kündigt Patrick Goldschmidt an. Über ein Treffen im Mai wurden die Unterzeichnenden des offenen Briefs bislang noch nicht informiert, wie sie an diesem Tag nach dem Gespräch im Rathaus mitteilen.
„Wir bitten den Schöffenrat, in das Viertel zu kommen und den Leuten zuzuhören – das haben Sie ja dann vor“, meint Christophe Marinheiro. Der 49 Jahre alte Mann ist der Präsident des Limpertsberger Syndikats und unterstreicht, dass die gemeinnützige Vereinigung die Forderungen im offenen Brief „klar unterstützt.“ Er stellt nach dem etwa halbstündigen Treffen mit Patrick Goldschmidt fest, dass die Unterzeichnenden „gut empfangen“ wurden. Skeptisch weist er jedoch darauf hin, dass er sich nun auch Lösungen erwartet: „Und zwar eine Gesamtlösung für das Viertel – wie wir sie schon seit Jahren fordern.“
Weiterer Verkehrsunfall am Mittwoch
Einen Tag, bevor die Limpertsberger der Stadt Luxemburg einen offenen Brief zur Verkehrssicherheit übergaben, kam es in ihrem Viertel zu einem Unfall: In der rue Joseph Hansen – einer eher ruhigen Seitenstraße – wurde am Mittwoch gegen 19.10 Uhr eine Person von einem Auto erfasst. Das teilte der „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) am Donnerstagmorgen mit. Auf Nachfrage bestätigte die Polizei, dass es am Mittwochabend zu einem Zusammenstoß zwischen einem Auto und einer Frau gekommen war. Sie wurde laut den Informationen der Polizei dabei leicht verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Der Fahrer war vor Ort, jedoch konnte die Polizei am Donnerstag keine weiteren Angaben zum Hergang des Unfalls machen. Denn, so deren Pressestelle: „Die Ermittlungen müssen zeigen, was die Hintergründe und der Ablauf des Unfalls waren.“ Patrick Goldschmidt (DP) berichtete am Donnerstag, dass er bereits am Mittwochabend von der kommunalen Dienststelle für Verkehr über den Unfall informiert worden sei. Weitere Einzelheiten habe auch er nicht erhalten, wie der Mobilitätsschöffe erklärte: „Die Polizei gibt uns dazu keine Informationen.“
Und auch Maureen Stoll bleibt nach dem Treffen vorsichtig: „Wir wurden nett begrüßt und hatten ein freundliches Gespräch. Ich freue mich über die Dialogbereitschaft von Herrn Goldschmidt, aber er muss jetzt liefern. Ich hoffe, dass er das macht und sich nicht hinter Ausreden versteckt.“ Maureen Stoll, Christophe Marinheiro und die anderen beiden Verantwortlichen des Limpertsberger Syndikats machen an diesem Tag klar, dass sie die Gemeinde in der Verantwortung sehen. Sie fordern kreative Lösungen für ihr Viertel und vor allem: Den politischen Willen, diese auch umzusetzen.
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De Maart

Do ass e Grapp voll Leit, déi ënnert dem Deckmäntelchen vun der Sécurité Routière, den Trafic aus hirem Quartier résidentiel resp,.virun hirer Dir wëllen lass gin.