KaylSo werden die Opfer nach dem Großbrand unterstützt

Kayl / So werden die Opfer nach dem Großbrand unterstützt
Nach dem ersten Schock gelten in der Gemeinde Kayl/Tetingen die Gedanken den Opfern  Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am zweiten Tag nach dem Großbrand in Kayl stand am Mittwoch die Hilfe für die Menschen im Fokus – für die, die direkt, aber auch indirekt betroffen sind. 

In der Gemeinde Kayl/Tetingen versucht man, nach dem tragischen Tod eines sechsjährigen Jungen bei dem Großbrand in der rue du Commerce den Brandopfern, die alles verloren haben, zu helfen. Elf Menschen wurden bei dem Feuer verletzt. „Eine Mutter mit ihrem Kind kann heute das Krankenhaus verlassen“, erklärte Bürgermeister Jean Weiler gestern auf Nachfrage des Tageblatt. Ein weiteres Kind und ein schwerverletzter Mann befinden sich zu diesem Zeitpunkt, laut Weiler, noch im Krankenhaus.

Die Bewohner des abgebrannten Hauses sind bis Freitag in Hotels untergebracht, danach kommen sie vorübergehend in den „logements d’urgence“ der Stadt Esch/Alzette und auch in ähnlichen Einrichtungen in Rümelingen unter. Doch die Unterkünfte seien natürlich nur ein Provisorium. Die Menschen aus dem Haus waren allesamt Mieter und müssen auf Dauer eine neue Wohnung finden. „Der Wohnungsmarkt ist, wie er ist und es wird nicht einfach.“ Die zur Verfügung gestellten Wohnungen seien nur dazu da, um bei solchen Notfällen zu überbrücken.

Die Gemeindeverwaltung und das „Office social“ versuchten, so gut es geht zu vermitteln. Einige Privatleute hätten sich bereits gemeldet, jetzt müsse überprüft werden, ob die Wohnungen auch langfristig zur Verfügung stehen. Die Gemeinde selbst könne dieses Problem nicht lösen, so der Bürgermeister weiter. Beim Sozialamt melden sich viele Menschen, die keine Wohnung finden. Die Gemeinde könne aktiver beim Schaffen von bezahlbarem Wohnraum werden, doch auch dieser stehe in solchen Notfällen nicht frei. 

Als Soforthilfsmaßnahme bekamen die Brandopfer noch am Dienstagabend eine Erstausstattung an Kleidung bei der Kayler „Kleederstuff“. Diese wird ehrenamtlich von einer Asbl. betrieben. Am Dienstag hat die Gemeinde eine Anlaufstelle für Spenden für die Opfer des Brandes ins Leben gerufen. Bei dieser seien viele Rückmeldungen eingegangen, berichtete Gemeindesekretärin Jessica Rommes. Der Aufruf dazu auf der Homepage der Gemeinde wurde auf Facebook bis am frühen Mittwochabend, 17.30 Uhr, 729-mal geteilt. Sie würden nun die Koordination übernehmen und die Informationen aufnehmen, wer welche Spenden abgeben möchte. Für Möbelspenden ist es noch zu früh, da die Menschen momentan in ausgestatteten Zimmern leben. Wer allerdings Möbel spenden wolle, werde zum gegebenen Zeitpunkt kontaktiert. 

Ruß und Zerstörung zeugen von den dramatischen Ereignissen, die sich in der Nacht zu Dienstag in Kayl zugetragen haben
Ruß und Zerstörung zeugen von den dramatischen Ereignissen, die sich in der Nacht zu Dienstag in Kayl zugetragen haben Foto: Editpress/Alain Rischard

Die „Kleederstuff“ habe darum gebeten, nicht noch weitere Kleidung direkt bei ihr abzugeben, erklärte Jean Weiler weiter. Dort habe man nicht genug Platz zum Lagern und die Gemeinde wolle keinen weiteren Aufbewahrungsort schaffen. Der Bürgermeister verwies darauf, dass andere Einrichtungen ebenfalls Kleidung sammeln. 

Zu den Gerüchten zum angeblich schlechten Zustand des Hauses vor dem Brand konnte der Bürgermeister keine Aussage machen. Er sei nie in dem Gebäude gewesen. Die Entscheidung darüber, was nun mit dem Haus passiert, obliege dem Eigentümer.

23 Menschen lebten in dem Sechs-Familien-Haus. In der Nacht auf Dienstag ging gegen 3 Uhr der erste Alarm ein. Einige Personen konnten sich vor den Flammen nach draußen retten, andere mussten auf das Dach des Hauses flüchten. In der Nacht kam es auch zu dem tragischen Tod eines kleinen Jungen. Er war bewusstlos von den Feuerwehrleuten geborgen worden und starb später im Krankenhaus. Nach dem Brand wurden die Betroffenen vom „Groupe de support psychologique“ (GSP) von der Feuerwehr betreut: Familien, Zeugen und auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr.

Seit 2004 sind die freiwilligen Mitglieder dieser Gruppe in Luxemburg bei Katastrophen, Unfällen und schlimmen Vorkommnissen für Menschen da, die direkt oder indirekt von den Ereignissen betroffen sind. So sind sie bei tödlichen Unfällen im Einsatz, waren aber auch bei der Geiselnahme in einer Wasserbilliger Kinderbetreuungsstätte im Jahr 2000 oder bei dem Flugzeugabsturz in Niederanven 2002 vor Ort. Wie viele von den während zwei Jahren ausgebildeten Helferinnen und Helfern in Kayl waren, konnte Cédric Gantzer, Abteilungsleiter der Generaldirektion der Feuerwehr, gestern auf Nachfrage hin nicht sagen, denn: „Wir unterliegen da der Schweigepflicht. Die Seelsorge – wie man sagt –, das sind komplexe und sehr sensible Einsätze.“

Die Gemeinde Kayl erklärte im Gespräch mit dem Tageblatt, dass gestern psychologische Unterstützung in der Schule des verstorbenen Sechsjährigen vor Ort war. Cédric Gantzer bestätigte lediglich, dass der GSP auch am Mittwoch noch Menschen betreute. „Sie sind generell in der akuten Phase für Menschen da. Wenn erst später Symptome wegen Durchlebtem auftreten, helfen die psychologischen Dienste in den Krankenhäusern weiter. Oder der Hausarzt, der an einen Psychologen verweisen kann.“ 

Spendenaufruf

Dem Wunsch der Bevölkerung, zu helfen, hat die Gemeinde Kayl noch am Dienstag entsprochen, indem sie eine Anlaufstelle für Spenden geschaffen hat. Bürger können sich per E-Mail an commune@kayl.lu melden und die Art ihrer Spende (Kleider, Möbel usw.) sowie ihre Kontaktdaten hinterlegen. Des Weiteren können Geldspenden via Überweisung auf das Konto von „Käl-Téiteng hëlleft asbl.“ (LU16 0090 0000 0652 7717) getätigt werden. 

kassnic840
8. Dezember 2022 - 20.23

Armt Letzebuerg