UnwetterNach der erneuten Katastrophe liegen Freude und Leid im Müllerthal eng beieinander

Unwetter / Nach der erneuten Katastrophe liegen Freude und Leid im Müllerthal eng beieinander
Erschöpft, aber auch erleichtert: Der Familienbetrieb von Rita Stoque-Konnert, das Hotel „Le Cigalon“, hat das aktuelle Unwetter überstanden. Fotos: Anne Lommel

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Das Müllerthal war 2018 von einer Überschwemmung und Sturzflut besonders getroffen worden. Danach konnte sich nicht jeder gleich gut gegen eine erneute Naturgewalt wappnen – weshalb ein Hotel und ein Campingplatz in der Ausflugsregion sehr unterschiedlich aus dem jüngsten Ereignis hervorgegangen sind.

Als das Tageblatt im Müllerthal anruft, um sich zu erkundigen, wie das Hotel „Le Cigalon“ den neuesten Ausbruch der Naturgewalten überstanden hat, klingt Besitzerin Rita Stoque-Konnert zwar erschöpft – aber auch erleichtert: Sie habe in der Nacht auf Donnerstag zwar nur rund eine Stunde geschlafen, kann bei Tageslicht aber feststellen: „Es ist fast nichts passiert!“ Zwar muss natürlich einiger Dreck und Schlamm beseitigt werden – aber das alles ist kein Vergleich zu dem Bild, das sich nach dem Unwetter des 1. Juni 2018 geboten hatte: Damals war der „Kaasselbaach“ zu einem gurgelnden, wütenden Dämon geworden, der das Hotel mit Wassermassen voller Schlamm, Steinen und Baumstämmen traktierte. Eine junge Angestellte wurde im Schlaf überrascht und vom Wasser aus dem Zimmer geschwemmt. Sie konnte sich nur retten, weil sie sich an einem Baum festklammerte.

Kein Untergang: Das Wasser, das diesmal ins „Cigalon“ eingedrungen ist, konnte schnell wieder herausgepumpt werden.
Kein Untergang: Das Wasser, das diesmal ins „Cigalon“ eingedrungen ist, konnte schnell wieder herausgepumpt werden. Foto: Privat

Der Horror dieser Nacht und die hinterlassene, tonnenschwere Kruste aus zermahlenem Interieur und zerriebenem Lebenswerk, das war alles zu viel: Als sie die Bilder der weinenden Hotel-Besitzerin sahen, erinnerten sich einige Luxemburger, dass ihr kleines Land ja ein Löwenherz hat – und kurz darauf konnte das Tageblatt von Dutzenden Leuten berichten, die sich im Müllerthal die Schaufel in die Hand gaben, um ein kleines Wunder zu vollbringen: Dank ihrer Hilfe (und ein bisschen staatlicher) konnte das Hotel bald runderneuert Eröffnung feiern (und einen Corona-Lockdown später noch mal). 

Heute ist Rita Stoque-Konnert auch froh, nicht erklären zu müssen, dass all die Hilfe vergeblich war. Dass es so und nicht anders gekommen ist, liege erst mal daran, dass man viele Dinge zum Hochwasserschutz umgesetzt habe: So wurden etwa vormals bodentiefe Fenster gegen höhere getauscht, eine Betonmauer zum Bach gezogen. Und der Familienbetrieb weiß jetzt, was passieren kann: „Wir haben schon seit Montag aufgepasst auf das Wetter und Sandsäcke ausgelegt“, erzählt Stoque-Konnert – und dass ihre zwei Söhne darauf gedrängt hätten, die Terrasse abzuräumen. „Wir waren vorbereitet durch all die Wetter-Warnungen“, schreibt Stephane, einer der beiden, dem Tageblatt.

Obwohl man alles abgedichtet habe, sei zwar doch etwas Wasser von unten eingedrungen und habe 10 Zentimeter hoch im Keller gestanden – aber das hat die Feuerwehr mit einer Pumpe wieder hinausgeschafft. Stephane, der im Beruf als Polizist gerade auch keine Langeweile hat, lobt, was das Wasserwirtschaftsamt geleistet hat: Der nur vermeintlich harmlose Bach hatte ein voluminöseres Bett bekommen. Ein Tunnel, durch den er sich schiebt, sei auch erst vor wenigen Tagen nochmals komplett ausgeräumt worden – „Gott sei Dank“: Jetzt sei er wieder fast komplett mit Geröll und Gehölz gefüllt. Trotzdem: Das Schlimmste, das Allerschlimmste ist dem „Cigalon“ diesmal erspart geblieben.

„Es ist alles kaputt“

Doch nicht überall im Müllerthal ist man so erleichtert wie im 1956 eröffneten Hotel – im Gegenteil: Zwar klingt auch Stefan Spautz am Telefon zunächst gelöst, aber man merkt schnell: Da liegt Sarkasmus in der Stimme, verzweifelter Unglauben darüber, dass es wirklich so gekommen ist, dass am Campingplatz „Cascade“ die Natur und das Schicksal wieder so mitleidlos zugeschlagen haben: „Es ist alles kaputt“, muss Spautz erklären – gerade jetzt, wo es endlich wieder losgehen sollte: Nach dem Aufbau und (fast) nach Corona. Vor nicht einmal einem Monat hat ein YouTuber den Platz noch in einem aufwendigen Video begeistert vorgestellt, ließ seine Drohne über dem Gelände kreisen.

Doch was da zu sehen ist, ist in dieser Form nicht mehr vorhanden: „Überall sind Schutt und Trümmer“, erklärt Spautz, der schätzt, dass das Gelände mit „30 bis 40 LKW-Ladungen“ davon eingedeckt ist. Die Sanitärräume und alle Infrastruktur seien zerstört, auch zwei Wohnwagen hängen in den Bäumen. „Wir hatten gerade sowieso nicht viele Gäste, weil es ja so viel geregnet hat“, kann der Betreiber nur noch das Glück im Unglück feststellen, dass niemand verletzt wurde. Auch das eigene Haus habe man gut schützen können. „Wir haben uns rechtzeitig vorbereitet.“ Aber der Platz sehe wieder so aus wie 2018. „Ich bin moralisch schon ziemlich am Ende“, gibt Spautz zu. Kein Wunder: 2019 hat er den Campingplatz wieder aufgebaut – samt neuer Elektrik und Sanitäranlagen. Rund 800.000 Euro habe er investiert – wovon zwar 300.000 Euro Förderung gewesen seien, aber: „Als Privatmann kann man das gar nicht mehr stemmen!“ Und 2020 war ja auch noch der lange Lockdown. „Da weiß man, wofür man arbeitet.“

Auf dem „Cascade“-Campingplatz haben Schutt, Steine und Baumstämme den frisch sanierten Ort wieder zerstört
Auf dem „Cascade“-Campingplatz haben Schutt, Steine und Baumstämme den frisch sanierten Ort wieder zerstört Foto: Anne Lommel

Dabei sieht sich Spautz nicht nur vom Schicksal im Stich gelassen: Natürlich sei das recht weitläufige Gelände, durch das der Bach auch noch mittendurch fließt, nicht leicht abzusichern. Aber was nach 2018 geplant und als „Notprogramm mit schnellen Genehmigungen“ zugesagt worden sei, sei nicht angegangen worden: „Das sollte eigentlich dieses Jahr anlaufen, wurde aber auf nächstes Jahr Oktober verschoben“, sagt er. Er sollte Land abgeben, damit der Flusslauf begradigt werden und das Wasser schneller ablaufen kann. Ob das geholfen hätte? „Keine Ahnung, man kann so was ja nicht testen.“ Jetzt sind alle Überlegungen sowieso erst mal hinfällig. „Ich weiß nicht, ob ich den Platz noch mal aufmachen will“, sagt der Mann, der den Familienbetrieb mit seiner Frau in dritter Generation führt. 

Im Müllerthal liegen Enttäuschung und Erleichterung gerade dicht beieinander. Spautz’ Nachbarn im Hotel „Le Cigalon“ wollen vom Glück, das sie hatten und das sie gerade wieder besonders spüren, jetzt auch etwas zurückgeben: Per Facebook bieten sie allen, die die aktuellen Überschwemmungen obdachlos gemacht haben, eine warme Dusche oder sogar ein Zimmer an.

Lucilinburhuc
18. Juli 2021 - 18.56

Elle Duche ass leider woaanescht...

Entsate Luxo
18. Juli 2021 - 12.03

Justement Leid: wou ass alt rem grande duchesse? L´éternelle absente bei tornado, iwwerschwemmungen... am Land??? Den heng kennt emmer alleng. Mme mecht party ze Arles, cf @ Royautés. Ek.la. p.5