DüdelingenNach dem 2. Februar ist Schluss: Das Modegeschäft „Blossom“ wird schließen

Düdelingen / Nach dem 2. Februar ist Schluss: Das Modegeschäft „Blossom“ wird schließen
Die Schwestern Lynn (l.) und Kim müssen den Verlust ihres eigenen Geschäftes erst noch verarbeiten – trotzdem wollen sie die Erfahrung nicht missen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Vier Jahre lang haben die Schwestern Lynn und Kim Hansen ihr eigenes Bekleidungsgeschäft „Blossom“ geführt. Nach jahrelanger harter Arbeit ist nun der Moment gekommen, einen Schlussstrich unter ihr Herzensprojekt zu ziehen. Die beiden Unternehmerinnen haben dem Tageblatt erzählt, warum sie diese Entscheidung getroffen haben. 

Die Schwestern Lynn (34) und Kim (31) hegten lange den Wunsch, gemeinsam etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und haben vorher viel darüber diskutiert. „Wir haben uns auf Kleidung geeinigt. Ich denke, das ist etwas, womit sich jeder auseinandersetzt“, erinnert sich Lynn. Die beiden jungen Frauen sind mit dem Thema Selbstständigkeit und Mode aufgewachsen. Ihr Großvater besaß eine eigene Schneiderei in der Hauptstadt. Ihre Mutter und Großmutter haben stets Wert auf gute Kleidung und Stoffe gelegt. Das hat die beiden Unternehmerinnen geprägt. 

Beruflich waren beide vorher in anderen Bereichen unterwegs: Lynn war als Sozialarbeiterin tätig und Kim hat in der Gastronomie als Assistant Manager in einem Restaurant/Bar gearbeitet. Als sie ihre Idee umsetzen wollten, haben sie sich die nötigen Informationen für eine Geschäftsgründung eingeholt und Bekannte haben ihnen dabei geholfen, ihr Projekt bestmöglich auf die Beine zu stellen. Das bedeutete auch, die nötigen finanziellen Mittel in die Hand zu nehmen, um den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. 

Seit April letzten Jahres haben sie das „Blossom“, ein Geschäft für Mode von ausgewählten europäischen Labeln und Accessoires, in Düdelingen betrieben. 2019 begann ihre Reise in Luxemburg-Stadt mit einem ersten Standort. Die Pandemie machte auch Lynn und Kim einen Strich durch die Rechnung und in dieser Zeit konzentrierten sie sich vor allem auf ihren Onlineshop. Ihre Räumlichkeiten in der Hauptstadt gaben sie Anfang April 2020 auf. Nicht nur aufgrund der Corona-Krise, sondern auch, weil das Geschäft nicht so lief, wie sie es sich erhofft hatten. Die Miete von rund 4.300 Euro sei für ein Start-up recht hoch gewesen, erzählt Lynn. Außerdem hätten ihre Erfahrungen im Online-Verkauf gezeigt, dass vor allem Käufer aus dem Süden des Landes sich für das „Blossom“ und dessen Produkte interessieren. Darauf folgten mehrere Pop-up-Stores in Düdelingen, Esch und Remich, bevor sie sich wieder mit einer festen Adresse in der „Forge du sud“ in der avenue Grande-Duchesse Charlotte niederließen.

Das Geschäft in der avenue Grande-Duchesse Charlotte bietet Kleidung für Frauen und Männer sowie Accessoires an
Das Geschäft in der avenue Grande-Duchesse Charlotte bietet Kleidung für Frauen und Männer sowie Accessoires an Foto: Editpress/Alain Rischard

Doch im November 2022 war der Zeitpunkt gekommen, in dem die Schwestern beschlossen, dass sie aufhören werden: „Wir haben uns lange damit auseinandergesetzt, wo wir stehen und ob es noch sinnvoll ist, weiterzumachen“, erklärt Lynn. „Wir mussten uns entscheiden, ob wir den Mietvertrag verlängern oder nicht. Uns war vorher klar, dass Düdelingen der letzte Ort sein wird, in dem wir ein physisches Geschäft haben werden“, fügt Kim hinzu. Sie mussten sich fragen, wie hoch die Chance sei, dass sich die Lage verbessert, und das so schnell wie möglich. Auch wenn sie ihren Job sehr mochten und ihre ganze Energie in ihr Projekt gesteckt hätten, sei es „irgendwann nicht mehr möglich, noch mehr zu geben“, so Lynn weiter. 

Schwierige Situation im Einzelhandel

Im Großen und Ganzen sei die Situation für den Einzelhandel in Luxemburg auch ohne die Pandemie und die Inflation schwierig, findet Lynn. Vor allem, wenn jemand seine eigene Schiene fahren will, ohne zu viele Kompromisse eingehen zu wollen, fügt ihre Schwester hinzu. Die Menschen kauften vor allem Sachen und Marken, die sie bereits kennen. Der Onlinehandel sei natürlich eine große Konkurrenz für ein kleines Geschäft wie das „Blossom“. Lynn zählt einen Punkt auf, bei dem nachgebessert werden könnte: In der Schule müsste mehr darüber unterrichtet werden, dass es auch Menschen gibt, die selbstständig sind. Kleine Betriebe seien wichtig für die Wirtschaft und Gesellschaft. „Es gibt nicht nur die beiden Möglichkeiten, sofort nach der Schule für einen Chef zu arbeiten oder zuerst zu studieren und dann als Angestellter tätig zu sein.“ Es existiere auch noch etwas dazwischen. 

Am 2. Februar ist der letzte Öffnungstag für das „Blossom“. An dem Tag wollen Kim und Lynn noch einmal mit ihrer treuen Kundschaft auf die letzten Jahre anstoßen und „Äddi soen“. Welchen Weg sie danach einschlagen werden, steht noch nicht fest. Sie wollen zuerst ihr Geschäft sauber abschließen und das wird einige Monate in Anspruch nehmen. Das Einfachste wäre, wieder in den beruflichen Bereich zurückzukehren, in dem sie vor ihrer Selbstständigkeit gearbeitet haben. Davon zeigen sich die beiden jedoch nicht wirklich überzeugt. Lynn ist letztes Jahr Mutter geworden und möchte sich deswegen auf ihr Kind konzentrieren, bis es an der Zeit ist, nach einer Arbeitsstelle zu suchen. „Ich hoffe, dass sich für die Selbstständigen im Einzelhandel Dinge ändern werden, zumal in der Modebranche.“ Und dass irgendwann der Punkt komme, an dem mehr Menschen von ihren kleinen Unternehmen leben können. „Wir würden es immer wieder machen“, fügt Kim hinzu. Die Erfahrungen der letzten Jahre wollen die beiden nicht missen. Sie hätten viel über sich selbst gelernt, auch wenn sie am Ende einen hohen Preis bezahlt hätten.

Wer mit dem Gedanken spiele, sich selbstständig zu machen, brauche einen langen Atem. Doch wenn man sich dafür entscheide, müsse man den Weg für sich gehen und nicht zu viel Angst vor dem haben, was kommt. „Wir bereuen es nicht, auch wenn es traurig und ein großer Verlust für uns ist“, so Kim abschließend. Dass sich die beiden irgendwann erneut mit einer anderen Idee in die Selbstständigkeit wagen, schließen die Schwestern nicht aus.

Harry
23. Januar 2023 - 8.46

Schade dass der Einzelhandel den Bach runter geht, Resultat von politischer Arroganz und Konzeptlosigkeit.

Phil
23. Januar 2023 - 5.08

Leider legen immer weniger Menschen, besonders auch junge, Akzente auf ein gepflegtes Aussehen. Wenn man sich als Fussgänger umschaut scheinen überweite Pyjamahosen, abgewetzte Turnlatschen und verwaschene Kapuzenhoodies der "modische" Trend zu sein. Eine normale Jeans, Hemd und Pullover sind bestimmt nicht teurer. Tut mir leid für Kim und Lynn, dass sie ihr Geschäft schliessen müssen.