BasketballNach 15 Jahren: Pitt Koster sagt Tschüss und will dem Basketball etwas zurückgeben

Basketball / Nach 15 Jahren: Pitt Koster sagt Tschüss und will dem Basketball etwas zurückgeben
Die letzten beiden Jahre seiner Karriere lief Pitt Koster für die Sparta Bartringen auf Archivbild: Jeff Lahr

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Eigentlich hätte Pitt Koster am Samstagabend das letzte Spiel seiner 15-jährigen Karriere bestreiten sollen. Eine letzte Partie vor Zuschauern gegen die Résidence Walferdingen, den Klub, für den der bald dreifache Familienvater sechs Jahre lang auf dem Parkett stand. Doch Corona macht dem 31-Jährigen vorerst einen Strich durch die Rechnung. Ob und wann dieses Spiel nachgeholt wird, steht noch nicht fest. Das Tageblatt wirft mit dem ehemaligen Nationalspieler dennoch einen Blick zurück auf die verschiedenen Stationen, die wichtigsten Personen und das wohl speziellste Datum seiner Karriere.

AS Zolver 

„Zolver ist natürlich der Verein, der mir ganz besonders am Herzen liegt. Ich bin dort aufgewachsen, meine Eltern leben noch immer dort. Ohne diesen Klub, die Trainer, die ich dort in der Jugend hatte, wäre ich im Basketball sicherlich nie so weit gekommen. Ich bin der AS Zolver sehr dankbar, die Zuschauer und die Atmosphäre in der Halle waren und sind immer etwas Besonderes. Schon als kleiner Junge habe ich mir sonntagnachmittags immer die Spiele der ersten Mannschaft angeschaut, einmal für dieses Team auflaufen zu dürfen, war ein Traum, der mit 17 Jahren in der Saison 2006/07 dann in Erfüllung ging. Ich war sehr stolz darauf, es geschafft zu haben, zusammen mit meinen Idolen, wie etwa Luc Loesch, spielen zu dürfen. Nach dem Abstieg im Jahr 2008 hatte ich mich zu einem Wechsel entschieden, weil ich auf dem höchsten Level weiterspielen, mich mit den besten Spielern des Landes messen wollte. Doch für mich stand fest, dass ich irgendwann einmal zum Klub zurückkehren wollte, weil ich das Gefühl hatte, dass ich es dem Verein schuldig war – es fühlte sich an wie „unfinished business“. Ich wollte sehen, was man noch erreichen kann. Nach dem erneuten Abstieg 2016 war jedoch klar, dass ich mit dem Kapitel abgeschlossen hatte, mit dem Gedanken, die Karriere dort ausklingen zu lassen, hatte ich nicht gespielt. Ich wohne auch nicht mehr in der Gegend, jeden Abend zum Training bis nach Zolver fahren wäre nicht einfach gewesen.“

Résidence Walferdingen

„Nach dem Wechsel im Jahr 2008 blieb ich sechs Jahre bei der Résidence. Es war eine echt coole Zeit, in der ich mit vielen guten Freunden zusammenspielte. Da ich nicht wie andere zum Studieren ins Ausland ging, bezeichne ich diese Zeit auch immer als meine persönliche Studentenzeit. Als ’klenge Bouf’ lernte ich die Welt kennen, ging mit meinen Teamkollegen nach den Spielen ’op den Tour’. Auch basketballtechnisch entwickelte ich mich stetig weiter. Als ich nach Walferdingen kam, war es nicht das Team, das um Titel mitspielte. Dennoch schafften wir es in dieser Zeit zweimal bis ins Halbfinale der Meisterschaft und auch bis ins Halbfinale des Pokalwettbewerbs. Mit etwas Glück wäre auch mal ein Endspiel drin gewesen, doch wir trafen immer auf den T71 Düdelingen, das Team, das zu dieser Zeit alles abräumte. Viele meiner schönsten sportlichen Erinnerungen erlebte ich mit der Résidence und nach sechs Jahren war mir nach dem Abstieg auch niemand böse, dass ich mich zu einem Wechsel entschieden habe. Noch heute kehre ich immer wieder gerne in die Walferdinger Halle zurück. Das letzte Spiel gegen Walferdingen bestreiten zu können, wäre Schicksal.“

Kevin Magdowski

„Jeder, der mich kennt, bringt auch Kevin Magdowski immer mit meiner Karriere in Verbindung (Magdowski trainierte Koster in Walferdingen, Zolver und Bartringen; d.Red.). Leider hatten unsere gemeinsamen Stationen nie ein Happy End. Immer wurde er am Ende entlassen. Doch ich bin Kevin für vieles sehr dankbar. Es war er, der mich als junger Spieler in Walferdingen sehr gefördert, etwas in mir gesehen hat. Unter ihm habe ich mich zu einem Leader entwickelt. Für den Verlauf einer Karriere ist es ungemein wichtig, einen Trainer zu haben, der an einen glaubt, einem Selbstvertrauen gibt. Wir kennen uns nun seit fast 15 Jahren, quasi mein halbes Leben, und schreiben uns noch regelmäßig. Er ist zurzeit Trainer in Düsseldorf und hatte sogar überlegt, zu meinem letzten Spiel vorbeizukommen. Mich hätte das auf jeden Fall gefreut.“

Amicale Steinsel

„Steinsel war im Jahr 2016 einer der großen Vereine. Mein Traum war es, einmal in meinem Leben den Meistertitel oder Pokal zu gewinnen. Dem Wechsel zur Amicale verdanke ich, dass ich zweimal das Double feiern konnte, den Schritt dorthin gewagt zu haben bereue ich nicht. Ich konnte diese feiern, ohne der ’Patron’ der Mannschaft zu sein, hatte aber meine Rolle innerhalb der Mannschaft gefunden und meine Spiele gemacht. Es war einfach mega, Titel zu gewinnen, es war die Belohnung für all die Opfer, die man Saison für Saison gebracht hat.“

Verletzungen

„Von großen Verletzungen bin ich zum Glück verschont geblieben. Einmal, bei meiner zweiten Station in Zolver, habe ich mir die Hand gebrochen, das war der einzige längere Ausfall. Ich klopfe auf Holz, dass dies auch nach der Karriere so bleibt.“

Freude bei Pitt Koster im März 2017 über den ersten Titel seiner Karriere
Freude bei Pitt Koster im März 2017 über den ersten Titel seiner Karriere Archivbild: Editpress/Julien Garroy

Sparta Bartringen

„Die Frage, warum ich 2019 gerade zur Sparta gewechselt bin, wurde mir oft gestellt. Das letzte Jahr in Steinsel hat mir nicht mehr so viel Spaß gemacht, ich musste mich immer wieder zwingen, zum Training zu fahren. Für mich war klar, dass ich für meine letzten beiden Jahre unbedingt etwas ändern musste. Die Tatsache, dass Bartringen einen sehr jungen Kader hat, mit vielen motivierten Spielern, hat mich dann gereizt. Es ist eine komplett neue Erfahrung, der älteste Spieler in so einer Mannschaft zu sein und diesen Jungs mit Tipps zur Seite zu stehen. Ich bin super empfangen worden und froh über diese Entscheidung. Leider waren die beiden Jahre durch Corona nicht einfach, zu gerne hätte ich öfters was mit den Jungs nach den Spielen unternommen. Noch ein weiteres Jahr dranzuhängen wäre für mich aber nicht in Frage gekommen. Ich habe gemerkt, dass ich mental fürs Karriereende bereit bin und freue mich auf mein Leben nach der aktiven Karriere. Ich hoffe aber, dass das letzte Spiel noch stattfinden kann.“

17. September 2016

„Das war mein letztes Spiel im Trikot der Nationalmannschaft und an dem Tag haben wir endlich einen Sieg feiern können. Es war das letzte Spiel der Qualifikationskampagne gegen England, und wir waren vorher schon sehr nah dran. Besser kann man sich nicht verabschieden, auch wenn ich nicht sehr lange auf dem Parkett stand. In den Jahren zuvor hatten wir oft sehr schwere Gegner, damals war das System anders, wir spielten noch keine Vorqualifikationen. Doch ich hatte das Glück, gleich in zwei Qualifikationen mit dem Team auf Deutschland zu treffen. Es war eines der Highlights meiner Karriere, gegen Leute zu spielen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, in einem vollen Gymnase in der Coque.“

Schönster Moment

„Natürlich ist der erste Titel immer etwas Besonderes. Doch einen einzigen Moment herauszupicken ist sehr schwer. Es klingt vielleicht blöd, doch für mich war jeder Sieg, den ich miterleben durfte, schön. Ich bin einfach dankbar für all die tollen Momente, auf und neben dem Parkett, nach den Spielen in der Buvette. Irgendwie sehe ich meine ganze Zeit im Basketball als einen großen schönen Moment an.“

Bitterster Moment

„Auch wenn die schönen Momente überwiegen, so ist es immer bitter, wenn man absteigt. Dies musste ich dreimal miterleben. Der Abstieg in die Nationale 2 hieß dann auch immer Abschied vom Verein, weil ich weiterhin oben spielen wollte. Schön ist, dass man mich bei dieser schwierigen Entscheidung immer unterstützte, es mir niemand wirklich böse genommen hat. Auch die Saison 2014/15 in Zolver, als wir es knapp nicht ins Final Four geschafft haben, war sehr bitter. Wir hatten es in den letzten fünf Spielen nicht geschafft, ein einziges noch zu gewinnen. In diesem Jahr hätten wir es wirklich verdient gehabt.“

Zukunft

„Basketball hat mir in meinem Leben so viel gegeben, ich möchte in irgendeiner Form auch etwas zurückgeben. Wie, weiß ich noch nicht, doch es werden ja auch immer ’Bénévoles’ gesucht, die in der Buvette helfen oder ähnliches. Auch in Bartringen hat man mich gefragt, ob ich im nächsten Jahr dem Team nicht noch zur Seite stehen möchte. Ich werde aber bald noch einmal Vater von Zwillingen. Wenn es die Zeit erlaubt, dann schaue ich jedoch sicher immer mal wieder vorbei, das mache ich natürlich sehr gerne. Von heute auf morgen dem Basketball komplett fernzubleiben ist jedenfalls nichts für mich.“

Zur Person

Geboren am: 20. Juni 1989
Größe: 1,82 Meter
Position: Guard
Vereine: Bis 2008: AS Zolver, 2008-2014: Résidence Walferdingen, 2014-2016: AS Zolver, 2016-2019: Amicale Steinsel, seit 2019: Sparta Bartringen
Größte Erfolge: 2017 und 2018: jeweils Pokalsieg und Meistertitel mit der Amicale Steinsel