Catch Music Festival „Musik soll Brücken schlagen“

Catch Music Festival  / „Musik soll Brücken schlagen“
Das Festival-Team (von links nach rechts): Stephanie Schulze, Michèle Schneider, Laurence Koch, Cathy Krier Foto: Sébastien Grébille

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Ab Donnerstag findet in Bonneweg ein neues Kammermusikfestival statt. Das Tageblatt hat sich mit den beiden Verantwortlichen, der Pianistin Cathy Krier und der Violinistin Laurence Koch, über dieses Projekt unterhalten.

Tageblatt: Ein neues klassisches Musikfestival für Luxemburg?

Cathy Krier: Eigentlich ist es ein Herzensprojekt von Laurence und mir. Wir kennen uns schon seit Kindertagen und seit sich unsere Wege dann viel später erneut gekreuzt hatten, trugen wir die Idee in uns, etwas zu machen, was uns beiden sehr am Herzen liegt. Nämlich irgendetwas, was mit Kammermusik zu tun hat. Die ganze Pandemie hat dann unseren Überlegungsprozess beschleunigt, sodass wir auf die Idee gekommen sind, ein kurzes Festival zu gründen, bei dem sich professionelle Musiker mit vielversprechenden jungen Talenten zusammentun, um gemeinsam zu musizieren. Als wir jünger waren, hatten wir noch die Möglichkeit, beim Echternacher Festival, in Burglinster oder mit den Solistes Européens Luxembourg aufzutreten und uns einem Publikum zu stellen. Heute hat sich die musikalische Landschaft enorm verändert und viele junge Talente haben nicht mehr die Chance, sich öffentlich zu profilieren. Was sehr schade ist.

Laurence Koch: Warum Kammermusik? Nun, uns scheint es enorm wichtig, dass das „Zusammen“ im Mittelpunkt steht. Und für jeden angehenden Musiker ist es äußerst wichtig, dass er lernt, auf der Bühne mit seinem Partner zu kommunizieren und schon im Vorfeld gemeinsam und demokratisch an einem Stück zu arbeiten. Wir arbeiten ja beide im hauptstädtischen Konservatorium und können sehen, wie viele talentierte junge Musiker es doch hier gibt. Meistens haben sie nur die Gelegenheit, intern ihr Können zu beweisen und nicht unbedingt vor großem Publikum aufzutreten. Und genau das wollen wir mit dem Catch Music Festival erreichen. Die Zusammensetzung der jeweiligen Ensembles ist sehr variabel, das heißt es gibt Werke für vierhändiges Klavier, Flöte und Klavier, Violine und Klavier, ein Bläserquintett, Trios und Streichquartette. Es sind also viele Richtungen und Instrumente vertreten.

Und in den Ensembles werden dann die Generationen vermischt …

C.K.: Genau, und in den Ensembles soll es auch keine Hierarchie geben. Es ist also nicht so, dass der Profi die Leitung und das Interpretationskonzept übernimmt, nein, es ist uns wichtig, dass jeder beteiligte Musiker sich gleichberechtigt an der Arbeit beteiligen kann. Nur so lernt er, ein Konzept zu entwickeln und zu erfahren, dass eine fertige Interpretation das Ergebnis eines gemeinsamen Projektes ist. Jeder soll vom anderen lernen.

L.K.: Dieses Zusammen-Musizieren ist auch eine Sache von Vertrauen. Wir älteren Profis vertrauen den jungen und sind auch bereit, ihre Ideen aufzunehmen und umzusetzen. Vertrauen ist unheimlich wichtig. In Echternach und bei den Solistes Européens hat man unserer Generation das Vertrauen geschenkt. Nun ist es an uns, diese Fackel weiterzugeben.

Gibt es denn momentan ein Umdenken in der klassischen Szene? Alte Festivals wie Echternach und Marnach gibt es nicht mehr, oder jedenfalls nicht mehr in der damaligen Form, Burglinster hat ebenfalls aufgehört, Wiltz hat schon lange auf populäre Programme umgesattelt.

L.K.: All diese Festivals hatten auch immer die Verpflichtung von internationalen Größen auf ihrem Programm, hatten demnach eine ganz andere Ausrichtung. Dennoch hatten wir Jungen damals oft die Chance, im Rahmen solcher Festivals oder Veranstaltungen aufzutreten.

C.K.: Als wir das Projekt bei der Stadt Luxemburg und beim Kulturministerium vorstellten, die wir beide auch als Hauptgeldgeber für das Projekt gewinnen konnten, war ganz klar, dass wir uns auf unseren lokalen Musiker beschränken. In anderen Worten, es wird kein renommierter Künstler aus dem Ausland eingeladen. Wir wollen ausschließlich mit dem in Luxemburg vorhandenen Potenzial arbeiten.

L.K.: Es geht ja auch darum, dass sich die Musiker beim Catch Music Festival wie Freunde begegnen. Sich mögen, zusammenarbeiten, Freude an einem gemeinsamen Gestaltungsprozess zu haben, das sind für uns die wichtigsten Voraussetzungen.

C.K.: Auch die alteingestandenen Profis, die mitmachen, sind schon sehr bewusst ausgewählt. Sie müssen nämlich Lust haben, mit jungen, angehenden Profis zusammenzuarbeiten, und das in einem Verhältnis der Gleichberechtigung.

Das Festival findet über drei Tage in der Bonneweger Kirche Marie Reine de la Paix statt.

C.K.: Ja, das hat sich so ergeben, auch weil der zuständige Pfarrer sehr aufgeschlossen ist und die Pfarrei das Projekt mitgetragen hat. Aber neben dem eigentlichen Festival gibt es auch noch „Catch at Quartier“, wo wir mit kurzen Programmen in Schulen zu Kindern oder in Strukturen, die sich um Obdachlose kümmern, wie das Café Courage, gehen, um auch diese Gruppen zu catchen, also mitzunehmen. Musik ist eine universelle Sprache, sie soll Brücken schlagen, Dialoge fördern. Deshalb auch Catch Music Festival. Die Musik soll die Menschen fangen.

L.K.: Zu den Menschen hingehen und ihnen zeigen, was Musik sein und Musik machen kann. Vor allem zu Menschen, die sonst kaum mit klassischer Musik in Kontakt kommen. Es sind nur kleine Konzerte mit kurzen Stücken, aber unsere Musiker sind alle hellauf begeistert, auch bei dieser sozialen Idee mitzumachen. Wir sind gespannt, wie die Reaktionen sein werden.

Info

Die Konzerte finden in der Bonneweger Kirche statt am Donnerstag, 12., und Freitag, 13. Mai von 13 bis 19 Uhr, am Samstag von 14 bis 19 sowie um 21 Uhr. Details: www.catchmusic.lu