Tokyo 2020Musik im Ohr, Käppi, coole Tricks: Skateboard feiert Olympia-Premiere

Tokyo 2020 / Musik im Ohr, Käppi, coole Tricks: Skateboard feiert Olympia-Premiere
Yuto Horigome ist der erste Skateboard-Olympiasieger aller Zeiten  Foto: AFP/Jeff Pachoud

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Bei einer der neuen Sportarten gab es gestern bereits die erste Medaille zu feiern. Im Skateboard siegte ein Lokalmatador. Die Athleten lieferten die gewünschten spektakulären Bilder.

Aus den Lautsprechern erklang Punkrock und Independent, mit coolen Käppis und teils sehr tief sitzenden Hosen sprangen und tricksten sich die Skateboarder über Treppen, Hindernisse und Geländer. Was rund um die Anlage im Ariake Sports Park bei heftiger Hitze geboten wurde, wirkte auf olympische Traditionalisten sicher befremdlich – auf die junge Zielgruppe dagegen verheißungsvoll.

Dass am Ende auch noch ein Japaner in seiner Geburtsstadt Tokio Gold bei der Olympia-Premiere in der Trendsportart gewann, veredelte den spektakulären und stimmungsvollen Sonntag. So cool sich der 22 Jahre alte Yuto Horigome bei seinen Sprüngen und Tricks zeigte, so gefasst oder gar nervös wirkte er bei den ersten Siegerinterviews.

„Ich bin so happy, dass mir das gerade hier gelungen ist. Das Haus meiner Eltern ist 20 Minuten entfernt“, sagte Horigome, der seit 2016 in Los Angeles lebt, nach sekundenlangem Zögern. Direkt nach seinem Coup legte er sich eine japanische Flagge um die Schultern, bei der Siegerehrung hielt er stolz die goldene Plakette vor die Brust.

Die Jugend begeistern

Solche Bilder kennt man von Olympia zuhauf – andere indes waren neu: Einige der Athleten hatten kabellose Kopfhörer in den Ohren, fast alle trugen Stirnbänder oder Basecaps, Letztere bevorzugt mit dem Schirm nach hinten. Eine Kleiderordnung ist beim Skateboard nicht vorgesehen. Kurze Shorts, weite Shorts, lange Hosen, bunte Muskelshirts, aber auch beim französischen Starter Vincent Milou ein frisch gestärktes und gebügeltes weißes Oberhemd mit geschlossenem oberen Knopf – (fast) alles ist bei der Trendsportart erlaubt.

Besser als all seine Konkurrenten war Horigome durch den Parcours gefahren, der für die Spiele in Tokio erstmals in einer Olympiastadt aufgebaut war. Nach zwei Läufen à 45 Sekunden und Tricks an Treppenstufen, auf Geländern, Betonbänken oder Rampen setzte sich Horigome im Finale vor dem Brasilianer Kelvin Hoefler (Silber) und Jagger Eaton aus den USA (Bronze) durch. Der Top-Star der Branche, der Amerikaner Nyjah Huston, wurde nur Siebter. 

Die Macher des Internationalen Olympischen Komitees erhoffen sich von den neuen Disziplinen wie Skateboarden, Surfen oder Klettern actionreiche Bilder und dass ihre oftmals jugendlichen oder zumindest so wirkenden Vertreter noch mehr junge Menschen für Olympia begeistern. 

„Skateboard bei Olympia ist einfach etwas anderes, es ist im Fernsehen zu sehen, ein großartiges Event“, schwärmte Horigome. Und Kritiker, die um das rebellisch-freiheitsliebende Image ihres Sports fürchten, beruhigte er auch noch. „Skateboarden ist nicht nur Olympia oder Wettbewerb“, sagte er. „Ich skate auch weiter auf der Straße.“

Gronnar
27. Juli 2021 - 16.21

Schnell überall Kopfsteinpflaster verlegen, ehe der Trend auf das Ländchen überschwappt.