Möllerei wird neue Gebläsehalle: Zehn alternative Orte in Belval für die Europäische Kulturhauptstadt

Möllerei wird neue Gebläsehalle: Zehn alternative Orte in Belval für die Europäische Kulturhauptstadt

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Nur anderthalb Stunden bevor am Freitagnachmittag die von der LSAP beantragte Aktualitätsstunde über den Schutz der Industriekultur in der Chamber begann, stellte Kulturministerin Sam Tanson („déi gréng“) zusammen mit dem Fonds Belval die alternativen Orte zur Gebläsehalle für die Europäische Kulturhauptstadt vor. Statt eines Gebäudes wird künftig die ganze Hochofenterrasse auf Belval als Hauptquartier genutzt und „bespielt“. Der wichtigste Ort wird die frühere Möllerei, die aber noch instand gesetzt werden muss.

Anders als im Bidbook ursprünglich vorgesehen kann die Gebläsehalle auf Belval mutmaßlich aus Sicherheitsgründen nicht als Hauptquartier für die Europäische Kulturhauptstadt 2022 genutzt werden. Das hatte die grüne Kulturministerin schon Ende April angekündigt. Stattdessen stellten Sam Tanson und der Direktor des Fonds Belval, Luc Dhamen, am Freitagmittag zehn alternative Orte vor. Eigentlich hat der Fonds Belval, in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Esch 2022, ein ganz neues Konzept erschaffen. Anstelle der Gebläsehalle soll nun die „Cité des sciences“ auf Belval „bespielt“ werden, wie Dhamen es formulierte. Die gesamte Hochofenterrasse soll in eine Fußgängerzone umgewandelt und zum Hauptquartier der Kulturhauptstadt werden.

Die Büros der Mitarbeiter von „Esch 2022“ sollen in einem Neubau auf einer Wiese vor der Gebläsehalle untergebracht werden. Die Nutzung der „Massenoire“ und der „Halle des poches à fonte“ werden sich Fonds Belval und „Esch 2022“ während des Kulturjahres teilen. Der gelbe Skip-Pavillon am Kreisverkehr Raemerich soll nach Belval transportiert und wiederbelebt werden. Offene Anlagen auf der Hochofenterrasse wie die sogenannte „Halle couverte“ mit den Wasserbecken oder der zentrale Platz zwischen den beiden Hochöfen sollen für Festivals unter freiem Himmel oder „alle möglichen Veranstaltungen“ genutzt werden können. In einem bislang unzugänglichen Raum soll ein Kulturcafé eingerichtet werden. Der arg in Mitleidenschaft gezogene Sockel von Hochofen C wird stabilisiert und in das Konzept einbezogen.

Aktuelle Themen mit digitalen Technologien

Der Hauptort der Europäischen Kulturhauptstadt soll aber die Möllerei werden. Zumindest der kleinere Teil des Gesamtgebäudes, der noch nicht renoviert und von der Unibibliothek („Maison des livres“) besetzt ist. Der Charakter der Möllerei solle erhalten bleiben, sagte Dhamen. Auch die Kokssilos sollen genutzt werden. Zwar seien das Dach und die Fenster der Möllerei in einem schlechten Zustand, doch das Gebäude soll nur minimalistisch instand gesetzt und behindertengerecht gestaltet werden, wie Luc Dhamen erklärte. Der Ort bleibe grundsätzlich offen, es solle nur eine Möglichkeit gefunden werden, ihn bei Bedarf zu schließen.

Leicht saniert wird der „Plancher de coulée“ über der „Halle des poches à fonte“, den der Fonds Belval durch eine Fußgängerbrücke mit der oberen Ebene der Möllerei verbinden und so zu einem einzigartigen Ausstellungsort machen möchte. Die Möllerei ist bislang der einzige Ort auf Belval, für den es bereits ein künstlerisches Konzept gibt. Das Innere des Gebäudes, das einst der Lagerung von Erz- und Koks-Gemischen zur Eisengewinnung im Hochofen diente, soll 2022 zu einem sogenannten „Digital Space“ werden, wie der künstlerische Leiter von „Esch 2022“, Christian Mosar, erläuterte. Aktuelle Themen sollen dort mit digitalen Technologien dargestellt werden. Durch diese Projektionen soll die Möllerei selbst zum Ausstellungsstück werden, meinte Mosar. Dabei soll auch das Konzept von „Augmented“ oder „Mixed Reality“ zum Einsatz kommen.

Doch die Zeit drängt. Erst am Mittwoch hat der Regierungsrat grünes Licht für den Gesetzesentwurf zur Renovierung der benötigten Gebäude auf Belval gegeben. Dieses Gesetzesprojekt muss nun ausgearbeitet und der Chamber zur Abstimmung vorgelegt werden. Erst danach können die Planungen, Studien und anschließend die Ausschreibungen und öffentlichen Prozeduren durchgeführt werden. Wenn alles optimal läuft, bleibe dann noch ein Jahr für die Bauarbeiten, denn spätestens Ende 2021 sollen die Gebäude für die Europäische Kulturhauptstadt bereit stehen. „Es wäre gut, wenn wir Mitte 2020 mit den Arbeiten beginnen könnten“, sagte Dhamen.

Herausforderung: Sanierung

Die größte Herausforderung wird die Sanierung der Möllerei darstellen. Sowohl das Dach als auch die Fenster seien in einem schlechten Zustand und müssten ersetzt werden, wusste Dhamen. Obwohl die Möllerei bereits um 1910 gebaut wurde, sei sie Ende der 1960er-Jahre renoviert worden, so dass die Bausubstanz nicht allzu schlecht sein dürfe.
Wie viel die Renovierung der Möllerei und die Einrichtung der anderen Strukturen kosten soll, wird erst ersichtlich, wenn das Gesetzesprojekt vorliegt. Die Generaldirektorin von „Esch 2022“, Nancy Braun, zeigte sich am Freitag hellauf begeistert von dem neuen Konzept. Laut dem Escher Bürgermeister Georges Mischo haben Nancy Braun und er selbst ihr Konzept vor einigen Wochen in Rumänien erfolgreich vor der Jury der EU-Kommission verteidigt.

Mischo kündigte an, dass auch auf der „Lentille Terre Rouge“ ein Projekt für „Esch 2022“ umgesetzt werde. Um welches Projekt es sich handelt und wo genau es stattfinden soll, wollte er noch nicht verraten.


Die Kultur-Terrasse

Weil der Fonds Belval befürchtet, dass die Sanierung der Gebläsehalle nicht in zweieinhalb Jahren abgeschlossen werden kann, hat er zusammen mit den Verantwortlichen von „Esch 2022“ nach einer alternativen Lösung für das Hauptquartier der Europäischen Kulturhauptstadt gesucht. Dabei herausgekommen ist ein neuer Rahmen, der die Nutzung eines großen Teils der Hochofenterrasse vorsieht.

Zentrum dieses Konzepts ist das noch nicht sanierte Teilstück der Möllerei (im Rest dieses Gebäudes ist schon die Unibibliothek eingerichtet), das per Brücke mit dem „Plancher de coulée“ verbunden wird. In diesem Bereich soll ein „Digital Space“ entstehen. Mit digitalen Technologien sollen hier neue Räume erschaffen werden. Was 2022 an den anderen neun Orten passieren soll, ist noch unklar. Die „Halle des poches à fonte“ und die „Massenoire“ muss sich „Esch 2022“ mit dem Fonds Belval teilen.

Nomi
21. Juni 2019 - 17.05

Möllerei bleift Möllerei an Gebläsehalle bleift Gebläsehalle !!! Vlaicht ass et so'u datt di Aktivitei'teten (Esch2022) dei' an der Gebläsehalle geplangt waren elo an der Möllerei stattfannen !!