Von Andrew Huberman bis Ranga Yogeschwar Mit Witz und Wissenschaft: So erklären Forscher das „atmende“ Gehirn und die Fragen der Zeit

Von Andrew Huberman bis Ranga Yogeschwar  / Mit Witz und Wissenschaft: So erklären Forscher das „atmende“ Gehirn und die Fragen der Zeit
Lernen von Wissenschaftlern im Netz: Kann das gelingen? Ja, wenn die Forscher ein Händchen für ihr Publikum haben. Illustration: Unsplash

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Dass Hochschulen, Universitäten und Wissenschaft alles andere als hochtrabend, realitätsfern oder langweilig sind, hat sich besonders in der Pandemie gezeigt. Kritischer Geist, Verstehen und Erklären sind die Grundlagen jeder akademischen Lehre. Manche Wissenschaftler können diese drei Dinge besonders gut verbinden und ihr Auditorium über Weltbewegendes so fesselnd aufklären, dass sie selbst inzwischen Kultstatus erreicht haben. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse: soziale Medien im Dienste der Wissenschaft einzusetzen, erklärt Daisy Schengen.   

Ohne wissenschaftliche Erkenntnisse könnten wir das Universum und das Leben um uns herum nicht annähernd verstehen. Doch um zu verstehen, muss man erklären können. Wissenschaftliche Fakten in allgemeinverständlicher Sprache zu übersetzen, ist eine delikate Form der Rhetorik. Davon könnten Ärzte, Forscher und auch Journalisten ein langes Lied singen. Nicht jedem ist es vergönnt, komplexe Zusammenhänge mühelos zu erklären. Zwei, die es jedoch besonders gut können, sind der US-amerikanische Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman von der Stanford University School of Medicine und der luxemburgische Wissenschaftsautor Ranga Yogeschwar. 

Das „atmende“ Gehirn

Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman von der Stanford University School of Medicine erklärt spannende Zusammenhänge zwischen Körper und Geist
Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman von der Stanford University School of Medicine erklärt spannende Zusammenhänge zwischen Körper und Geist Foto: Wikipedia/By Jamesbrianbounds - Own work, CC BY-SA 4.0

Schon mal was von „atmendem“ Gehirn gehört oder wie man es anstellen kann, sein Gehirn so zu trainieren, dass schädigende Gewohnheiten verändert werden können? Mit diesem Phänomen setzt sich die Neuropsychologie auseinander. Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman von der Stanford University School of Medicine hat sich zum Ziel gesetzt, dieses spannende Wissenschaftsgebiet aus dem starren akademischen Umfeld der Universität herauszulösen und es vielen Menschen in verständlicher Sprache näherzubringen. Auf seiner Webseite erklärt er, warum das Wissen darüber essenziell ist: „Der Huberman Lab Podcast, moderiert von Dr. Andrew Huberman, befasst sich mit der Neurowissenschaft – wie unser Gehirn und seine Verbindungen mit den Organen unseres Körpers unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Gesundheit steuern.“

Dazu nutzt Andrew Huberman vor allem Instagram, wo inzwischen 877.0000 Menschen seinen wöchentlichen Beiträgen zu neuropsychologischen Themen folgen. Dabei geht es ziemlich entspannt zu: Bei der letzten Episode über Gewohnheiten hilft ihm sein Hund Costello, der erst einen Muffin isst, wenn sein Herrchen es ihm mit einem Codewort erlaubt. Dazu schreibt Huberman: „Costello lernte dieses Maß an Zurückhaltung, als er noch ein Welpe war. Er hat es nie vergessen. Gewohnheiten sind eine Form des Lernens. Wenn Costello das kann, kannst du es auch. Wir können in jedem Alter neue Dinge lernen.“

Was der Professor für Neuropsychologie hier anschaulich zeigt, ist, wie man mithilfe der Prinzipien der Neuroplastizität Gewohnheiten erlernen und auch brechen kann. Unter Neuroplastizität versteht man, die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Training zu verändern. Das ist die Grundlage jeglichen Lernens, unabhängig vom Alter.

In einer anderen Episode erklärt Huberman mithilfe seines Kollegen Dr. David Sinclair den spannenden Zusammenhang, ob und wie sich das Altern verlangsamen oder gar als Prozess umkehren lässt. Es geht dabei um Epigenetik und Altern, um Fasten, Fastenbrechen, Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel wie Resveratrol, dem allgemein eine antioxidative und gar lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben wird. Diese sei aber nach Ansicht der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) unzureichend wissenschaftlich belegt.

In dem Podcast, der auf allen gängigen Plattformen wie Spotify, als Videoaufzeichnung auf Instagram oder YouTube zu sehen ist, werden außerdem Themen wie „Das eigene Gehirn verstehen“, „Soziale Bindung“, „Angst und Trauma auslöschen“ oder auch „ADHS und Verbesserung der Konzentration bei allen Menschen“ Laien-verständlich aufgearbeitet. Die Episoden sind auf Englisch, doch die Zusammenhänge sind auch für Nicht-Muttersprachler mit Schulenglisch problemlos verständlich.

Mehr Informationen und ein Video-Archiv gibt es hier:

Instagram: hubermanlab
Web: hubermanlab.com


Der luxemburgische Wissenschaftsjournalist und -autor Ranga Yogeshwar
Der luxemburgische Wissenschaftsjournalist und -autor Ranga Yogeshwar Foto: Editpress/Alain Rischard

Der unaufgeregte Wissensvermittler

Ranga Yogeshwar wurde 1959 in Luxemburg als Sohn eines indischen Ingenieurs und einer luxemburgischen Künstlerin geboren. Nach dem Abi in Luxemburg studierte er Experimentelle Elementarteilchenphysik und Astrophysik und arbeitet in der Nuklearforschung, u.a. am Europäischen Nuklearforschungszentrum CERN in Genf.

Anfang der 80er Jahre begann Yogeshwar seine Karriere zunächst bei verschiedenen Verlagen, bevor er zum Fernsehen und Radio wechselte. Seine Antriebskraft als Wissenschaftsjournalist? „Wissen und Wissensvermittlung liegen mir am Herzen“, schreibt er auf seinem YouTube-Kanal. Dort widmet sich der Wissenschaftsjournalist, der mit Sendungen wie „Quarks“ oder auch „Wissen vor 8“ ein Millionenpublikum erreichte, spannenden Zukunftsthemen. Die Videos auf seinem YouTube-Kanal sind in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt. Ganz oben angeheftet ist das Themenbereich Corona.

Zuletzt schaltete sich Yogeshwar in die gesellschaftliche Debatte ein, als er kurz vor Weihnachten mit der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, Prof. Dr. Med. Alena Buyx, „de(n) Weg zurück in die Freiheit“ erörterte und auf die Frage einer allgemeinen Impfpflicht einging. 

Darüber hinaus erläuterte der Moderator, der lange als Wissenschaftsjournalist beim WDR arbeitete und seit 2008 als freier Journalist und Vortragsredner tätig ist, in seiner gewohnten sachlichen und faktenbasierten Art zentrale Themen wie Impfen, zu Hause bleiben im Lockdown oder auch der Zusammenhang zwischen Coronaviren und Klimaanlagen. 

Im Bereich „Gedanken“ seines YouTube-Kanals geht es „um Gedanken und Themen der Zeit“. Dort sind Videos wie „Die Macht der Influencer“, „Social Media und politische Meinungsbildung“ oder Vorträge Yogeshwars, in denen er sich mit Themen wie Künstliche Intelligenz oder mit der Frage „Wer programmiert wen?“ auseinandersetzt, zu finden.

Mehr Videos und Informationen zum Autor und seine Arbeit:

YouTube: Ranga Yogeshwar
Web: yogeshwar.de


Der österreichische Molekularbiologe Martin Moder erklärt mit viel Humor und leicht verständlich wissenschaftliche Zusammenhänge rund um das Coronavirus
Der österreichische Molekularbiologe Martin Moder erklärt mit viel Humor und leicht verständlich wissenschaftliche Zusammenhänge rund um das Coronavirus Foto: Ingo Pertramer

„Science Martin“ klärt auf

Der österreichische Molekularbiologe Martin Moder ist ebenso einer dieser Wissenschaftler, die komplexe Forschungsergebnisse mit ganz viel Witz, leicht verständlich und dennoch nuanciert vermitteln können. Bekannt wurde Moder, der auch Buchautor und sich selbst als „Science Buster“ bezeichnet, u.a. durch das YouTube-Kanal „M.E.G.A.“ („Make Europa gscheit again“). „M.E.G.A. wird im Rahmen von #EUROPAgegencovid19/#EUmythbusters produziert“, heißt es in der Kanalbeschreibung. Produziert werden die Videos, die Mythen rund um das Coronavirus mit viel wissenschaftlichen Fakten und noch mehr Humor entlarven, von Martin Moder, Physiker Florian Aigner und Kriminologin und Epidemiologin Christina Alma Emilian. Hinter „M.E.G.A.“ steht die EU-Informationsstelle Europe Direct Österreic, verschiedene regionale Medienpartner sowie das Europäische Bildungsinstitut (EBI).

Besonders aktuell, angesichts der Querdenker-Demos in Europa, ist das Video von Physiker Florian Eigner, der sich dem „Querdenken in der Wissenschaft“ widmet und zeigt, wie „Querdenken“ im Sinne von wissenschaftlichem Fortschritt gelingt – im Gegensatz zu den Pseudo-Anliegen der Schwurblerszene in Luxemburg und anderswo in Europa.

In einem anderen Beitrag ordnet Molekularbiologe Moder ein, was es mit den geimpften Patienten im Krankenhaus auf sich hat und erhält dabei – nicht ganz so ernst gemeinten – göttlichen Beistand.

Mehr Videos und Beiträge gibt es hier:

YouTube: M.E.G.A.

Web: www.martinmoder.at