RümelingenMit Jemp Bausch in der Mine Walert: Eine neue virtuelle Tour durch die Bergbaugeschichte

Rümelingen / Mit Jemp Bausch in der Mine Walert: Eine neue virtuelle Tour durch die Bergbaugeschichte
Tourismusminister Lex Delles durfte im Grubenzug ganz vorne sitzen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Wie sah der Alltag der Grubenarbeiter in der Mine Walert vor 100 Jahren aus? Antworten darauf und auf vielen anderen Fragen gibt die neue virtuelle Tour im Grubenmuseum Rümelingen. Eine Museumsbesichtigung der besonderen Art.

Der Wagen rollt ratternd in den Stollen hinein. Es ist stockfinster. Plötzlich ein Schrei: „Gare la mine!“ Zwei Arbeiter im schmutzigen Unterhemd laufen uns entgegen. Und schon kracht es. Steinchen rollen vor den Wagen, das harmlose Echo der Explosion, mit der soeben Erzbrocken aus dem Felsen gesprengt wurden.

Links gehen zwei Arbeiter vorbei, einen schweren Stützbalken auf dem Arm tragend. Rechts belädt ein Bergmann seinen Buggy mit großen Erzstücken. Es ist eng und schummrig. Die Karbidlampen spenden nur wenig Licht. Die hölzernen Stützbalken können das beklemmende Gefühl nicht beseitigen. Das Gegenteil ist der Fall, richtet man den Blick nach oben an die Decke, dort, wo sich Felsbrocken scheinbar jeden Augenblick lösen könnten. Einzelne, zwischen den Stützbalken eingefügte Holzstücke sehen wenig vertrauenswürdig aus.

Nach anderthalb Minuten ist das Abenteuer in jener Vergangenheit vorbei, als Arbeiter ohne Schutzkleidung, ohne Helm ihr tägliches Brot unter Tage verdienten. Wir befinden uns in der Mine Walert beim Nationalen Grubenmuseum in Rümelingen. Die Fahrt war eine virtuelle, dank des Virtual-Reality-Helms, den sich der Besucher aufsetzt. Sie ist Teil der neuen digital angereicherten Visite, die das Nationale Grubenmuseum ab Ende Oktober anbietet.

Ankunft in den Minen
Ankunft in den Minen Foto: Editpress/Alain Rischard

Mit dem Zug in die Tiefe

Der Besuch beginnt klassisch mit der Fahrt an Bord des Zuges in die Grube hinein. Nach einigen hundert Metern ist Endstation. Es geht zu Fuß weiter. Im Unterschied zu früher bekommt der Besucher außer einem Sicherheitshelm nun auch ein Tablet ausgehändigt. Einmal die App gestartet, scannt er die an QR-Codes erinnernden Trackers beziehungsweise Silhouetten von Arbeitern oder Maschinen, die an einigen Stellen des Rundgangs an der Wand angebracht sind. Neuer Führer unter Tage ist der virtuelle Ortsgeist Spooky. Er lenkt den Tablet-Nutzer an die richtige Stelle.

Hier wird allgemein über den Bergbau, das Erzvorkommen in Luxemburg und im grenznahen Raum und das Graben von Stollen erzählt; dort zeigen bewegte Bilder, wie die Grubenarbeiter vor rund 100 Jahren schufteten, mit einem Pressluftbohrer als einzige technische Hilfe bewehrt. Ein Tracker ist dem Rümelinger „député-maire“ Jemp Bausch gewidmet, der hier 1935 bei einem Grubenunglück starb. Der Besucher begleitet ihn bei der Arbeit unter Tage und bei seinen Auftritten als Parlamentarier an der Chamber-Tribüne. In Aktion sieht man eine schwere Transportmaschine, die in den letzten Jahren in der Grube verwendet wurde.

Die Ausstellungsräume in den alten Minen
Die Ausstellungsräume in den alten Minen Foto: Editpress/Alain Rischard

Eine Neuerung erwartet den Besucher ebenfalls in den Ausstellungsräumen über Tage. Hier kann er sich an den einzelnen Vitrinen zusätzliche Informationen auf seinem Smartphone abrufen, nachdem er die App „MNM Digital Tour“ installiert hat.

Entwickelt wurde die digitale Visite vom Luxemburger Start-up „Virtual Rangers“, ein auf neue Technologien wie Virtual und Augmented Reality spezialisiertes Unternehmen. Auf ähnliche Vorarbeiten in Museen konnte angesichts der Besonderheiten der Örtlichkeit nicht zurückgegriffen werden, sodass für die Mine Walert ein einzigartiges Produkt entstand. Mit finanziert wurde es vom Tourismusministerium. Rümelingens Grubenmuseum fördere damit den „Tourisme de mémoire“, einen der Pfeiler des Tourismus in Luxemburg, sagte Mittelstands- und Tourismusminister Lex Delles (DP) am Dienstag. Mit dem Projekt valorisiere die Stadt ihr Industriekulturerbe. Der virtuelle Rundgang ergänze den bisherigen, betonte seinerseits Bürgermeister Henri Haine (LSAP). Das ist insofern auch von Bedeutung, als es der alten Herren, die selbst noch in der Grube gearbeitet haben und fachkundige Erklärungen zur Arbeit unter Tage erzählen können, immer weniger wird.

Ganz virtuell: Ein Tablett bietet den Besuchern eine ganz besondere Erfahrung
Ganz virtuell: Ein Tablett bietet den Besuchern eine ganz besondere Erfahrung Foto: Editpress/Alain Rischard

Die neue Tour wird ab dem 29. Oktober angeboten. Anmeldungen können unter www.mnm.lu oder telefonisch (+352 / 56 56 88) erfolgen. Der Preis beträgt zwölf Euro für Erwachsene und neun Euro für Kinder.

Durch diesen Tunnel geht es in die Tiefe
Durch diesen Tunnel geht es in die Tiefe Foto: Editpress/Alain Rischard