Esch„Mission accomplie“: Spektakulärer Abtransport dreier Relikte der Industriekultur 

Esch / „Mission accomplie“: Spektakulärer Abtransport dreier Relikte der Industriekultur 
Transport Dampflokomotive Foto: Editpress/Philip Michel

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„Mission accomplie“: Die beiden Lokomotiven sowie der Schlackenwagen und sein „Humpen“ sind am Wochenende von einer spezialisierten Firma von ihren Standorten in Esch ins Depot nach Belval transportiert worden, wo sie in den nächsten drei Jahren renoviert werden. Das ging nicht ganz ohne Probleme vonstatten. Die konnten aber allesamt gelöst werden, sodass als Wermutstropfen lediglich das miese Wetter bleibt.   

Zwei Tage Dauerregen quasi ohne Unterbrechung, das hatten sich die Verantwortlichen der Umzugsaktion der besonderen Art anders vorgestellt. Auch die Schaulustigen nicht, denn selbst fotografieren war unter diesen Bedingungen alles andere als einfach. Und Fotos gab es reichlich aufzunehmen an diesem Wochenende in Esch. Spektakulär war die Umzugsaktion der Zeugen der Industriegeschichte nämlich allemal.

Den Anfang macht die Elektrolokomotive AEG 620, die bis Samstag auf der place de l’Exposition in Lallingen stand. Sie wurde als Erstes mit dem riesigen Kran auf den Tieflader gehievt und abtransportiert. Reibungslos verlief das bis zur Ankunft bei den Hangars in Belval. Auf Schienen passte die E-Lok jedenfalls nicht hinein, sodass sie schlussendlich gezogen werden musste. Gleichzeitig gab es auch am Lallinger Friedhof kleinere Probleme. Denn der Schlackenwagen war im Endeffekt schwerer als von der belgischen Transportfirma Dick im Vorfeld eingeschätzt. So konnte er nicht wie vorgesehen am Samstag mit einem kleineren Kran aufgeladen werden. Auch für ihn musste der große Kran herangeschafft werden, der ebenfalls bei den beiden Lokomotiven zum Einsatz kam. 

Am Sonntag auch bei der Dampflok am „Schlassgoart“. Die stand als Letztes auf dem Programm, weil für das Aufladen die Hauptstraße gesperrt werden musste. „Wegen der Beeinträchtigungen hatten wir dieses Wochenende in den Ferien ausgesucht und auch den Transport der Dampflokomotive auf den Sonntag angesetzt“, erklärt der zuständige Schöffe André Zwally (CSV). Das Verladen und der Transport verlief reibungslos, doch auch bei der Dampflokomotive gab es kleinere Schwierigkeiten, sie im Depot unterzubringen. Die Kurbeln und Stangen ließen sich nicht bewegen, sodass ein Hineinrollen der Lokomotive in den Hangar unmöglich wurde. Die „Amicale Train 1900“ schaffte Abhilfe, indem sie ein Hilfsfahrgestell aus dem Fond-de-Gras nach Belval brachte.

„Das Fazit ist positiv. Darauf gibt es jetzt erst mal eine Flasche Bier“, sagte ein sichtlich zufriedener André Zwally nach dem ereignisreichen Wochenende. 12 bis 15 Gemeindeangestellte waren im Einsatz, einige kurz, andere länger. Vor allem der „Service circulation“ war gefordert, galt es doch, die Standorte genauso zu sichern wie die insgesamt vier Transporte durch Esch. „Unter dem Strich bleibt, dass bei der Planung so gut wie nichts vergessen wurde“, so Zwally, der das gesamte Wochenende am Ort des Geschehens war. „Die Transportfirma hat einen tollen Job gemacht, das sind echte Profis.“ Am Sonntagnachmittag war der Job, der am Freitagmittag begonnen hatte, erledigt. 

Die Spezialisten: Bob und Wim Dick

„La seule chose qu’on est sûr de ne pas réussir est celle qu’on ne tente pas“:  Dieses Zitat des französischen Polarforschers Paul-Emile Victor steht auf der Homepage des Transportunternehmens Dick Frères aus Tubize, 25 km südwestlich von Brüssel gelegen. Die Brüder hinter Dick Frères heißen Bob und Wim und sind Zwillinge. Die 46-Jährigen standen am Wochenende in Esch im Mittelpunkt, ließen sich auch von scheinbar größeren Problemen nicht beirren. Man merkte, dass für sie der Transport der vier Zeugen der Industriegeschichte von ihren Standorten in Esch nach Belval in die Kategorie Routine fällt.

Vor rund 20 Jahren beschlossen die Brüder, sich auf Schwertransporte, insbesondere auf den Transport von Zugmaterial zu spezialisieren. Das Familienunternehmen wurde von ihrem Großvater vor 65 Jahren gegründet und transportierte in erster Linie landwirtschaftliche Geräte. „Wir haben Kunden in ganz Europa“, erzählt Bob, während er die kostbare Fracht auf dem Tieflader fixiert, „vor kurzem waren wir noch in Ostdeutschland im Einsatz.“

Die Escher Gemeindeverantwortlichen bekamen den Tipp von der „Amicale Train 1900“, die schon einige Male mit den Belgiern zusammengearbeitet hat. Vor fünf Monaten war Bob Dick nach Esch gereist, um sich ein Bild von den Arbeiten zu machen. 23.500 Euro veranschlagte die Firma für den Transport der beiden Lokomotiven und der Schlackenwagens mitsamt seines „Humpen“. Dafür rückte sie am Freitag mit drei Lastwagen, darunter ein Kranwagen, an. Zu dritt waren sie von Freitag bis Sonntag rund zwölf Stunden pro Tag im Einsatz.

„Als wir vor 20 Jahren mit den Spezialtransporten anfingen, da transportierten wir vielleicht eine Lok pro Monat“, sagt Bob Dick, „heute sind es im Schnitt fünf.“ Die Firma besitzt rund 30 Zugmaschinen und 70 Anhänger. Nach getaner Arbeit in Esch ging es am Sonntagabend weiter nach Zeebrügge, wo am Montag für 10 Uhr der nächste Spezialtransport auf dem Arbeitsplan der Brüder Dick steht. (P.M.)

Bob Dick sichert die Elektrolokomotive vor dem Abtransport
Bob Dick sichert die Elektrolokomotive vor dem Abtransport Foto: Editpress/Claude Lenert

Minettsdap
13. April 2021 - 10.30

Siehe mein Kommenter zu Artikel «  industriegeschte « 

Realist
12. April 2021 - 9.41

Was dem einen ein wertvolles "Relikt der Industriekultur", ist dem anderen nichts als Schrott, der 40 Jahre lang nutzlos herumstand und mit dem auch nach einer teuren Restaurierung nichts anderes anzufangen wäre.

Gronnar
12. April 2021 - 2.02

"wo sie in den nächsten drei Jahren renoviert werden. " M.a.W. die Escher Gemeinde will die hässlichen Dinger verstecken bis nach dem Desaster22, weil sie vergessen haben, die Restaurierung beizeiten zu organisieren. Da wird wohl noch was kommen.