„Mir ginn op d’Grouf“: Zu Besuch in der ehemaligen Kupfergrube

„Mir ginn op d’Grouf“: Zu Besuch in der ehemaligen Kupfergrube

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Stolzemburg im Ourtal beherbergt einen industrie- und kulturhistorischen Schatz. In einem Seitental der kleinen Ortschaft im Norden des Landes befindet sich das einzige Kupferbergwerk Luxemburgs. Seit 2002 kann die 1944 stillgelegte Erzmine besichtigt werden. Es werden regelmäßig Führungen in die beeindruckende Welt unter Tage organisiert.

Von Olivier Halmes

Wann genau im Tal der „Klangbaach“, eines Seitengewässers der Our, Kupfererz entdeckt wurde, ist geschichtlich nicht belegt. Es wird angenommen, dass schon die Römer und die Kelten hier nach Metall geschürft haben. Einen Hinweis dafür gibt der sogenannte „Keltenschacht“, erklärt Fernand Zanter, Präsident des „Syndicat d’initiative Stolzembourg“, anlässlich der Besichtigung. Der vor 25 Jahren gegründete Verein hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, das geschichtliche Erbe des Bergwerks dem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Den Auftakt der Führung macht ein Besuch im Kupfergrubenmuseum. Das in einer alten Schule eingerichtete Museum bietet schöne Einblicke in die früheren Arbeitsabläufe in der Grube. Auch wird anhand von Schautafeln die Geologie der Region und die Entwicklung der Landschaft im Ourtal erklärt. Neben Werkzeugen und Ausrüstungsgegenständen veranschaulichen die ausgestellten Mineralien, wonach und wie damals geschürft wurde. Das Erz in Stolzemburg hat einen durchschnittlichen Kupfergehalt von 14 bis 18 Prozent. Das gesuchte Metall ist im Mineral Chalkopyrit (Kupferkies) enthalten. Das Gestein, das die Kupferadern umgibt, ist der für Ardennen, Ösling und Eifel charakteristische Schiefer. Ein kurzer Film mit Augenzeugenberichten komplettiert die Ausstellung.

Freund und Feind zugleich

Seit den Anfängen im 17. Jahrhundert versuchten verschiedene Investoren mit zeitlichen Unterbrechungen bis ins Jahr 1944 hinein dem Fels das begehrte Erz zu entreißen. Das Wasser im Tal war dabei Freund und Feind gleichermaßen. Zum Abtransport des Gesteins ins Dorf diente ein Pferdeschlitten, der durch den umgebauten Bach, die „Klangbaach“, gezogen wurde. Im Bergwerk selbst wurde das nasse Element jedoch zu einem großen Problem. Unterhalb des Grundwasserspiegels soff die Grube nämlich förmlich ab.

Damit es dennoch weitergehen konnte, musste jedesmal in noch effizientere Pumptechnik investiert werden: Erst lief es mit Muskelkraft von Mensch und Tier, dann mit dem Einsatz von Dampfmaschinen (ab 1882). Von 1938 bis zur Stilllegung wurden schließlich elektrische Pumpen genutzt. Besonders der Einsatz von Dampfmaschinen wurde wegen der dafür benötigten Kohle und des aufwendigen Transports in dem abseits gelegenen Landstrich teuer.

Entwässerungsstollen

Aber nicht allein auf Pumpen wurde gesetzt, um des Wassers Herr zu werden. Ein erster Entwässerungsstollen war 1858 fertiggestellt worden. Mit dem Bau eines weiteren Stollens wurde zwar begonnen, dieser wurde aber nie fertiggestellt. Nach 340 der geplanten 1.088 Meter wurden die Arbeiten im Jahr 1913 eingestellt. Ein sogenanntes „Mundloch“ erinnert heute noch in der Ortschaft an diesen missglückten Versuch.

Die Galerien der Stolzemburger Kupfergrube befinden sich auf zwölf verschiedenen Ebenen und reichen bis 169 Meter in die Tiefe. Der weit größte Teil der Grube ist jedoch mit Grundwasser vollgelaufen.

Zu Fuß geht es die 1,5 Kilometer von der Dorfmitte bis zur Erzgrube. Unterwegs erläutern Schautafeln die geologischen und geschichtlichen Aspekte des Tales. Der Spaziergang entlang der „Klangbaach“ gestaltet sich sehr malerisch. Einmal angekommen, wird der Besucher mit dem Notwendigen zur Begehung der Mine ausgerüstet. Helm und Gummistiefel werden vom Fremdenverkehrsverein zur Verfügung gestellt. Das renovierte alte Verwaltungsgebäude in der Erzgrube dient dabei als Umkleideraum.

Authentisches Erlebnis

Über eine Metalltreppe erfolgt der Einstieg. Teilweise gebückt geht es voran. Im dem 320 Meter langen Stollen steht das Wasser knöcheltief. Die installierten Lampen geben ein eher spärliches Licht. Im Schein der Taschenlampen leuchten das Gestein und die Mineralien. Wasser tropft aus den Schächten und von der Decke. Die Luft ist feucht und kühl. Hier wurde einst unter schwierigen Umständen geschuftet.

Die Mine soll dem Besucher ein möglichst authentisches Erlebnis vermitteln, erklärt Zanter. Zu sehen ist außerdem der Förderschacht, durch den das Erz und das Gestein nach oben transportiert wurden. Über mehrere Treppen geht es schließlich durch einen Entlüftungsschacht wieder nach draußen.


Info

Geführte Besichtigungen der Kupfermine finden von Ostern bis Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen statt. Während der Touristensaison von Mitte Juli bis Ende August sind täglich Führungen vorgesehen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Treffpunkt ist um 14.00 Uhr beim Museum, 5 A, rue Principale in Stolzemburg. Besichtigung für Gruppen mit +/- 10 Personen auf Anfrage: Telefon: 2687 4987.
Weitere Informationen www.stolzembourg.lu/kupfermine/besichtigung