Krebserregendes Mineralöl in Säuglingsmilch? Regierung überprüft Luxemburger Supermärkte

Krebserregendes Mineralöl in Säuglingsmilch? Regierung überprüft Luxemburger Supermärkte

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es geht um sensible Lebensmittel für Kleinkinder – und Stoffe, die darin nichts zu suchen haben. Die deutsche Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat in Milchpulver von Nestlé und Vived potenziell krebserregender Mineralöle gefunden. Die Produkte werden auch in Luxemburg verkauft. 

In mehreren Milchpulver-Produkten für Säuglinge sind laut der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch Rückstände potenziell krebserregender Mineralöle gefunden worden. Bei drei von vier in Deutschland gekauften Produkten seien Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) nachgewiesen worden, teilte Foodwatch am vergangenen Donnerstag mit. Konkret handelt es sich um die Produkte „Beba Optipro Pre, 800 g“ und „Beba Optipro 1, 800 g“ von Nestlé und die „Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g“. Es bestehe keine akute Gesundheitsgefahr, sagte ein Foodwatch-Sprecher. Die beiden Unternehmen, Vived und Nestlé, teilten mit, die Ergebnisse sehr ernst zu nehmen.

Die Produkte sind auch im Luxemburger Handel erhältlich. „Aufgrund des Berichts von Foodwatch wurden einige der großen Supermarkte überprüft“, erklärt Verbraucherschutzministerin Paulette Lenert (LSAP) in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CSV-Abgeordneten Martine Hansen. „Es wurde festgestellt, dass mindestens drei der betroffenen Produkte hierzulande verkauft werden, jedoch nicht die von Foodwatch untersuchten Losnummern.“

Null-Tolleranz für Mineralöl

Foodwatch fordert eine Null-Toleranz beim Gehalt dieser Stoffe in Lebensmitteln – einen gesetzlichen Grenzwert gibt es bisher nicht. Es geht um Werte zwischen 0,5 und 3 Milligramm pro Kilo. Die Organisation, die sich auf unabhängige Laboranalysen berief, forderte einen sofortigen Verkaufsstopp und den Rückruf der betroffenen Produkte in Deutschland und Österreich. Eltern sollten Kinder vorsorglich nicht mit betroffenen Produkten füttern, hieß es.

Die hinter Novalac stehende Kölner Firma Vived teilte mit, dass sie die Testergebnisse sehr ernst nehme und mit dem Hersteller entsprechende Untersuchungen eingeleitet habe. „Inwieweit die Vorwürfe nachvollziehbar sind, können wir zurzeit noch nicht beantworten“, so Vived. Auch Nestlé teilte am Abend mit, den Bericht sehr ernst zu nehmen. „Wir möchten allen Müttern und Vätern versichern, dass die Babys weiterhin sicher mit unserer Säuglingsnahrung gefüttert werden können.“ Die Produkte erfüllten alle lebensmittelrechtlichen Vorschriften in Deutschland und der EU, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.

Keine Grenzwerte festgelegt

„Aufgrund mangelnder Risikobewertungsdaten sind derzeit weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene Grenzwerte für aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) oder für gesättigte Mineralbikohlenwasserstoffe (MOSH) festgelegt“, sagt Luxemburgs Ministerin Lenert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sowie französische und deutsche Behörden würden derzeit aber empfehlen, dass so wenig wie möglich der Stoffe der MOAH-Gruppe in Lebensmitteln auftauchen.

Der Luxemburger Markt würde jährlich auf das Vorhandensein der Stoffe in Lebensmitteln und Verpackungen untersucht. Vorrangig ginge es dabei aber um Lebensmitteln, die mit Papier oder Pappe verpackt seien. Derzeit würden die Behörden zudem Säuglingsmilchpulver in Luxembug auf Verunreinigungen prüfen.

Der Lebensmittelverband Deutschland erklärte generell, dass es eine Nulltoleranz für Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Substanzen „auch aufgrund der umweltbedingten und folglich unvermeidbaren Grundbelastung kaum geben“ könne. Aus heutiger Sicht sei dies auch gesundheitlich nicht problematisch. Die Lebensmittelwirtschaft arbeite aber kontinuierlich daran, zur Reduzierung des Eintrags beizutragen.

Mineralöl aus der Druckfarbe

Dass solche Ölbestandteile in geringen Mengen aus Verpackungen auf Lebensmittel wie Reis übergehen können, ist seit Jahren bekannt. Als Ursache standen bisher vor allem recycelte Kartons im Fokus: Für die Herstellung wird bedrucktes Altpapier verwendet, und die Druckfarben können Mineralöle enthalten. Foodwatch vermutet im aktuellen Fall, dass Weißblechdosen, in denen manche Hersteller ihr Milchpulver anbieten, Quelle der Verunreinigungen sein könnten.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnet diese Art von Verunreinigungen auf seiner Webseite generell als „unerwünscht“. Übergänge auf Lebensmittel sollten minimiert werden. „Eine gesundheitliche Bewertung ist aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich“, hieß es. Bei früheren Funden von Mineralölspuren, etwa in Schokolade aus Adventskalendern, verwiesen Experten auf geringe tägliche Aufnahmemengen.

sen/dpa

sauertaler18 @yahoo.de
1. November 2019 - 8.23

wieso kauft noch von nestle jemand etwas wo doch jeder weis welche machenschaften diese firma im lebensmittel sektor betreib