SpanienMinderjährige Heimkinder wurden auf Mallorca sexuell ausgebeutet

Spanien / Minderjährige Heimkinder wurden auf Mallorca sexuell ausgebeutet
Das Institut für soziale Angelegenheiten von Mallorca (IMAS) räumte nach mehreren Anzeigen und Medienberichten ein, man habe von mehreren Fällen des sexuellen Missbrauchs von Heimkindern Kenntnis gehabt Foto: Consell de Mallorca/dpa

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Drogen, kleine Geschenke, Geld: So werden auf Mallorca offenbar viele Heimkinder gefügig gemacht, um Pädophilen sexuell zu Diensten zu sein. 

„Wenn ein Mädchen eine Nacht wegbleibt und am nächsten Tag mit Markenkleidung, neuen Schuhen oder 20 Euro wiederkommt, dann wissen wir, was passiert ist“, berichtet ein Sozialarbeiter. In den Erziehungsheimen, die den gestrauchelten Jugendlichen eigentlich Schutz bieten sollten, gebe es „keinerlei Kontrolle“, klagt der Pädagoge in der Inselzeitung Diario de Mallorca.

Nun ermitteln Polizei und Staatsanwalt, um die Hintergründe dieser Prostitutionsgeschäfte aufzuklären, die offenbar schon ziemlich lange gang und gäbe sind. Die meisten Opfer sind 13- bis 17-jährige Mädchen, aber auch einige Jungen sind betroffen. Die Ermittler wollen zudem die Frage klären: Warum haben die mallorquinischen Sozialbehörden den sexuellen Missbrauch der ihnen anvertrauten Heimkinder jahrelang unter den Teppich gekehrt? Der Fall kam erst durch die Berichterstattung des Blattes Diario de Mallorca ans Tageslicht.

Bereits vor einigen Jahren war in einem großen Korruptionsskandal auf der Insel herausgekommen, dass Politiker, Polizisten und Behördenmitarbeiter mit Sexpartys und Geld bestochen wurden, um illegale Geschäfte im mallorquinischen Nachtleben zu tolerieren. Machten nun auch bei diesem neuen Sexskandal einige Verantwortliche mit?

Nur „Einzelfälle“

Immerhin gab die Aufsichtsbehörde, das mallorquinische Sozialinstitut, inzwischen zu, dass in den Heimen 16 Fälle von Prostitution bekannt seien. Ein Sprecher sprach gegenüber den Medien von einem „organisierten Netz, um psychisch angeschlagene Jugendliche anzuwerben“. Wenig später ruderten die Behörden aber zurück: Es handele sich nur um „Einzelfälle“. Zugleich wurde mitgeteilt, dass in den letzten Jahren fünf Heimmitarbeiter wegen „unangemessenen sexuellen Verhaltens“ entlassen wurden.

Was bisher bekannt wurde, ist offenbar nur die Spitze des Eisberges. Erzieher sprechen von „dutzenden Fällen“. Nach den Informationen des Diario de Mallorca handelt es sich bei den Prostitutionsgeschäften mit Heimkindern um eine „weit verbreitete Praxis“. In einigen Einrichtungen, in denen insgesamt rund 360 Kinder betreut werden, sei ein Großteil der minderjährigen Bewohner betroffen. Viele von ihnen stammen aus zerrütteten Verhältnissen.

Treffpunkt für den Pädophilen-Sex ist unter anderem die Umgebung des unterirdischen Bahnhofs in der Inselhauptstadt Palma, in dem Eisenbahn, U-Bahn und Busse ihre Endstationen haben. Zudem existieren in Palma mehrere illegale Bordelle und einschlägige Bars, in denen die Sexdienste der Heimkinder angeboten werden. Spaniens Strafgesetzbuch bestraft bei der Prostitution von Minderjährigen nicht nur die Hintermänner, sondern auch die Kunden.

Mehrmals missbraucht

Der Skandal flog auf, nachdem eine 13-Jährige berichtete, dass sie in einer Nacht, die sie außerhalb ihres Heims verbrachte, von mehreren Personen sexuell missbraucht worden sei. Die Ermittlungen brachten dann zum Vorschein, dass dieses Mädchen bereits mehrmals über ähnliche Sexangriffe berichtet hatte, ohne dass dies Konsequenzen hatte. Sozialarbeiter beklagen gegenüber dem Blatt Diario de Mallorca, dass ihre internen Berichte über Fälle von Missbrauch und Prostitution bei den Aufsichtsbehörden in der Schublade verschwinden.

Der Skandal auf Mallorca erinnert an die Casa-Pia-Affäre in Portugal. Im Waisenhaus Casa Pia in Lissabon hatte ein Pädophilenring jahrelang die Heimkinder sexuell ausgebeutet. Auch in diesem Fall hatten Heimleitung, Aufsichtsbehörden und Strafverfolgungsbehörden weggeschaut. Der Fall war erst durch die Medien öffentlich geworden. Mehrere Verantwortliche waren dann im Jahr 2010 zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Jemp
19. Januar 2020 - 13.07

An dat an engem sou deifkathouleschen Land wei Spunien. Ass eppes ganz aneschtes wei an der Bibel steht!

Tintin
18. Januar 2020 - 14.25

" Einzelfälle" Jaja. Die übliche doofe Entschuldigung um seine Weste rein zu halten. Jeder "Einzelfall" ist einer zuviel. Aber wenn Polizei und Justiz gekauft werden können wird's schwer.

Laird Glenmore
18. Januar 2020 - 13.38

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