RadsportMichel Ries: „Ich hatte das Gefühl, dass ein Wechsel mir guttun würde“  

Radsport / Michel Ries: „Ich hatte das Gefühl, dass ein Wechsel mir guttun würde“  
Nach zwei Jahren bei Trek-Segafredo wird sich Michel Ries Arkéa Samsic anschließen Foto: Anouk Flesch/Tageblatt-Archiv

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In der kommenden Saison wird Michel Ries nicht mehr in der WorldTour fahren. Der 23-Jährige entschied sich im August dazu, Trek-Segafredo nach zwei Jahren zu verlassen und sich dem französischen ProTeam Arkéa Samsic anzuschließen. Bei den Bretonen soll der Luxemburger vor allem dem Giro- und Vuelta-Sieger Nairo Quintana oder auch Warren Barguil weiterhelfen. Im Gespräch mit dem Tageblatt schaut Ries auf die vergangene Saison zurück und wagt einen Blick in die Zukunft. 

Tageblatt: Michel Ries, blicken wir auf die vergangene Saison zurück. Das Highlight spielte sich sicherlich in Tokio ab, oder?

Michel Ries: Mit dem ganzen Drumherum war Olympia sicher das Highlight in diesem Jahr – vom Ergebnis her jedoch nicht. Ich hatte am Tag des Rennens Magenprobleme und konnte somit meine Leistung nicht abrufen. Ich bin weitergefahren, weil das Rennen doch einmalig ist. Meine Vorbereitung auf Olympia war ganz in Ordnung, jedoch wären ein paar Rennen vorher nicht schlecht gewesen. Man hat gesehen, dass die Fahrer, die bei der Tour fuhren, bei Olympia ganz vorne landeten. Am Ende war es aber sehr schade, dass ich diese Probleme hatte. Bei diesem warmen Wetter hat man viel trinken müssen, das hat den Magen belastet. Dazu kam die Aufregung. Es ist schade, jedoch wird mir dieses Rennen ein Leben lang in Erinnerung bleiben. 

Mit Trek-Segafredo haben Sie vor allem bei der Mont Ventoux Dénivelé Challenge überzeugen können. 

Ich hatte zwei bis drei Wochen, in denen ich mich wirklich gut gefühlt habe. Ich hatte mit dem Critérium du Dauphiné, der Mont Ventoux Dénivelé Challenge sowie der Route d’Occitanie eine sehr gute Periode, in der die Form wirklich stimmte. Am Mont Ventoux hat auch das Ergebnis gepasst (Anm. d. Red.: Ries beendete das Rennen auf dem 7. Platz). Das waren intensive Wochen, aber sicherlich die besseren Momente in der Saison. 

Wann kamen Sie zu dem Entschluss, Trek-Segafredo zu verlassen?

Wir hatten Gespräche zu einem Zeitpunkt der Saison, wo noch nicht ganz klar war, wie es für mich im nächsten Jahr bei Trek aussieht. Deswegen habe ich mich umgehört und es kamen andere Optionen auf den Tisch. Ich habe mit den Verantwortlichen von Arkéa gesprochen und sie haben mich überzeugt. Ich hatte das Gefühl, dass ein Wechsel mir guttun würde.  

Vor der Saison hatten Sie sich die Vuelta, die Sie 2020 bereits mit Trek-Segafredo fuhren, als Ziel angestrichen. Hat es was mit Ihrem Wechsel zu tun, dass Sie für die Spanien-Rundfahrt letztlich nicht berücksichtigt wurden?

Das kann ich nicht beurteilen. Im August wusste ich schon, dass ich zu Arkéa gehen würde. Das hat sicherlich nicht geholfen für eine Vuelta-Nominierung. Aber es hat auch keinen Sinn, darüber zu spekulieren. 

Mit dem Wechsel zu Arkéa Samsic werden Sie für ein ProTeam fahren. War es ein gezielter Schritt, die WorldTour zu verlassen?

Es war kein konkretes Ziel, einen Schritt runterzugehen. Arkéa hat mich aber einfach überzeugt – wie die Mannschaft in den vergangenen Jahren aufgetreten ist und was sie in der Zukunft vorhat. Ob sie nun in der WorldTour sind oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Es hat Vor- und Nachteile, in der höchsten Liga des Radsports zu sein. Für mich ist es jedenfalls eine gute Möglichkeit, Freiheiten zu bekommen, die ich in der WorldTour nicht bekommen hätte. 

Welche Vorteile bietet denn ein ProTeam?

Es hängt davon ab, wie man in der Europe Tour steht. Arkéa steht momentan auf Platz 2, hinter Alpecin-Fenix. Als zweitplatzierte Mannschaft erhält man Einladungen zu gewissen Eintagesrennen, Klassikern oder zur Tour de France. Dann hängt es auch noch von WorldTour-Teams ab. Wenn beispielsweise ein Team wegfallen sollte, dann hätte der Zweite der Europe Tour automatisch alle Einladungen zu WorldTour-Rennen – also auch zu den Grand Tours. Es besteht also die Möglichkeit, das komplette Programm der WorldTour zu fahren. Was Arkéa angeht, muss man sich keine großen Sorgen machen, dass man keine Einladungen erhält, wenn man sich das Team und die Historie anschaut. 

Warum hat sich Arkéa für Sie entschieden?

Sie waren auf der Suche nach einem Bergfahrer wie mir. Sie haben eine starke Mannschaft für die französischen Eintagesrennen und die Klassiker. Sie wollten aber das Team um Warren Barguil und Nairo Quintana verstärken. Da hat ihnen etwas gefehlt. Für mich als jungen Fahrer ist es sehr interessant, diese Rolle im Team anzunehmen. Ich habe eine wichtige Rolle im Team und es ist schön, das Vertrauen der Verantwortlichen geschenkt zu bekommen. 

Wann treffen Sie zum ersten Mal auf die Mannschaft?

In der kommenden Woche werden wir kurz in der Bretagne, am Sitz der Mannschaft, zusammenkommen. Wir müssen ein paar Dinge klären, die Kleidung anprobieren und können uns kennenlernen. Im Dezember geht es dann ins gemeinsame Trainingslager nach Südspanien.