ForumMichel Reckinger hat wohl recht, aber ist er aufrichtig?

Forum / Michel Reckinger hat wohl recht, aber ist er aufrichtig?
UEL-Präsident Michel Reckinger Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Während des gesamten Wochenendes hat sich Michel Reckinger, der ein mittelständisches Familienunternehmen leitet und dem Verband der luxemburgischen Unternehmen vorsteht, als sozialer Arbeitgeber profiliert, der Ungleichheiten bekämpft. „Eine Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent ist für die Schwächsten nicht genug. Auch der Bankdirektor würde diese 2,5 Prozent erhalten. Das ist eine Ketzerei“, sagte er immer wieder.

* Zum Autor

Nathalie Reuland ist Mitglied des Koordinationsbüros von „déi Lénk“ und Gary Diderich der Co-Sprecher der Partei.

Laut Wörterbuch ist eine Ketzerei eine Handlungsweise, die dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Der Boss der Bosse hat also in einem Anflug von Klarheit öffentlich zugegeben, dass die Einkommensunterschiede und -entwicklungen zwischen den Spitzenverdienern und den Geringverdienern irrsinnig sind. Wir beglückwünschten ihn aufrichtig zu dieser Einsicht. Besser spät als nie.

Eine Frage bleibt jedoch offen: Wird Herr Reckinger den gesunden Menschenverstand und den Mut haben, die gleiche Rede auch außerhalb der Sitzungsperioden des Tripartite zu halten, oder handelt es sich um ein niederes taktisches Manöver? Schließlich sind die ketzerischen Gehaltsunterschiede nicht nur dann inakzeptabel, wenn die Auslösung einer Indextranche bevorsteht! Dass Bankdirektoren im Besonderen und Reiche im Allgemeinen zu viel verdienen, während bescheidene Haushalte nicht genug verdienen, ist leider eine Konstante, die sich aufgrund neoliberaler politischer Entscheidungen im Laufe der Jahre immer weiter verschlechtert hat.

Das Verhältnis zwischen dem Anteil des Einkommens, den die 20 Prozent der Bevölkerung mit dem höchsten Einkommen erhalten, und dem Anteil des Einkommens, den die 20 Prozent der Bevölkerung mit dem niedrigsten Einkommen erhalten, ist von 3,7 im Jahr 1996 auf 5 im Jahr 2019 gestiegen. Dem geschah so, weil unter dem Vorwand der bedrohten Wettbewerbsfähigkeit permanent Druck gegen signifikante Entwicklungen bei den niedrigen Einkommen ausgeübt wurde. Gleichzeitig wurden Steuerschlupflöcher, die den Wohlhabenden zugutekommen und es ihnen ermöglichen, einen fairen Steuerbeitrag zu vermeiden, wie zum Beispiel beschleunigte Abschreibungen, Aktienoptionspläne, die Vorzugsbehandlung von High Net Worth Individuals (HNWI), Gewinnbeteiligungsprämien, die Unterbesteuerung von Kapitaleinkünften oder die angepasste Besteuerung von Firmenwagen, immer stärker genutzt.

Da Gott über Menschen lacht, die sich über die Folgen beklagen, während sie die Ursachen hegen, sollte Herr Reckinger vorschlagen, dass sich die Tripartite auf eine Sonderabgabe einigt, die von Bankmanagern zu zahlen ist, die er zwischen den Zeilen als zu reich bezeichnet. Leider scheint er stattdessen eher dafür einzutreten, dass die nächste Indextranche nicht an alle Arbeitnehmer gezahlt wird.

Dies steht im flagranten Widerspruch zu seiner Analyse und kommt vor allem einem Geschenk an Bankdirektoren und Spitzenverdiener gleich, da diese, ob mit oder ohne Indexierung, in der Lage sind, ihre Gehälter nach oben zu verhandeln. Außerdem besteht für die öffentlichen Finanzen die Gefahr, dass die Großverdiener bei einem Verzicht auf die Indexierung in Aktien oder anderen Finanzkonstruktionen bezahlt werden, mit denen sie die Zahlung von Steuern vollständig umgehen können. An dieser Stelle ist es wichtig zu erinnern, dass der Staat bei jeder zusätzlichen Indextranche über die Lohnsteuer auch mitverdient.

Herr Reckinger geht maskiert voran und versteckt sein Spiel geschickt! Er benutzt eine List, um das Indexsystem zu untergraben und die Kaufkraft der einfachen Arbeiter anzugreifen, die außerhalb der Indexierung oft keine Lohnerhöhungen erfahren.

Soziale Gerechtigkeit wird anders aufgebaut, und zwar indem Nischen und Schlupflöcher abgebaut werden und Spitzenverdiener höher besteuert werden.

carlocoin
22. September 2022 - 20.23

Soot emol ären Lieser waat är Chefen vum OPE verdingt hun. OP d'Stonn wou real geschafft gouf, secher den decksten salaire vun Letzebuerg.

Jonathan
20. September 2022 - 10.50

Watch out! This man seems to talk with a forked tongue.