DeutschlandMerz, Laschet und Röttgen wollen CDU-Chef und Kanzlerkandidat werden

Deutschland / Merz, Laschet und Röttgen wollen CDU-Chef und Kanzlerkandidat werden
Auch der Karneval in Deutschland befasst sich mit der Suche nach dem neuen CDU-Vorsitzenden Foto: Ina Fassbender/AFP

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Der Machtkampf dürfte bis zum Parteitag am 25. April hart werden. Nach Außenpolitiker Norbert Röttgen haben nun auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Ex-Fraktionschef Friedrich Merz ihre Kandidatur für den CDU-Vorsitz erklärt. Beide nutzten bereits am gestrigen Dienstag ihre Auftritte vor der Presse für Attacken gegen die Konkurrenz. Die Stärken, Schwächen und Ziele der drei Kandidaten im Check.

Die Stärken von Friedrich Merz. Seine größte Gabe ist sein Redetalent. Der Sauerländer will mit harten Bandagen kämpfen, damit er nicht wie 2018 erneut das Rennen um den Vorsitz verliert. „Ich spiele auf Sieg, nicht auf Platz“, sagte er gestern. Merz steht für das konservative Profil der Union, vielleicht sogar für eine Verschiebung nach rechts. Das kommt bei der Basis gut an. Er ist der Anti-Merkel. Seine inhaltliche Stärke ist vor allem die Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Seine Schwächen. Eine seiner Stärken ist zugleich eine seiner Schwächen: das forsche Auftreten. Es kann in Arroganz umschlagen. Darüber hinaus fehlt ihm die Bindung zu wichtigen Wählergruppen wie den Frauen und den Jungen. Aber er will eine Frau zur Generalsekretärin machen und Paul Ziemiak ablösen – wiederum einen jungen. Regierungserfahrung hat der 64-Jährige nicht. Dass Merz ein Mann der Finanzbranche war, ist ein Manko. Falls er CDU-Chef werden sollte, könnte das sogar das grün-rot-rote Lager stärken.

Seine Ziele. Merz will zwar nicht mit der Ära Merkel brechen, aber mit ihr abschließen. Die CDU soll wieder Kraftzentrum werden, das dafür sorgt, dass Vorkommnisse wie in Thüringen erst gar nicht passieren. Das Wort „Führung“ nimmt er gerne in den Mund. Merz sieht in seiner Kandidatur eine Richtungsentscheidung. So soll die CDU wieder eine Partei des Rechtsstaates werden. Einen „Kontrollverlust an den Grenzen“ werde es mit ihm nicht geben, betonte er. Die Kanzlerkandidatur will Merz ohne Zweifel auch.

Die Stärken von Armin Laschet. In NRW hat Laschet bewiesen, dass er unterschiedliche Strömungen zusammenführen kann. Dass er Gesundheitsminister Jens Spahn als künftigen Vize in ein Mini-Team eingebunden hat, ist ein kluger Schachzug. Spahn bindet die Jüngeren, er kann polarisieren. Kämpfen und sticheln kann Laschet freilich auch. Das hat AKK gemerkt. Und zu Konkurrent Norbert Röttgen, anerkannter Außenpolitiker, meinte der 59-Jährige, „theoretisch-analytische Betrachtungen der Weltlage“ reichten nicht aus.

Seine Schwächen. Insider beschreiben Laschet immer wieder als Zauderer, der sich schwer zu Entscheidungen durchringen kann. Er ist auch kein Mann, der die Dinge direkt auf den Punkt bringt. Wie er im Osten die Union auf Vordermann bringen will, ist noch sein Geheimnis. Sein größtes Problem ist aber wohl, dass in ihm viele lediglich die Fortsetzung der Politik von Kanzlerin Angela Merkel sehen. Kontinuität eben. Diese Schwierigkeit hatte AKK ebenfalls.

Seine Ziele. Laschet will als CDU-Chef auch nach der Kanzlerkandidatur greifen – bei ihm wäre es aber am ehesten denkbar, dass er CSU-Chef Markus Söder den Vortritt überlässt, wenn er für sich nur geringe Chancen sieht. Da ist Laschet politischer Realist. Der Rheinländer will seine Partei ebenfalls neu aufstellen, allerdings vor allem nach dem Teamgedanken. Der politische Wettbewerb „findet in der Mitte statt“, so Laschet. Alle in der Union sollen sich bei ihm wiederfinden können.

Die Stärken von Norbert Röttgen. Der Dritte im Bunde, der zuerst seine Kandidatur angekündigt hat, ist ein kluger Kopf. Röttgen versteht es, speziell in internationalen Zusammenhängen zu denken. Als Außenpolitiker ist er angesehen. Er steht für den Wettbewerb von Ideen und Argumenten, das ist sein Vorteil. Er kann ähnlich scharf formulieren wie Merz, aber hinterlässt kaum politisch Verletzte. Weil er kein Rowdy ist. Röttgen ist mit 54 Jahren auch der jüngste der Kandidaten.

Seine Schwächen. Ob Röttgen Innenpolitik kann, muss er jetzt zeigen. Seine intellektuellen Ausflüge ins Weltgeschehen sind nicht immer basistauglich. Hinzu kommt eine unrühmliche Geschichte: Als Umweltminister und Spitzenkandidat verlor er 2012 die Landtagswahl in NRW, weigerte sich aber, als Oppositionsführer dorthin zu wechseln. Deswegen warf Merkel ihn raus. Bis heute wirkt das nach. Röttgen gilt als Gegner Laschets. Der größte CDU-Landesverband dürfte aber klar hinter dem Ministerpräsidenten stehen.

Seine Ziele. Von allen drei Kandidaten hat er seine Ziele wohl am deutlichsten formuliert. Die CDU soll „Partei der Mitte“ bleiben. Auch er spricht sich für eine klare Abgrenzung zu AfD und Linke aus. Röttgen will sich dafür einsetzen, dass in der Union wieder mehr über Politik geredet wird. Es gelte, über aufkommende Bedrohungen zu sprechen, „bevor sie uns erreichen“. Sollte Röttgen CDU-Chef werden, will er auch die Kanzlerkandidatur. Allerdings hat er im Moment wohl nur eine Außenseiterchance.