EditorialMenje-Bericht: Mehr Zahlensalat als klare Brühe

Editorial / Menje-Bericht: Mehr Zahlensalat als klare Brühe
Eigentlich sollten die Tabellen des Bildungsministeriums im wöchentlichen Bericht mehr Klarheit schaffen. Doch nackte Zahlen aus Szenarien, die das Resultat nicht überprüfbarer Interpretationen sind, führen nicht wirklich zu mehr Transparenz, insbesondere wenn sie auch noch teilweise fehlerhaft sind.  Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wiederholte Kritik gegen sein Bildungsministerium hatte Claude Meisch vor der „Rentrée“ dazu veranlasst, einige Vorsätze zu fassen, wie er damals auf einer Pressekonferenz sagte. Einer davon war die Transparenz. Ein weiterer die Kommunikation. Beides wurde in Angriff genommen.

Ein Produkt, das durch diese beiden Vorsätze ins Leben gerufen wurde, war die wöchentliche Bilanz der Infektionszahlen an den Schulen. Diese bunten Tabellen, eingeteilt in Infektionsszenarien, Grund- und Sekundarschule, Kompetenzzentren sowie Lehrer und Schüler, erscheinen in der Regel am Mittwochabend. Sie sollen zum Ziel haben, die Öffentlichkeit über das Infektionsgeschehen an Luxemburgs Schulen aufzuklären. Namen von Schulen werden keine genannt. Es ist zudem nicht ersichtlich, wo es Infektionen gab, und auch nicht, wie diese konkret zusammenhängen. Sehr transparent ist das also erst mal nicht. Also mehr Zahlensalat als klare Brühe.

Allerdings werden die Szenarien 4, also dort, wo es zu Infektionsketten kommt, von den Autoren der Berichte gesondert aufgegriffen. In der Regel erfährt man, wie viele Personen, aufgegliedert in Schüler und Lehrer, sich angesteckt haben. Das Problem dabei ist, dass außerhalb der im Detail beschriebenen Infektionsketten keine präzisen Informationen aus den Tabellen hervorgehen. Dies gilt für das Szenario 1 (ein positiver Fall, der sich außerhalb der Schule angesteckt hat), Szenario 2 (zwei positive Fälle innerhalb einer Klasse) und für Szenario 3 (drei bis fünf positive Fälle innerhalb einer Klasse). Die meisten Fälle wurden dem Szenario 1 zugerechnet. 

In einem solchen Fall werden alle anderen Schüler am sechsten Tag nach dem letzten Kontakt mit dem Infizierten auf Covid-19 getestet. Sind alle Tests negativ, bleibt es beim Szenario 1. Die Überlegung dahinter: Der positive Schüler hat niemanden in seiner Klasse angesteckt und konnte auch von niemandem angesteckt werden, da ja alle negativ sind. Allerdings könnte sich der Schüler bei anderen Schülern innerhalb seiner Schule angesteckt haben. Dann würde laut Definition Szenario 4 greifen, aber nur, wenn diese Fälle durch das Tracing-Team miteinander in Verbindung gebracht werden. Bislang gab es keine Meldung zu einem solchen Fall. Hier stellt sich wie bei vielen anderen Konstellationen die Frage, ob eventuelle Verbindungen nicht erkannt wurden oder ob es tatsächlich keine gab.

Die offiziell vom Bildungsministerium mitgeteilten Infektionsketten seit der „Rentrée“ kann man an zwei Händen abzählen. Es sind genau neun. In diesem Zeitraum seien 70 Prozent der Infektionen in den Schulen auf ein Szenario 1 zurückzuführen, so Meisch gestern Abend in einem Livechat. So lautet die übliche Schlussfolgerung in den wöchentlichen Berichten unter der Rubrik Szenario 1: „Ce nombre important reflète l’actuelle forte présence du virus dans le pays.“ Der hohe Anteil an Szenarien 1 soll also aussagen, dass die Wahrscheinlichkeit, sich außerhalb der Schule anzustecken, sehr hoch ist. 

Nun hat sich allerdings herausgestellt, wie ein Tageblatt-Artikel vom 16. Dezember aufzeigte, dass die Zahlen, die unter der Rubrik Kompetenzzentren stehen, teilweise falsch sind. Die positiven Fälle finden sich zum Teil im Zahlensalat der Grundschulen wieder. Wir erinnern uns an die heftige Reaktion Meischs in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage zu einem Wort-Artikel über mutmaßlich falsche Zahlen. Meisch sagte, dass dadurch die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Verwaltungen untergraben worden sei, und dass dies mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung der Öffentlichkeit beigetragen habe. Nun stellt sich hier, in Analogie zu Meischs Aussage, die Frage: Führen diese Tabellen, die eigentlich für Transparenz und Aufklärung stehen sollten, die Öffentlichkeit nicht mehr in die Irre, als dass sie diese aufklären?

Esou nett Här Meisch
17. Dezember 2020 - 12.11

Gutt dass et nach Journalisten gëtt déi investigativ recherscheieren an nett alles akzepteieren wat d'Poliitiker esou an d'Welt sëtzen. Fir de Beweis ze liweren dat ee sech " prinzipiel an der Schoul net ustecht " ginn falsch oder inkomplett Zuelen veröffentlicht.