Esch1.400 Wohnungen für 3.000 Menschen: Projekt „Rout Lëns“ schreitet voran

Esch / 1.400 Wohnungen für 3.000 Menschen: Projekt „Rout Lëns“ schreitet voran
Zukunft „Rout Lëns“: Bis es auf dem ehemaligen Industriegelände so aussieht, dürfte es noch einige Zeit dauern. Allerdings geht es schneller als gedacht. Die Vergangenheit wird bewahrt und Neues geschaffen.  Foto: IKO Real Estate

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Der ehemalige Industriestandort „Rout Lëns“ im Escher Viertel „Hiel“ möchte ein Vorzeigeprojekt für zukünftiges Wohnen sein: mehr Lebensqualität durch weniger Automobilität. 2023 werden die ersten Wohnungen entstehen. Die Arbeiten lägen im Zeitplan, heißt es. Was war, ist und werden soll, zeigt zurzeit eine Ausstellung in der Galerie „Schlassgoart“ in Esch-Nonnewisen. 

Industriekultur

Im Projekt „Rout Lëns“ werden viele Zeugen der Escher Industriekultur erhalten bleiben. Gemäß dem Vorsatz, die Vergangenheit nicht außen vorzulassen. Die alten Gebäude sollen einem neuen Zweck zugeführt werden und allen Menschen zugänglich sein.

Dazu gehört die Turbinenhalle aus dem Jahr 1901, die Gebläsehalle, das Warenlager „TT“, das ehemalige Eisenbahnstellwerk im Bauhausstil, die lange Einfriedungsmauer mit ihren Blindbögen auf der Straße zwischen Esch und Audun-le-Tiche sowie die Portale aus Stahl der Möllerei „Keeseminnen“.

Selbst Keller und Abwasserkanäle aus früheren Zeiten sollen, wenn möglich, erhalten und in das neue urbanistische Konzept integriert werden. 

„Wir liegen im Zeitplan“, sagt Sandra Huber. Die sehr sympathisch und dynamisch wirkende Frau ist Leiterin des Projektes „Rout Lëns“ der Firma IKO Real Estate. Eigenen Aussagen zufolge möchte sie mindestens noch zehn Jahre in dieser Verantwortung bleiben. „Nichts ist unmöglich, solange man es nicht versucht“, sagt sie. Vielleicht schreiten die Arbeiten am neuen Stadtviertel in der „Hiel“, im Südwesten von Esch, deshalb auf den ersten Blick so zügig voran. Jedenfalls, wenn man sie mit anderen Projekten dieser Art im Land vergleicht.

Ein Jahr ist seit dem letzten Presse-Ortstermin auf dem früheren Industriegelände vergangen. Abgesehen von den Industriebauten, die auch in Zukunft erhalten bleiben, ist der Eindruck, der sich einem offenbart, ein anderer. Wer sich davon überzeugen möchte, braucht einfach nur von der rue Barbourg aus einen Blick aufs Gelände zu werfen. Die riesigen Schuttberge aus Stahl, Beton, Glas und Kabeln, die das Bild im vergangenen November und darüber hinaus noch prägten, sind weggeräumt. Die Sicht über das riesige Areal ist frei. Von der Bahnschranke (deren Tage gezählt sind) am Eingang zur „Hiel“, dort, wo auch eine neue Grundschule entstehen wird, bis hin zum Stellwerk im Bauhausstil, das auf der anderen Seite und nur wenige Meter von Frankreich entfernt liegt, darf der Blick schweifen. Ein weites Feld!

Überall auf dem Gelände sind tiefe Gruben gegraben worden, teils sind sie mit Sickerwasser gefüllt. Hier werden die Fundamente der Neubauten entstehen, erklärt Sandra Huber. Es werden nicht nur einige sein. 1.400 Wohnungen sollen nämlich auf der „Lentilles Terres Rouges“ entstehen. Die Projektleiterin sagt auch, dass ein Teil der Keller und Kanäle, auf die man beim Ausheben der Gruben gestoßen sei, in das Projekt integriert werden, zum Beispiel bei der alten Möllerei.

„Rout Lëns“

Auf dem in der „Hiel“ gelegenen, rund 11 Hektar großen Areal des 1977 stillgelegten Hüttenwerkes „Terres Rouges“ wird nach über 40 Jahren ein neues Escher Stadtviertel entstehen.

Ab 2023 werden hier um die 1.400 Wohnungen für 3.000 Menschen sowie Kultur- und Freizeitbereiche gebaut.

Die Industriebauten spielen bei der Gestaltung des Standortes  eine wichtige Rolle. Was Geschäfte anbelangt, wird darauf geachtet, dass es ein „Commerce de proximité“ sein wird und keine Konkurrenz zur Alzettestraße und anderen umliegenden Geschäften entsteht. IKO Realt Estate  werde immer ein Auge auf die Geschäftsentwicklung haben, heißt es.

In den nächsten Monaten soll die Erschließung des Areals einen weiteren großen Schritt nach vorne tun. Ziel sei es, 2023 mit dem Bau des ersten Wohngebäudes zu beginnen. Zehn Stockwerke hoch soll es werden. Rund 24.000 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt auf ungefähr 200 Wohneinheiten. Bis zum Beginn dieser Arbeiten sollte dann auch das Empfangszentrum fertig sein, das im ehemaligen Warenlager eingerichtet wird und Besucher vollumfänglich über das urbanistische Großprojekt informieren soll. Ab 2023 dürfte übrigens auch der Erwerb von Wohnungen der „Rout Lëns“ offiziell möglich sein. Erste Interessenten scheinen sich bereits gemeldet zu haben.

Insgesamt werden 1.400 Wohnungen entstehen und das höchste Gebäude wird 19 Stockwerke haben. Über die Sicht von dort oben darf man heute gerne spekulieren. Genießen können wird man sie erst in einigen Jahren.

Ein vielleicht unwichtig scheinendes Detail sollte noch erwähnt werden: IKO Real Estate wird auch die Hoheit über die Geschäftswelt auf „Rout Lëns“ behalten. „Wer kommen und bleiben darf, entscheiden wir“, sagt Sandra Huber.

Das frühere Warenlager auf „Rout Lëns“: Ab 2023 sollen hier Besucher empfangen und über das urbanistische Projekt informiert werden
Das frühere Warenlager auf „Rout Lëns“: Ab 2023 sollen hier Besucher empfangen und über das urbanistische Projekt informiert werden Foto: Editpress/Alain Rischard

Erbe und Zukunft

Bis zum 19. November steht die Galerie „Schlassgoart“ in den „Nonnewisen“ mit einer Ausstellung von Fotograf Philippe Roguet im Mittelpunkt des Industriestandortes „Lentilles rouges“. In seinen rund 40 Bildern, eine kleine Auswahl seines Schaffens, die zwischen Juni 2020 und Juli 2021 entstanden sind, zeigt er ein Auge für die Bedeutung des Industriestandortes der „Rout Lëns“, wissend, dass das, was er heute fotografiert, morgen nicht mehr da sein wird.

Das macht die Ausstellung allerdings umso spannender. Es geht um das Erbe als Fundament der Entwicklung von morgen. Ein Besuch der Ausstellung zeigt auch, wie man das zukünftige neue Stadtviertel via neue Computertechniken entdecken und mehr über seine Vergangenheit erfahren kann. Fotograf Philippe Roguet aus Lyon wird das Projekt „Rout Lëns“ übrigens bis zur Fertigstellung begleiten. In absehbarer Zukunft soll dann ein Buch über den Entstehungsprozess des neuen Wohnviertels erscheinen. 

Grober J-P.
6. November 2021 - 10.16

Würde gerne hören wie gebaut wird, Stahlbetonkäfige der sogenannten A 3plus Klasse? Ich hasse Wohntürme. Ab Stockwerk 3 wird mir schon schlecht. Was kostet eigentlich der m2 Wohnraum in einer solchen Anlage, bitte um Infos.

jean-pierre goelff
6. November 2021 - 8.20

Tja,deï eng Seit soll(!!!)gebaut gin fir vill,vill Leit,villeicht déer Karnengerchesställ à la française,an den Zuch op Audun rullt nit meï?Waat soll daat Getriwels?

Wieder Mann
6. November 2021 - 8.10

Warum dieses Vorzeigeprojekt nicht als alternatives Wohnen ausweisen .Ohne Automobilität , ohne Internet , mit begrenztem Strom- ,Wasserangebot,Selbstkompostierungsanlagen,….Hier könnten sich all jene Grüne, Alternativen ansiedeln, austoben mit ihren Fahrräder…….und wenigstens andere Bürger mit ihrem Aufzwingen ihrer Ideen in Ruhe lassen. Spätestens seit Von der Leyen, der Armada an Flugzeugen beim UN Klimagipfel, den Weltraumreisen der Prominenz,der Dubai Reise unserer Politik hab ich kein schlechtes Gewissen mehr ich nicht nachhaltig lebe.

Nomi
5. November 2021 - 22.13

@ Claude Oswald : Bei den Grengen gett et so'u vill Widdersprech datt et kraacht ! Mir wellen manner Auto'en an dann rappen di Greng d'Schinnen raus ! Bei den Grengen mussen irgenwei' d'Neuronen aus der Reih danzen !

Claude Oswald
5. November 2021 - 20.47

Dass man die Bahnstrecke nach Audun-le-Tiche opfert, finde ich eine schlechte Idee. Sie steht im Widerspruch zu politischen Sonntagsreden, die der Schiene eine größere Bedeutung zumessen. Aber vielleicht ist der grüne Infrastruktur-Minister nicht wirklich grün.

Jemp
5. November 2021 - 18.49

"mehr Lebensqualität durch weniger Automobilität" Also wird wieder keiner dort wohnen wollen, genauso wie auf Belval, wo die meisten froh sind, wenn sie dort weg sind. So baut man Ghettos, die sich früher oder später in rechtsfreie Zonen verwandeln!

Christian Walter
5. November 2021 - 15.49

Nein, keine gute Frage. Aus Frankreich.

De groussen Ramplassemang
5. November 2021 - 13.55

Wo kommen die 3000 Menschen her die sich eine Wohnung in der „Roud Lënns „ leisten können weil sie in Esch und Umgebung Arbeit gefunden haben ? Gute Frage , oder ?

jo
5. November 2021 - 12.45

Bodenanalysen müssen publik gemacht werden!

Sepp
5. November 2021 - 11.12

Luxus pur mit Strahlkraft bis zum Mond