Ein Beispiel unseres kulturellen Erbes ist die „Muerbelsmillen“ im Pfaffenthal. Die Mühle selbst und die Straße, in der sie sich befindet, wurden übrigens nach einer schwarzen Felswand in der Nähe benannt. Im 19. Jahrhundert gab es im ganzen Land etwa 230 Mühlen. Die einzige sich noch in Betrieb befindende Mühle in Luxemburg-Stadt ist die womöglich tausend Jahre alte „Muerbelsmühle“, die sich im Besitz der Gemeinde Luxemburg befindet und vor kurzem modernisiert wurde. Erstmals wurde sie im Jahre 1083 in einer Stiftungsurkunde an die Abtei Münster erwähnt, ihr Ursprung könnte allerdings bis ins 8. Jahrhundert zurückgehen. Zwischen 1922 und 1987 wurde der Senf der „Moutarderie de Luxembourg“ dort produziert. Vielen ist er auch wegen seiner gepunkteten Gläser ein Begriff.

An bestimmten Tagen im September und Oktober können Besucher das alte Mühlenhandwerk wieder entdecken. Die Energieversorgung und -übertragung in einem authentischen, Jahrtausende alten Raum wird hier anschaulich gezeigt– unter anderem das große Schaufelrad, das vom Wasser der Alzette angetrieben wird, die Antriebselemente, die Mühlsteine, die Zahnräder usw. Tafeln informieren über die Geschichte der Mühle und das Müllerhandwerk. Originalexponate informieren über die Werbung, die Herstellung und die Verwendung von Senf. Ein Dokumentarfilm rundet den Besuch ab.

Die Führung durch die „Muerbelsmillen“ ist nur eine von rund 50 Aktivitäten im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals, die dieses Jahr unter dem Motto „Kulturerbe für alle!“ („Patrimoine pour tous“) stehen. So gibt es geführte Touren durch das Unesco-Kulturerbe-Areal in Gebärdensprache, für Sehbehinderte und für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Die Veranstaltungen zugänglicher zu gestalten ist übrigens dieses Jahr eines der Hauptanliegen der Organisatoren.

Das Programm beschränkt sich allerdings nicht nur auf die „üblichen Verdächtigen“ innerhalb des Unesco-Areals in der Hauptstadt. Im Programm befinden sich einige Schlösser, wie z.B. Ansemburg und Koerich, aber auch das Fußballstadion „Thillebierg“ in Differdingen, die Villa Thilges in Wiltz aus dem Jahre 1880 oder eine Führung durch die Kunstsammlung Pescatore.

Das Pfaffenthal steht übrigens im Mittelpunkt des diesjährigen „Solidaritätstags der Welterbestädte“, der seit 1993 am 8. September gefeiert wird. „Urban Timetravel“ nennt sich die Aktivität, die die Gemeinde im Rahmen dieses Tages anbietet. Mittels einer 3D-Brille können die Besucher bei einer Busfahrt durch die Gassen des Stadtteils in das Leben des 19. Jahrhunderts eintauchen. Angereichert mit Fotodokumenten, animierten Bildern, Geräuschen und Musik ermöglicht das Erlebnis dem Besucher, in das Alltagsleben des Viertels einzutauchen, sowie Privathäuser und Bauten wie die Vauban-Kaserne zu besichtigen. Auch dem berühmten luxemburgischen Komponisten Laurent Menager kann man in der virtuellen Welt beim Spaziergang durch das Viertel begegnen. Seit Dezember 2018 ist dieses Pilotprojekt für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Eventuell soll das Projekt nach einer Evaluierungsphase schrittweise auf andere Stadtteile ausgeweitet werden.

Die Organisation der Welterbestädte (OWHC) wurde offiziell am 8. September 1993 in Fez (Marokko) gegründet. Seitdem wird an jedem 8. September der „Solidaritätstag der Welterbestädte“ gefeiert. Bis dato wurden Sehenswürdigkeiten aus mehr als 300 Städten von der Unesco in die Liste des Welterbes aufgenommen.