WirtschaftMehr als 60 Finanzunternehmen haben sich aufgrund des Brexits in Luxemburg angesiedelt

Wirtschaft / Mehr als 60 Finanzunternehmen haben sich aufgrund des Brexits in Luxemburg angesiedelt
Der Finanzminister Pierre Gramegna teilt in einer parlamentarischen Frage des Abgeordneten Mars di Bartolomeo mit, dass mehr als 60 Unternehmen durch den Brexit nach Luxemburg gekommen sind. Symbolfoto: Editpress/Julien Garroy

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Durch den Brexit haben sich mehr als 60 Finanzunternehmen in Luxemburg niedergelassen. Das antwortet Finanzminister Pierre Gramegna (DP) auf eine parlamentarische Frage des Abgeordneten Mars di Bartolomeo (LSAP). 

Wie viele Unternehmen haben sich aufgrund des Brexits in Luxemburg niedergelassen? Das wollte der Abgeordnete Mars di Bartolomeo (LSAP) von Finanzminister Pierre Gramegna wissen. Rund 60 Banken, Finanzinstitute und Versicherungen hätten sich beispielsweise in Frankfurt am Main eingerichtet, um ihren Zugang zum EU-Markt zu sichern. Luxemburg ergeht es nach dem Brexit ähnlich, antwortet Finanzminister Pierre Gramegna (DP).

Laut Gramegna hätten sich seit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 mehr als 60 Unternehmen aus dem Finanzsektor dazu entschieden, sich in Luxemburg niederzulassen oder ihre bestehende Präsenz zu verstärken, indem sie bestimmte Aktivitäten nach Luxemburg verlagert hätten. Diese Zahl würde die Dienstleister aus dem Finanzsektor – wie etwa Anwaltskanzleien – ausschließen. Die Verlagerungen im Kontext des Brexits seien hauptsächlich in Bereichen erfolgt, in denen der luxemburgische Finanzplatz bereits als Kompetenzzentrum anerkannt sei, wie beispielsweise die Vermögensverwaltung oder der Bereich der elektronischen Zahlung.

Der Minister erklärt, dass durch die dominierende Rolle Luxemburgs in der Fondsindustrie über die Hälfte dieser Unternehmen Vermögensverwalter und Investmentgesellschaften seien. Stephane Jodin, Betriebsleiter des luxemburgischen Büros von ActivTrades – eine Investmentgesellschaft aus Großbritannien – hat auf Anfrage dem Tageblatt erklärt, wieso gerade das Großherzogtum für diese Verlagerung ausgewählt wurde. „Auf der europäischen Ebene und auf der Ebene der Finanzdienstleistungen war Luxemburg von Vorteil. Der multikulturelle Aspekt war ebenfalls interessant, da die Regulierungsbehörde flexibel ist und geschäftliche Unterlagen sowohl auf Englisch als auch auf Französisch eingereicht werden können. Luxemburg ist ein Ort, an dem wir viele Mitarbeiter rekrutieren können. Das Ziel ist letztendlich, mit Investmentfonds in Kontakt zu kommen. Hier ist der Ort, der die verschiedenen Vorteile zusammenbringt“, so Jodin gegenüber dem Tageblatt.

Laut Gramegna hätten etwa zehn Banken beschlossen, ihre europäische Drehscheibe oder ihr Kompetenzzentrum in Luxemburg zu errichten. Im Versicherungssektor hätten elf der größten Nicht-Lebensversicherungsgesellschaften ihren neuen europäischen Sitz in Luxemburg errichtet. So beispielsweise die japanische Firma „Sompo International“. Der leitende Vizepräsident Takashi Kurumisawa sagt in einem Video der KPMG, dass Luxemburg im Vergleich zu anderen Standorten sehr attraktiv sei, da es sich im Zentrum Europas und nahe an großen Märkten wie Deutschland und Frankreich befinde. Laut Kurumisawa sei es ebenfalls vorteilhaft, dass Englisch in Luxemburg sehr verbreitet sei. Mit den zahlreichen Banken, Vermögensverwaltern und Versicherungsgesellschaften würden sich die Finanzunternehmen unterstützt fühlen, was zur Verlagerung nach Luxemburg geführt hätte.

Laut dem Finanzminister habe es auch mehrere Fintech-Unternehmen gegeben – hauptsächlich im Bereich des Zahlungsverkehrs –, die ihre Aktivitäten nach Luxemburg verlagert hätten. Fintech steht für Finanztechnologie – „financial services and technology“ auf Englisch – und ermöglicht es Unternehmen, anhand moderner Technologien Finanzdienstleistungen anzubieten. Ein Beispiel dafür ist das britische Fintech-Unternehmen Monex Europe S.A. Die Antwort des Direktors Neil Burns auf Anfrage des Tageblatt spiegelt ein ähnliches Interesse an Luxemburg als das von ActivTrades. Luxemburg sei ein gut etablierter internationaler Finanzplatz mit einer angesehenen Regulierungsbehörde und einer starken Infrastruktur für das Bankwesen und den Zahlungsverkehr. „Somit können wir auf ein Netzwerk von Finanzorganisationen zurückgreifen, mit denen wir Partnerschaften eingehen können“, so Burns. Die geografische Lage sei ebenfalls vorteilhaft und ermögliche eine gute Verbindung zum Rest Europas. Allerdings sei noch ein anderes Element besonders wichtig: Das Großherzogtum biete einen Talentpool mit einer einzigartigen Kombination von Finanz- und Sprachkenntnissen, die eine höchst effektive Unterstützung der Kunden ermögliche.

Sepp
31. März 2021 - 12.43

Sie produzieren Steuereinnahmen. Ansonsten nichts.

Grober J-P.
20. März 2021 - 17.02

Was produzieren diese Firmen?