Meditation statt Verrenkungen

Meditation statt Verrenkungen

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Im April veranstalten Valérie und Aïsha gemeinsam einen zweitägigen Yoga-Workshop in Bereldingen. Am vergangenen Sonntag luden sie zum „Teaser“-Training ein, um allen Interessierten zu zeigen, was sie erwartet. Wir waren mit dabei.

Ich stehe zwischen anderen Yogis, die Matten unterm Arm, im Aufzug und frage mich, was wohl auf mich zukommt. Zwar habe ich schon einige Erfahrungen mit Yoga, aber ich habe noch nie an einem Workshop teilgenommen. Von dem Begriff „Yoga Nidra“ habe ich zuvor auch noch nie gehört. Was mir am heutigen Abend bevorsteht, ist auf jeden Fall nicht das, womit ich gerechnet hatte. Dazu aber später mehr.

Das übersichtliche „Yogaloft“ befindet sich im dritten Stock des „Ernst & Young“-Gebäudes auf Kirchberg. Beim Betreten steigt mir gleich ein angenehmer Wellness-Duft in die Nase. Sofort bin ich entspannter. Valérie, eine der beiden Yogalehrerinnen, kommt mir mit offenen Armen entgegen. Die Luxemburgerin hat die Yogapraxis vor fünf Jahren für sich entdeckt. Während eines Yoga-Teacher-Trainings lernte sie Aïsha aus Nordholland kennen. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und beschlossen, etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen.

Das Studio ist bereits mit Kerzen, Kristallen und Klangschalen dekoriert. Und, was mich besonders wundert: In der Mitte des Raumes stehen Schüsseln mit Schokolade, Nüssen, Datteln und anderen Leckereien. „Es soll eine Erfahrung für alle Sinne werden“, erklärt Aïsha, die sich selbst am meisten über die Schokolade freut.

Der Saal füllt sich schnell. Dabei befürchteten Valérie und Aïsha anfangs, es würden sich nicht genügend Menschen für den Workshop interessieren. Jetzt müssen wir alle unsere Yoga-Matten zusammenrücken, damit jeder einen Platz bekommt. Die unterschiedlichsten Menschen sind gekommen. Zu meiner Rechten befindet sich eine etwas fülligere Frau, zu meiner Linken ein älterer Herr mit langen Haaren und einem Batik-Shirt.

Der Kurs beginnt mit einer entspannenden Atemübung. Alles, was uns belastet, sollen wir sozusagen ausatmen. Es folgt ein dynamischer Vinyasa Flow, also eine Abfolge an Positionen, die ein paar Mal in der gleichen Reihenfolge wiederholt werden. „Endlich ein wenig schwitzen“, denke ich, während ich vom Yogi Liegestütz in die Position des herabschauenden Hundes wechsle. Nach dem wohl sechsten Durchlauf – ich habe nicht mitgezählt – ist es damit allerdings schon wieder vorbei.

Erfahrung für alle Sinne

Dann soll jeder einen Vorsatz für den Abend auf einen von Aïsha und Valérie gestalteten Zettel aufschreiben. Nach der Yogastunde soll noch einmal darüber nachgedacht werden. Valérie kündigt ihre liebsten Übungen an: die des Yin Yoga. „Metta“, wie sie es selbst nennt. Übersetzt bedeutet Metta „Liebende Güte“. Dabei geht es in erster Linie um Selbstliebe, also darum, sich um sich selbst zu kümmern. Wir verharren einige Minuten in der gleichen Position, konzentrieren uns dabei nur auf den eigenen Atem und auf Valéries Stimme. Sie erzählt eine Geschichte, die mir im ersten Moment zusammenhanglos erscheint, es aber tatsächlich schafft, mich zu entspannen und mich das unangenehme Ziehen im unteren Rücken vergessen lässt.

Nach den Yin-Übungen folgt das angekündigte Yoga Nidra. Hier beginnt auch der Teil, mit dem ich weniger gerechnet habe. Ich werde dazu angewiesen, mir meinen dicken Pulli und meine Kuschelsocken anzuziehen, von denen uns angeraten wurde, sie mitzubringen, mich auf meine Matte zu legen und zuzudecken. Aïsha führt uns in eine geleitete Meditation. Die anspruchsvollen Kopfstandübungen und Verrenkungen, die ich eigentlich erwartet hatte, fallen scheinbar weg.

Bei der Meditation werden mehrere Sinne angesprochen. Aïsha, die sich selbst auch als Hexe bezeichnet, versprüht ein speziell für den Anlass angemischtes Spray mit ätherischen Ölen. Der Niesel legt sich sanft auf mein Gesicht. Während Aïsha mit schöner Stimme beginnt, zu singen, und ihre Klangschalen schallen lässt, verliere ich mein Zeitgefühl. Ich weiß nicht, ob ich erst ein paar Minuten oder schon eine Stunde hier liege. Das Ziel der Meditation ist erreicht, würde ich mal sagen. Bis der ältere Herr mit den langen Haaren und dem Batik-Shirt neben mir beginnt, zu schnarchen. Das finde ich aber eher lustig, als dass es mich stört.

Nach dem Kurs verteilen die beiden Yogalehrerinnen Tee und reichen die von allen ersehnte Schokolade um. Auch Ingwer-Shots und frischen Saft haben sie mitgebracht. Ich fühle mich so entspannt wie selten, glücklich, aber auch irgendwie verwundbar. Im Kreis erzählt jeder kurz, wie er sich fühlt. „Frei, geliebt, glücklich, warm und entspannt“, sind nur einige der durchweg positiven Antworten nach dieser mehr emotional als körperlich intensiven Yoga-Stunde.

Jacques Zeyen
18. Februar 2018 - 15.22

" OMMMMH " Alles fließt,wir fließen mit. Mentales Gleichgewicht durch Meditation und die richtige Lebenseinstellung. Wünsche den beiden jungen Damen viel Erfolg mit den gestressten Patienten. Und immer dran denken: " Alte Socken werden wie neu, wenn man noch ältere daneben legt." Ergo: Die Einstellung macht's. Es gibt ja auch Leute die schwören auf Himalaya-Salz obwohl ,Salz ist Salz ist Salz. Dass die schöne Farbe im Salz nichts anderes ist als "Rost" und das meiste aus polnischen Salinen kommt stört dabei die wenigsten. Hauptsache der Preis stimmt und dann hilft es auch.