JustizMe Pol Urbany zum Prozess im Fall Patrick Hartert – „Strafmaß für Unfallfahrer zu milde“

Justiz / Me Pol Urbany zum Prozess im Fall Patrick Hartert – „Strafmaß für Unfallfahrer zu milde“
Me Pol Urbany zum Urteil im Fall Patrick Hartert: Sowohl die Haftstrafe wie auch das Fahrverbot für den am Mittwoch in erster Instanz schuldig gesprochenen Unfallfahrer seien zu niedrig angesetzt Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Im Prozess um den Unfalltod des Musikers Patrick Hartert ist am Mittwoch das Urteil gesprochen worden. „Zu milde, zu niedrig“, sagt Me Pol Urbany, der die Interessen von Christiane Hartert-Seyler, der Witwe des Opfers, vor Gericht vertreten hat. Eine Einschätzung.

Maître Pol Urbany zeigt sich über das für ihn viel zu milde Urteil erstaunt. In ähnlich gelagerten Fällen werde für gewöhnlich, so der Anwalt, exemplarischer gegen die Straftäter vorgegangen.

Der Anwalt findet einerseits die anzutretende Gefängnisstrafe (6 von 48 Monaten) in Anbetracht des Verhaltens des Unfallfahrers zu niedrig. Für absolut nicht nachvollziehbar empfindet Pol Urbany den Teil des Fahrverbotes, welcher spezifisch für die fahrlässige Tötung vom Gericht gesprochen wurde, nämlich 18 Monate. Das entspräche, so der Anwalt, einer Strafe für Trunkenheit am Steuer, nicht aber einer Abstrafung für die Tötung eines Menschen.

„Außergewöhnlich“

Wenige Tage vor dem Urteil haben wir mit Maître Pol Urbany über den Prozess geredet. Der Tod von Patrick Hartert geht ihm sehr nahe. Aus gutem Grund. Beim Autounfall im Oktober 2017 stirbt einer seiner besten Freunde. Für den erfahrenen Anwalt ist es deshalb nur normal, dass er die Verteidigung der Interessen von dessen Ehefrau Christiane Hartert-Seyler vor Gericht übernimmt.

Um das zu gewährleisten, musste sie als Nebenklägerin auftreten und Schadensersatzforderungen stellen. „Das ist die einzige Möglichkeit, um vor Gericht Gehör zu finden“, sagt Me Urbany: „Eine andere Möglichkeit wäre es gewesen, keinen Schadenersatz zu fordern, aber dann hätten wir nur zuhören, aber nicht mitreden können, und dann hätte der Unfallverursacher einen Widersacher weniger gehabt.“

Pol Urbany empfindet extreme Trauer, aber auch die tiefe Überzeugung, das Richtige zu tun: „Das bin ich meinem Freund schuldig, aber auch seiner Frau, die ja ebenfalls Opfer dieses Unfalls wurde!“

Die Anwälte der Zivilparteien, also der Geschädigten, der Opfer und ihrer Hinterbliebenen, spielen vor Gericht heute eine wichtige Rolle, so Urbany. In dem Kontext erinnert er an den Luxair-Prozess, bei dem er als Anwalt mit dazu beigetragen hat, die Schuldzuweisung eindeutiger zu klären. Nämlich durch eine genaue Zuweisung der letzten Sätze, die, kurz vor dem Crash, im Cockpit gewechselt wurden. Bemerkung: Im Tonstudio von Urbany arbeitete damals Patrick Hartert; zusammen haben beide die Aufnahme des Cockpit Voice Recorder so aufgearbeitet, dass sie verständlich wurde.

Wahrheitsfindung

Als Anwalt von Christiane Hartert-Seyler wollte Me Pol Urbany auch jetzt zur Wahrheitsfindung und folglich zur Bewusstseinsschärfung der Richter beitragen. Dabei ging es darum, auszuloten, warum geschehen ist, was geschehen ist. Zur Beurteilung gehört nicht nur die Unfallursache und die Schuldfrage, sondern auch das Verhalten des Unfallfahrers vor und nach dem tödlichen Unfall. Pol Urbany nennt es außergewöhnlich.

„Ich habe als Anwalt noch nie eine solche Situation gehabt. Nämlich, dass einer, der vor dem tödlichen Unfall bereits zweimal wegen Fahrens ohne Führerschein und ohne Versicherung aufgefallen und deshalb zweimal verurteilt worden ist, überhaupt ein drittes Mal gefahren ist, trotz gerichtlichem Fahrverbot – und dass er dann, nachdem er den Tod von Patrick Hartert verschuldet hat, weiter fährt und noch dreimal erwischt wird. Oft verhält es sich bei dieser Art von Wiederholungstätern so, dass es beim ersten Mal ein Fahrverbot auf Bewährung gibt, beim zweiten Mal ein Fahrverbot ohne Bewährung und beim dritten Mal Gefängnis. Das scheint den Unfallverursacher in diesem Fall hier überhaupt nicht abgeschreckt zu haben. Die Frage ist aber dann die: Was tun mit jemandem, der sich keiner Entscheidungen des Gerichts fügt? Was bleibt dem Staat, der Justiz noch als Mittel, um so einen in seine Schranken zu verweisen und ihn von der Straße zu bekommen, damit er kein Unheil mehr anrichtet? Man kann ihn ja nicht auf eine Insel verbannen. Folglich bleibt nur eine Gefängnisstrafe, wenn er nicht begreifen will, dass man Gerichtsurteile zu befolgen hat. Jener, der den Tod von Patrick Hartert verschuldet hat, wusste das, als er sich hinters Steuer gesetzt hat. Dass er es trotzdem getan hat, hat mir gezeigt, dass es sich schon um jemanden handeln muss, dem Gesetze, Gerichtsurteile und deren Konsequenzen vollkommen egal sind.“

„Weder Respekt noch Reue“

Das ist ein Aspekt. Me Pol Urbany nennt aber noch einen zweiten: „Dass dieser Mensch, obwohl mehrmals verurteilt, während eines laufenden Strafverfahrens wegen eines von ihm verschuldeten tödlichen Autounfalls noch weiter Auto fährt und dann sogar seine Fahrprüfung ablegt. Als uns das bekannt wurde, haben wir die Staatsanwaltschaft und den Untersuchungsrichter darauf hingewiesen, worauf Letzterer bis zum Ende des Gerichtsverfahrens ein provisorisches Fahrverbot verhängt hat. Und trotzdem wurde der junge Mann seitdem noch drei Mal von der Polizei am Steuer eines Wagens erwischt. Wie gesagt, ich persönlich habe in meinem bisherigen Berufsleben noch nie einen Menschen erlebt, dem alles derart egal ist und der sich rein gar nichts aus Strafen oder Gerichtsverfahren macht – und aus dem von ihm verursachten Tod eines Mitmenschen. Diese Unverfrorenheit, diese Skrupellosigkeit, diesen Mangel an Respekt und an Reue seitens des Täters, das ist das Besondere an diesem Prozess. Nach meinem Erleben im Verfahren, hat dieser Mensch meiner Einschätzung nach kein Gewissen.“

Das habe man auch hören oder aus dem Dossier herauslesen können, so Urbany: „Seine damalige Freundin, dessen Auto er ja ohne Führerschein gefahren und mit dem er im Oktober 2017 den Unfall verursacht hat, hat ausgesagt, dass ihm alles egal ist und dass er sich nicht für den Tod von Patrick Hartert verantwortlich fühle.“

Babs
4. März 2021 - 8.20

Also wann ech d’Urtéiler vun schwéieren Autosaccidenter mat Doudercher , a wéi hei am Fall net fird d’éischt, an daat ohni Führerschein, oder Alkohol,da frôen ech mech , waat muss ëen machen fir Prisong ouni Surcis ze kréien, an dann och nach de Führerschein fir opt Schaff , ??Justice!Justice!