May: Verdächtige im Fall Skripal sind wohl russische Agenten

May: Verdächtige im Fall Skripal sind wohl russische Agenten

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Mit der Veröffentlichung von Namen und Fahndungsfotos im Fall Skripal erhöht London den Druck auf Moskau. Gesucht werden zwei Russen, die wohl dem Militärgeheimdienst GRU angehören.

Zwei russische Agenten sollen den Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Spion Sergej Skripal verübt haben. Das teilte die britische Premierministerin Theresa May am Mittwoch mit.

Zuvor hatten Polizei und Staatsanwaltschaft Fahndungsfotos und Namen von zwei russischen Verdächtigen veröffentlicht. Gesucht werden nun per internationalem Haftbefehl Alexander Petrow und Ruslan Boschirow. Die britische Polizei geht jedoch davon aus, dass es sich dabei nicht um die echten Namen der beiden Männer handelt.

May zufolge sollen sie Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes GRU sein, für den auch Skripal einst tätig war. Sie machte erneut den Kreml für den Anschlag verantwortlich. „Das war keine nichtautorisierte Operation. Sie war so gut wie sicher außerhalb des GRU von höherer Stelle im russischen Staat abgesegnet“, sagte die Regierungschefin im Parlament in London. Moskau warf sie „Verschleierung und Lügen“ vor.

Bewusstlos auf der Parkbank

Vater und Tochter Skripal waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie waren mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Beide entkamen nur knapp dem Tod. Sie leben inzwischen an einem geheimen Ort. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.

Minutiös zeichneten die Ermittler nun den Weg der beiden Verdächtigen nach Salisbury nach – sie hatten dafür etwa 11.000 Stunden an Videoaufnahmen ausgewertet. Auch in der Nähe des Wohnhauses von Sergej Skripal hatten sich die Männer demnach aufgehalten. Die Polizei geht davon aus, dass sie das Gift auf die Türklinke aufbrachten.

Beiden wird dreifacher versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und der Besitz des chemischen Kampfstoffs Nowitschok vorgeworfen, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Neben Sergej Skripal und seiner Tochter Julia war auch ein Polizeibeamter mit Vergiftungserscheinungen behandelt worden.

Kein anderer Ermittlungsstrang

Auch im Fall eines Paares aus Amesbury, die Monate nach dem Anschlag auf die Skripals zufällig mit dem Kampfstoff in Kontakt kamen, gelten die beiden Russen nun als Hauptverdächtige. „Es gibt keinen anderen Ermittlungsstrang“, sagte May. Bei dem Vorfall hatte ein Mann seiner Freundin ein Parfümfläschchen geschenkt, das er zuvor gefunden hatte. Sie hatte sich mit der Flüssigkeit darin besprüht – die dreifache Mutter starb acht Tage später im Krankenhaus.

Nowitschok gehört zu den tödlichsten Kampfstoffen und kann über die Haut oder Atemwege in den Körper gelangen. Die Überlebenschancen sind sehr gering. Sowjetische Forscher entwickelten die Serie neuartiger Nervengifte in den 1970er und 80er Jahren heimlich, um internationale Verbote zu umgehen. Auch andere Länder forschten damit.

„Wir haben jetzt ausreichend Beweise, um Anklagen im Zusammenhang mit dem Angriff auf Sergej und Julia Skripal zu erheben“, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu. Die Verdächtigen seien etwa 40 Jahre alt. Scotland Yard bat die Bevölkerung um Hinweise.

Russland will Verdächtige nicht kennen

Das russische Außenministerium wies alle Vorwürfe umgehend zurück. „Die in den Medien veröffentlichten Namen und Bilder sagen uns nichts“, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Tass zufolge in Moskau. London solle nicht die Öffentlichkeit manipulieren, sondern bei der Aufklärung mit Russland kooperieren.

Die beiden Verdächtigen sind laut Polizei am 2. März nach Großbritannien geflogen. Am Folgetag sollen sie die südenglische Stadt Salisbury ausgekundschaftet haben und am 4. März – dem Tag des Attentats – wieder abgereist sein. In ihrem Hotel in London seien winzige Spuren des verwendeten Nervengifts nachgewiesen worden.

Untersuchungen der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) stellten später fest, dass es sich exakt um den gleichen Stoff handelte wie in dem Parfümfläschchen. Die Polizei betonte in einer Stellungnahme: „Wir haben keinen Zweifel, dass beide Vorfälle miteinander zusammenhängen, und sie bilden nun ein Ermittlungsverfahren.“ Vermutet wird, dass die beiden Täter das Gift in dem Parfümfläschchen nach Großbritannien schmuggelten.

140 Diplomaten ausgewiesen

Infolge der Krise wiesen Großbritannien, die USA und verbündete Staaten – auch Deutschland – insgesamt mehr als 140 russische Diplomaten aus. Der Kreml reagierte mit ähnlichen Maßnahmen.

Die USA stellten zudem fest, dass Russland für den Einsatz von Massenvernichtungswaffen verantwortlich sei. Das löst laut Gesetz Sanktionen aus, wie es sie bislang nur gegen Nordkorea und Syrien gab. Seit Ende August ist eine erste Runde von Strafmaßnahmen in Kraft. Sie sind zwar noch relativ milde, doch der Rubelkurs und die Aktien russischer Unternehmen gerieten unter Druck.

Schwerer wird eine zweite Sanktionsrunde nach drei Monaten die russische Wirtschaft treffen. Sie könnte das Auslandsgeschäft russischer Banken lahmlegen; die Fluggesellschaft Aeroflot könnte Landerechte in den USA verlieren. Moskau behält sich Gegenmaßnahmen vor, doch viele Optionen hat der Kreml nicht: Zu klein ist der Handel, zu groß die Abhängigkeit von US-Technik, um die USA treffen zu können.

Keine weiteren Ermittlungen seien dagegen in 14 Todesfällen aus den vergangenen Jahren zu erwarten, bei denen es Spekulationen um eine mögliche Rolle Moskaus gegeben hatte, sagte May. Dazu gehörte unter anderem der mysteriöse Tod des Kreml-Kritikers Boris Beresowski.

Een den keng Tomaten op den Aen huet
7. September 2018 - 20.23

@Mephisto Und sie einen Waterbording Fortbildungskurs im in Guantanamo oder sonst einem Geheimgefängnis in einem früheren Staat der Sovietunion? Ich frage mich immer noch auf wessen Lohnliste sie stehen?

Mephisto
7. September 2018 - 17.53

Freut mich, dass Sie nach längerer Pause wohlbehalten zurück sind. Hatten Sie einfach Urlaub oder absolvierten einen Fortbildungskurs beim FSB oder Russia Today ? Ihre Linie jedenfalls ist noch dieselbe, meine übrigens auch.

Cornichon
7. September 2018 - 15.30

Schön, nur traue ich unseren Geheimdiensten mehr als den russischen. Mir wären Beweise auch lieber aber in Russland wird meistens jede Tatsache, sogar jeder Ansatz der einer Aufklärung dienen könnte, verwässert. Die ganze Aufgabe von Russia Today ist nur die Verwässerung von westlichen Nachrichten.

Een den keng Tomaten op den Aen huet
7. September 2018 - 9.44

England verlangt von jedem Russen die Fingerabdrücke neben unzähligen anderen Dokumenten und Formularen vor der Einreise. Russland fragte Kopien derselben bei den Engländern an. England hat bis heute keine geliefert! Ist das normal? Kann England dieselben nicht liefern weil sie nicht existieren obschon die Russen über Flughäfen ein und ausgreist sind? Wie kann man Russland permanent anklagen, aber keine stichhaltigen Beweise liefern, oder aber Beweise liefern die einer simplen Überprüfung nicht standhalten? Ich bin natürlich für strengste Bestrafung von Giftmorden oder Gebrauch von Giftgas. Mir scheint aber dass die Anschuldigungen gegen Russland und Assad immer wieder gebraucht werden weil die Unschuldsbeweislage sehr schwierig ist. Und in manchen Fällen schon bestraft wird ehe die Beweise überprüft wurden. So geschehen mit der Ausweisung einer mehrzahl von russischen Diplomaten in Europa und das US Bombardieren eines Flughafens in Syrien. Sind gefakte Gift Anschläge die Basis um ungerechte Aktionen zu legalisieren in den Augen der Bevölkerung? Mir kommt es jedenfalls so vor!

Guyt
5. September 2018 - 23.06

Zu viele Ungereimtheiten bleiben für jeden der nicht naiv ist. Die Technikerzeitung Telepolis(heise) moniert zum Beispiel, dass bei. 2 nacheinander geschossenen Flughafenphotos der gleiche Zeitstempel erscheint(zudem wurden diese Zeitstempel später wegecropt)