Maroquinerie Keller: 121 Jahre Dienst am Kunden

Maroquinerie Keller: 121 Jahre Dienst am Kunden

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Die Maroquinerie Keller aus der Grand-rue gehört zum erlesenen Club der über hundertjährigen Familienbetriebe. 1898 wurde sie – damals noch als Gemischtwarenladen – in der avenue de la Gare eröffnet. Definitiv ein Grund, das Kleinunternehmen in unserer Serie „Traditiounsbetriber aus der Stad Lëtzebuerg“ vorzustellen.

Längst sind sie nicht mehr alle nur aus Leder: Die Reisekoffer bestehen heute meistens aus Kunststoff, bei Taschen findet man welche beider Arten. Es sind vor allem die kleinen Accessoires wie Brieftaschen und Gürtel, die heute noch aus Leder gefertigt werden. Was den Einkauf bei der Maroquinerie Keller aber von dem bei den Franchise-Läden unterscheidet, ist vor allem der Kundendienst:  Heute sei man gezwungen, einen immer persönlicheren Dienst anzubieten, sagt der Besitzer Carlo Keller. „Sie wollen Ihren neuen Koffer nicht schleppen und ihn dennoch abends zu Hause haben? Kein Problem. Wir liefern ihn zu Ihnen nach Hause.“

Die Maroquinerie gehört mit ihren 121 Jahren zu den ganz alten, noch bestehenden Familienunternehmen der Stadt Luxemburg. Das Geschäft, das 1898 von Frau François Keller-Gomand gegründet wurde, befand sich anfangs in der avenue de la Gare, und zwar als Gemischtwarenladen. Im Angebot standen damals Tabak, Zigarren, Zeitschriften, Papierwaren und nebenbei auch ein wenig Lederwaren, die zu der Zeit noch nicht den gleichen repräsentativen Stellenwert besaßen wie heute.

Der erste Umzug

1916, im Ersten Weltkrieg, wechselte der Laden ein erstes Mal seine Adresse und zog auf die place de la Gare, in Nähe der rue de Strasbourg. Dort konnte man auch schon mehr Lederwaren kaufen, wie man aus einem Artikel der Ons Stad erfahren kann. Nur acht Jahre später folgte der nächste Umzug, diesmal an die Nummer 54 in der „Groussgaass“. Kurzzeitig wurde auch ein zweites Geschäft an der place de Paris betrieben, das allerdings bereits vor dem Zweiten Weltkrieg schon wieder geschlossen wurde.

1958 übernahm die nächste Generation die Geschicke des Hauses, als Charles Keller Geschäftsführer wurde. Im selben Jahr packte man – sprichwörtlich – erneut die Koffer, als der Betrieb an seine derzeitige Adresse, Nummer 62 in der Grand-rue, zog. Charles Keller soll zuerst wegen des schmalen Eingangs gezögert haben, dorthin zu ziehen. Der Erfolg des Ladens, der bis heute besteht, zeigt, dass seine Zweifel unbegründet waren.

Kein 40-Stunden-Job

1977 eröffnete die Familie Keller wieder eine Zweigstelle im Bahnhofsviertel, Ecke avenue de la Gare/boulevard de la Pétrusse. Diese wurde jedoch nach ein paar Jahren aufgegeben; das Haus, das sich dort befand, wurde wenig später abgerissen. 1970 stieg Carlo Keller in den elterlichen Betrieb ein – und leitet diesen nun schon seit 1982. 1988 ließ er den Laden renovieren.

Doch es könnte gut sein, dass er das letzte Familienmitglied sein wird, das das Traditionshaus führt – von seinen Söhnen soll nämlich keiner daran interessiert sein, das Geschäft weiterzuführen. Und er würde es ihnen nicht verübeln, sagt er: „Das ist beileibe kein 40-Stunden-Job.“ Er sei jetzt 66 Jahre alt und habe nicht vor, den Laden noch zehn weitere Jahre zu schmeißen.

Seit drei Generationen ist der Betrieb auch Hoflieferant: Der Titel ist stets an eine Person gebunden, nie an das Unternehmen. 1930 wurde er an die Gründerin vergeben, 1959 an Charles Keller, 2001 an den aktuellen Besitzer. „Es kam vor, dass der ‚Palais‘ anrief und kurzfristig eine gewisse Anzahl an Regenschirmen für eine offizielle Veranstaltung kaufte. Wenig später kam ein Fahrer und holte die Bestellung ab.“ Von seinem Vater wisse er, dass Großherzogin Charlotte und ihr Mann, Prinz Felix, ab und zu höchstpersönlich im Geschäft einkauften; der Fahrer habe dann mit der Limousine vor dem Geschäft gewartet.

Zu strenge „Zone bleue“-Kontrollen 

Eine Situation, die heute schwer vorstellbar sei. Nicht wegen der aktuellen Großherzogin, auch die sei schon dagewesen, sondern wegen des Wagens. Heute würde wohl schon nach ein paar Minuten ein „Pechert“ zugegen sein und Strafzettel ausstellen. Das Thema „zone bleue“ treibt den 66-Jährigen regelrecht auf die Palme: „Die Kontrollen sind viel zu streng und nicht sehr unternehmerfreundlich.“

Mit seiner Kritik steht er übrigens nicht allein da: Viele Geschäftsleute aus der Innenstadt beklagen die viel zu strengen Kontrollen. Die Lieferanten müssten bis 10 Uhr morgens passiert sein, doch viele Geschäfte öffneten erst danach. Keller selbst soll schon Strafzettel erhalten haben, wenn er nur fünf Minuten über der erlaubten Zeit dort stand.

Was ihn aufregt, ist die Diskrepanz zwischen den übermäßig strengen Kontrollen morgens und der quasi totalen Abwesenheit der „Zone bleue“-Kontrolleure am Nachmittag. Fast jeden Tag führen Autos und rücksichtslose Radfahrer durch die Straße.

Carlo Keller kann sich noch an die Zeit erinnern, als die „Groussgaass“ befahrbar war. 40 Jahre sind es her, dass der Autoverkehr aus der „Stater Groussgaass“ verbannt wurde. „Es gab noch drei Fahrbahnspuren“, so Keller, „eine davon war Parkplätzen vorbehalten. Abends, nach Büro- und Ladenschluss, gab es ganz schön viel Stau.“

Obdachlose und dreiste Internetkäufer

Neben den Problemen bezüglich des Parkens sollen ihm in der Vergangenheit auch zahlreiche Stadtstreicher Probleme bereitet haben, die im Eingang schliefen. Er habe nichts dagegen, dass Obdachlose im Eingang übernachten, solange dieser sauber bleibt. Die kleine Passage, die zum Eingang führt, werde nicht abgesperrt, damit die Leute, die in der „Groussgaass“ spazieren gehen, auch die Schaufenster betrachten können, die sich an beiden Seiten befinden.

Leider komme es immer wieder vor, dass Leute hier pinkeln, die Fenster beschmutzen oder bespucken. Leider gebe es keine Platzverweis-Möglichkeit, die Polizei könne nichts unternehmen, weil es Privatgrundbesitz sei.

Menschen sind zu bequem geworden

Was den meisten Geschäften in der Innenstadt wohl am meisten zu schaffen mache, sei das Überangebot der „grandes surfaces“ in der Umgebung der Hauptstadt – es gebe zu viele für eine Bevölkerung, die zu klein ist, und die luxemburgische Kundschaft, die früher aus den angrenzenden Vororten zum Einkaufen in die Stadt kam, gibt es so nicht mehr.

Heute sei der Luxemburger zu bequem geworden. Zentrumsnahe Parkplätze wie der „Glacis“ und der kostenlose City-Shopping-Pendelbus, der den „Glacis“ mit dem Stadtzentrum verbindet, konnten daran nichts ändern.

Heute seien es vermehrt Touristen, die den Laden aufsuchen und Koffer oder Taschen kaufen, um ihre Einkäufe zu verstauen. Doch die Leute würden immer dreister, meint Keller. Immer öfter komme es vor, dass Menschen kommen, sich die Referenzen von Artikeln aufschreiben und unverfroren sagten, es sei, um die Sachen im Internet zu bestellen. Eine Klage, die man immer öfter hört.

Reuter
7. August 2019 - 17.49

Ech ka mech nach erënneren, wéi se dem Cactus a Konsorte wollte verbidde Wallissen ze verkafen, dat kéinte just Maroquinerien. Ditto fir d'Fönen, Computeren, etc Fir de Präis vun deene Wallissen kann een 10-20 Mol mat Ryanair an d'Vakanz fléien. Wann deen hätt missen 121 Joer laang de Loyer bezuelen, géif et e scho 50 Joer net méi ginn.

Respekt Carlo!
7. August 2019 - 16.06

Mach weider esou, leiwe Frend, dat hällt dech Fit a Gesond. Nach net lang as et hier, do bas du de Rally Monte Carlo Historique gefuer, (7 Dég a 7 Nuechten am Auto) demols hu mir dech bewonert, waren extra op St. André des Alpes komm. An der Deeg, Owes speit, wei ech aus dem Reenert Heem gewackelt sin, dou hun ech gesin, du bas neierdengs och nach an der Hotels Branche täteg?