UniversitätLuxWays: Studierende aus Senegal und Burkina Faso forschen in Luxemburg

Universität / LuxWays: Studierende aus Senegal und Burkina Faso forschen in Luxemburg
Abdoul Kabore will mithilfe von KI Sicherheitslücken aufstöbern und schließen  Foto: Yves Greis

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Das staatlich geförderte LuxWays-Programm ermöglicht es ausgewählten Studierenden aus Burkina Faso und Senegal, nach Luxemburg zu kommen. Am Forschungsinstitut SnT der Universität studieren und forschen sie im Bereich Cyber Security. Fatou Mbodji und Abdoul Kabore sind zwei von ihnen. 

Nein, Covid hat ihre Ankunft in Luxemburg nicht wesentlich verkompliziert, erzählt Fatou Mbodji. Die Forscherin stammt aus Senegal und ist nach Luxemburg gekommen, um ihren Doktortitel zu erwerben. Das gleiche Ziel hat auch Abdoul Kabore aus Burkina Faso. Die beiden Doktoranden nehmen am LuxWays-Programm der Uni teil.

Das LuxWays-Programm wurde im letzten Oktober von Kooperationsminister Franz Fayot im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. Dabei sollen Studierende aus Burkina Faso und Senegal nach Luxemburg kommen, um am technologischen Institut der Uni (SnT) im Bereich Cyber Security zu studieren und zu forschen. Sie sollen Kenntnisse erwerben und selbst Forschung betreiben.

Für die beiden Studierenden ist es nicht der erste Aufenthalt in Luxemburg. Beide haben schon einmal ein Praktikum am SnT absolviert. Das erste Mal habe sie von Luxemburgs Universität bei einer Konferenz in Afrika gehört, erzählt Mbodji. Dort habe sie Forschende des SnT kennengelernt und Gelegenheit gehabt, sich mit ihnen zu unterhalten. Die Forschenden hätten ihr dann von ihrer Arbeit in Luxemburg berichtet. So habe sie angefangen, sich für das Großherzogtum zu interessieren. Kabores erster Kontakt mit Luxemburg fand an seiner Heimatuniversität statt. Dort, an der Universität Joseph Ki-Zerbo, gibt es einen Firmeninkubator, der von Luxemburg aus unterstützt wird.

Ausgewählt wurden die Studierenden von ihren Professoren an ihren jeweiligen Heimatuniversitäten. Dabei hat ihre Erfahrung auf ihrem jeweiligen Fachgebiet eine wichtige Rolle gespielt, berichten sie im Gespräch mit dem Tageblatt. Bereits in ihren früheren Studien haben sie sich auf das Feld der Cyber Security gewagt.

Beide stürzen sich in Luxemburg sofort in die Forschung, und zwar auf sehr speziellen Gebieten. „Mein Thema ist die Sicherheit von Smart Contracts“, erklärt Fatou Mbodji. Dabei arbeitet sie mit Blockchain-Technologie. Wenn über Blockchain gesprochen wird, dann sind die erste Assoziation oft Kryptowährungen. Diese sind, trotz der Fortschritte, die sie ermöglichen, nicht ganz unumstritten. Neben Kryptowährungen wird Blockchain jedoch auch bei intelligenten Verträgen verwendet, sogenannten Smart Contracts, erklärt Mbodji. Diese seien disruptiv und weniger umstritten als Kryptowährungen. Es handele es sich um automatische Verträge, die Vertrauen zwischen den vertraglich gebundenen Parteien schaffen sollen und auf der Blockchain basieren, ohne dass eine dritte Partei erforderlich ist. Das macht diese Art von Vertrag in Systemen interessant, die Probleme mit dem Vertrauen in die zentrale Autorität haben. Allerdings könnten Smart Contracts Schwachstellen enthalten, weiß die Forscherin. Die Basistechnologie ist noch nicht lange auf dem Markt, und die Programmiersprachen, in denen sie geschrieben ist, müssen mit neuen Herausforderungen klarkommen. Das bedeute, dass die Verträge Schwachstellen enthalten könnten, die Kriminelle nutzen können (oder die für Personen, die mit den Verträgen arbeiten, versehentlich zum Problem werden können). „Mein Thema ist auf das Auffinden und Behebung von Schwachstellen in intelligenten Verträgen ausgerichtet“, erklärt Mbodji.

Fatou Mbodjis Fachgebiet sind „Smart Contracts“
Fatou Mbodjis Fachgebiet sind „Smart Contracts“ Foto: Yves Greis

Abdoul Kabore arbeitet daran, Computerprogramme ein Stück sicherer zu machen. Er untersucht, wie künstliche Intelligenz dazu genutzt werden kann, um Sicherheitslücken in Programmen ausfindig zu machen und sie zu schließen, um Hackern mit schlechter Absicht die Tour zu vermasseln. Bislang werden solche Lücken manuell gesucht und geschlossen, was sehr zeitintensiv ist. Daneben unterstützt er von Luxemburg aus den Aufbau einer Abteilung für Cybersicherheit an einer Universität in Burkina Faso. „Das ist ein sehr ambitioniertes Projekt und es involviert einen Haufen Dinge, die so noch nicht in Burkina gemacht worden sind.“

In ihren Heimatländern herrschen vielfach andere Bedingungen als in Luxemburg, erklären die beiden Studierenden. Ein Unterschied zwischen den Ländern Subsahara-Afrikas und Luxemburg liege in der Zugänglichkeit von Bankdienstleistungen für die Bevölkerung, erklärt Mbodji. Die Rate derjeniger, die Zugang zu Bankdienstleistungen haben, ist gering, während Smartphones massiv Einzug halten, wie eine Studie aus dem Jahr 2012 zeige. Demnach haben weniger als 30 Prozent der Bevölkerung in Subsahara-Afrika Zugang zu Bankdienstleistungen. Daher gebe es eine starke Ausrichtung auf „Mobile Money“ in Entwicklungsländern, erklärt die Wissenschaftlerin, mit einer Rate von 20 Prozent, während die globale Rate laut einer Studie der Weltbank von 2018 bei 4,4 Prozent liege. Die Herausforderungen im Bereich Cyber Security sind daher anders gelagert. Man muss verstärkt darüber nachdenken, ob das Geld noch sicher ist, wenn das Smartphone geklaut wird oder verloren geht.

An Luxemburg schätze sie das internationale Arbeitsumfeld. „Am SnT gibt es viele Nationalitäten. Im Senegal arbeiten in den Labors auch Menschen verschiedener Nationalitäten zusammen, aber oft sind es afrikanische Staatsangehörige. Die kulturelle Mischung ist in Luxemburg also stärker zu spüren als im Senegal, weil wir in Luxemburg Staatsangehörige aus mehreren Kontinenten haben“, erklärt Mbodji.

Wenn sie nach ihrer Ausbildung von drei Jahren nach Burkina Faso und in den Senegal zurückkehren, sollen die Studierenden dort selbst unterrichten und ihr neu erworbenes Wissen teilen, wie Franz Fayot im Oktober erklärte. Der Minister betonte, dass das Programm einen „Brain Drain“ vermeiden soll. Für das Programm zuständig ist der renommierte SnT-Professor Tegawendé Bissyandé, der selbst aus Burkina Faso stammt. Dieser hatte im Oktober auch die Bekanntschaften, die durch das Programm entstehen, betont und gesagt, solche Verbindungen seien nicht zu unterschätzen.

Das SnT ist das technologische Forschungsinstitut der Uni mit Sitz auf dem Kirchberg. Insgesamt arbeiten dort 380 Personen, die sich mit selbstfahrenden Autos, künstlicher Intelligenz und Mondrobotern beschäftigen.

SnT-Professor Tegawendé Bissyandé
SnT-Professor Tegawendé Bissyandé Foto: Uni.lu