Luxemburgs Bankensektor: Ein Steuerzahler ersten Ranges

Luxemburgs Bankensektor: Ein Steuerzahler ersten Ranges

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Finanzindustrie in Luxemburg glänzt nicht mehr so stark wie früher. Trotz mangelnder Rentabilität sind die Banken profitabel, versicherte Guy Hoffmann, der Präsident der Bankenvereinigung ABBL, am Montag bei der Jahrespressekonferenz.

„Das Risiko, dass die Banken in Zukunft weniger verdienen werden, ist größer als die Chance, dass sich das Geschäftsumfeld dramatisch verbessern wird“, so fasst Guy Hoffmann die Aussichten des Finanzplatzes zusammen. Die Bankenvereinigung schätzt, dass der Gewinn, den die Finanzinstitute im Großherzogtum im vergangenen Jahr erwirtschafteten, um 3 Prozent zurückging. Die Bilanzsumme der Banken lag 2018 rund 15 Prozent unter der aus dem Jahr 2008.

Höhere Kosten

Das Nettoresultat läge auch dauerhaft tiefer als früher, meinte der Präsident. Dabei war das vergangene Jahr eigentlich ein sehr gutes. Bis auf Börsenturbulenzen, die gegen Ende des Jahres das Geschäft etwas störten, standen 2018 die Zeichen auf Wachstum. Rund 3,6 Milliarden Euro Gewinn machten die Banken in Luxemburg im Jahr 2018, schätzt die ABBL. „Trotz der Einnahmen, die sich gut entwickelten, ist die Rendite gesunken und die Kosten sind gestiegen“, sagte Guy Hoffmann.

Die Schuld daran trägt das Regelwerk, das in Reaktion auf die Finanzkrise verschärft wurde. Um dieses einzuhalten, mussten die Banken investieren und neue Fachkräfte einstellen. Ausgaben, die sich nicht in höheren Einnahmen widerspiegeln. Vor allem macht die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) den Bankern das Leben schwer. Das Geschäftsmodell einer Bank sei nicht für dauerhaft niedrige Zinsen gemacht, erklärte Hoffmann. „Tiefe Zinsen, hohe Kosten und strenge Regeln“ können Banken in Schwierigkeiten bringen.

Gut aufgestellter Sektor

Der Sektor ist und bleibt gut aufgestellt, versicherte der Präsident. Die Banken in Luxemburg kamen, auch im Jahr 2018, ihrer wichtigsten Aufgabe nach: der Finanzierung der Realwirtschaft. Dies geschieht einerseits über Kredite an Unternehmen, die so investieren und wachsen können. Anderseits dadurch, dass Finanzinstitute helfen, den Leuten Zugang zu Wohneigentum zu verschaffen.

Die Höhe der Immobiliendarlehen für Privatpersonen und Unternehmenskredite hat sich Angaben der ABBL zufolge innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Im vergangenen Jahr ist die Höhe der gesamten Immobilienkredite, „ein ganz großer Treiber der luxemburgischen Wirtschaft“, um weitere 8,2 Prozent auf über 30 Milliarden Euro angestiegen.

Die Bankeinlagen betrugen 2018 insgesamt 269 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich nicht nur um Geld, das die Kunden und Unternehmen zur Bank brachten. 60 Prozent der Bankeinlagen stammen aus der Fondsindustrie. „Die Resultate sind in Ordnung“, kommentierte der Präsident die Zahlen. „Nicht blendend gut, aber in Ordnung.“ Der Finanzsektor bleibe einer der wichtigsten Sektoren der Wirtschaft, auch was die Steuern betrifft. Camille Seillès, der Generalsekretär, kannte die genaue Zahl: Der Bankensektor zahlte im Jahr 2017 insgesamt 1,86 Milliarden Euro an direkten und indirekten Steuern. Damit sei und bleibe der Sektor ein Steuerzahler ersten Ranges.

Löhne und Nebenkosten – Die Kosten einer Stunde

Trotz sehr niedrigen Lohnnebenkosten liegen die allgemeinen Arbeitskosten in Luxemburg weit über dem EU-Durchschnitt.

Arbeitgeber des produzierenden Gewerbes und wirtschaftlicher Dienstleistungen bezahlten 2018 in Luxemburg durchschnittlich 40,30 Euro für eine Arbeitsstunde, wie das deutsche Statistische Bundesamt mitteilte.

Gemessen am EU-Durchschnitt von 26,60 Euro zahlten die Arbeitgeber hierzulande 51,5 Prozent mehr. Teurer als in Luxemburg ist die durchschnittliche Arbeitsstunde nur in Dänemark mit 44,70 Euro pro Stunde. In Bulgarien ist sie mit 5,30 Euro am billigsten.
Im exportabhängigen verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde durchschnittlich 33,80 Euro. Damit liegt Luxemburg zwar deutlich über dem EU-Durchschnitt von 27 Euro – ist aber deutlich günstiger als seine drei Nachbarländer (Deutschland 40; Frankreich 37,6 und Belgien 42,6).

Arbeitskosten setzen sich aus Bruttoverdiensten und Lohnnebenkosten zusammen. Im Jahr 2018 zahlten die Arbeitgeber in Luxemburg auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 13 Euro Lohnnebenkosten. Das liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 30 Euro. Nur in Malta sind die Lohnnebenkosten noch niedriger. (Reuters/cm)