RadsportLuxemburgische Mannschaft Leopard Pro Cycling im Trainingslager 

Radsport / Luxemburgische Mannschaft Leopard Pro Cycling im Trainingslager 
Nach über drei Monaten war die luxemburgische Development-Mannschaft Leopard Pro Cycling wieder zusammen auf der Straße unterwegs Foto: Team Leopard Pro Cycling

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Die luxemburgische Development-Mannschaft Leopard Pro Cycling war in der vergangenen Woche im Trainingslager in der Sportschule Bitburg. Das Team von Manager Markus Zingen bereitete sich dort auf die Saison vor, die bereits am 15. Juli mit dem Etappenrennen Dookoła Mazowsza (2.2) in Polen losgeht. Der 40-Jährige erzählt von den organisatorischen Schwierigkeiten während der Corona-Krise, den Problemen bei der Planung des Trainingslagers und von den Zielen der Mannschaften. 

Mit einem zehnten Platz in der Gesamtwertung der Tour of Antalya (2.1) und einem achten Platz beim Grand Prix de la Ville de Lillers Souvenir Bruno Comini (1.2) konnte das luxemburgische Team Leopard Pro Cycling bereits vor der Corona-Krise auf sich aufmerksam machen. Dass diese Platzierungen umso wichtig waren, wusste im Februar und im März noch keiner der Verantwortlichen der Mannschaft – die guten Ergebnisse ermöglichen dem Team, einfacher Einladungen zu Rennen nach der Corona-Krise zu erhalten. Doch seit dem letzten Rennen der Mannschaft am 8. März ist einiges passiert. 

Insgesamt umfasst die Mannschaft mit Fahrern aus Luxemburg, Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Polen, Dänemark und der Schweiz Radsportler aus sieben verschiedenen Nationen. Für Teammanager Markus Zingen kein einfaches Verfahren, das Training während der Corona-Pause zu organisieren. „In Absprache mit unseren Fahrern sagen wir ihnen, was sie machen können“, erklärt Zingen. „Wenn ich vornweg mit Szymon Rekita abgemacht habe, dass er fünfeinhalb Stunden durch die Berge fahren soll, es aber am Tag selbst acht Grad sind und regnet, hat das keinen Sinn. Das Wetter muss man an den verschiedenen Orten im Auge behalten.“ Dank einem Tool im Internet hat Zingen es vergleichsweise einfach, die Trainingseinheiten seiner Sportler kontrollieren und analysieren zu können. „Dadurch können wir nicht nur sehen, wo sie was gemacht haben, sondern auch ihre Werte, den Kalorienverbrauch, die Intensität des Trainings oder die Wattzahl kontrollieren. Man sieht genau, wann sich der Fahrer wo aufgehalten hat oder wie viele Höhenmeter er absolviert hat. Durch dieses Tool kann mir keiner erzählen, dass er trainieren war, aber eigentlich den Tag zu Hause auf der Couch verbracht hat“, schmunzelt Zingen.

Werte verbessert

Über die Corona-Pause wurde den 15 Sportlern empfohlen, ein Übergangstraining zu absolvieren. Allgemeinathletik, Kraft- und Lauftraining oder Ausflüge mit dem Mountainbike. Dass es vor dem Saisonstart wieder in ein Trainingslager gehen sollte, habe man laut Zingen ständig im Hinterkopf behalten. Problematisch war während der Zeit nur die Ungewissheit – nicht zu wissen, wann es wieder losgeht, nicht zu wissen, ob es wieder losgeht. „Wir waren erleichtert, als wir gesehen haben, dass es im Juli weitergehen könnte. Die Jungs haben ihre Intensität wieder gesteigert und wir haben das Trainingslager geplant.“

Leopard Kluckers
Leopard Kluckers
Über die App „Trainingpeaks“ kann Zingen die Trainingseinheiten seiner Sportler planen und bis ins Detail verfolgen.
Über die App „Trainingpeaks“ kann Zingen die Trainingseinheiten seiner Sportler planen und bis ins Detail verfolgen. Screenshots: Team Leopard Pro Cycling

In Bitburg sollten die Fahrer möglichst erholt ankommen, damit dort Rennen simuliert werden können. „Wenn du über drei Monate mit den einzelnen Fahrern des Teams in ganz Europa verteilt bist, ist es wichtig, die Jungs wieder zusammenzuführen. Das wollten wir dann ein paar Wochen vor dem Restart machen.“ Die einzelnen Fahrer in die Eifel zu bekommen, stellte sich jedoch als Herausforderung heraus. Schwierig war es, Flüge für die Radsportler zu bekommen – vor allem Flüge, die nicht mit mehreren Umstiegen verbunden waren. „Emil Lindgren wohnt schon drei Autostunden vom Flughafen Stockholm entfernt. Wir möchten, dass unsere Sportler so angenehm wie möglich reisen. Bei Emil kam noch dazu, dass er aus einem Gebiet mit einem erhöhten Risiko kam. Dadurch dass er aber Berufssportler ist und sein Corona-Test vor dem Abflug negativ war, konnte er relativ problemlos abreisen.“

Am vergangenen Mittwoch galt es für das Team, sich einzurollen. Der Athletikcoach der Mannschaft, Michael Lofy, bat zu einer Einheit, danach wurden die Sportler durchgecheckt. Donnerstag folgte eine längere Fahrt durch die Berge, ehe am Freitag Testungen anstanden. Am Anstieg in Bourscheid wurde der Fitnesszustand der Sportler getestet. „Solche Tests lügen nicht“, erklärt Zingen. „Man sieht schon, ob die einzelnen Sportler locker trainiert haben oder ob sie in einer guten Form sind. Insgesamt fällt das Fazit aber sehr positiv aus. Sie haben ihre Werte im Vergleich zum Trainingslager zu Beginn der Saison auf Mallorca verbessert. Ich hätte mir vorstellen können, dass der ein oder andere die Sinnhaftigkeit an seinem Training hinterfragt, wenn keiner weiß, ob es weitergeht. Aber sie haben sehr seriös gearbeitet.“

Restart am 15. Juli

Samstagmorgen folgte ein Zeitfahren entlang der Sauer, am Nachmittag trainierte ein Teil der Mannschaft das Teamzeitfahren, die anderen trainierten ihre Sprintfähigkeiten. Am Sonntag stand nach langer Rennpause dann das erste Rennen für die Mannschaft an. „Es war ein inoffizielles Rennen in Schweich, das wir von der Gemeinde genehmigt bekommen haben. Vor zwei Wochen fand dort schon unter Auflagen ein Triathlon-Testrennen statt.“ Über Feld- und Radwege konnten die Fahrer von Leopard zusammen mit Radsportlern aus der luxemburgischen Nationalmannschaft nach langer Zeit Rennerfahrung sammeln. Durchsetzen konnte sich letztendlich der Schweizer Mauro Schmid.

Am Sonntag reisten die Sportler wieder in ihre Heimat. Die nächste Zusammenkunft von sechs Sportlern der Mannschaft wird dann beim polnischen Etappenrennen Dookola Mazowsza (2.2), das am 15. Juli beginnt, sein. „Andere werden spezifisch in den Bergen trainieren. Im August folgt die Tour de l’Avenir mit der Nationalmannschaft, an dem Fahrer aus unserem Team teilnehmen werden.“  Für Zingen gilt es, auch in diesem Jahr ein ausgewogenes Rennprogramm zu erschaffen, in dem jeder Fahrer seine Chancen hat. „Mit der Corona-Krise sind wir aber überhaupt froh, ein Rennprogramm zu haben. Zum Glück haben wir vor der Pause gute Leistungen erzielt, davon profitieren wir jetzt. Deswegen haben wir ein gutes Programm aufstellen können.“

Neben der Drei-Länder-Meisterschaft und der Czech Cycling Tour ist vor allem die Tour de Luxembourg das Saisonhighlight. „Anders als in anderen Sportarten fährst du auch als kleinere Mannschaft ständig mit den Top-Teams mit“, sagt Zingen. „2018 hatten wir mit Alexander Krieger erst das Gelbe Trikot bei der Tour de Luxembourg, am Ende wurde er Fünfter und Pit Leyder sogar Dritter. Es ist wichtig für die Jungs, wenn sie merken, dass der Abstand nach oben nicht so groß ist. Es gilt aber natürlich auch immer, eine Balance zu finden. Wenn sie nur solche schwere Rennen fahren und die Ergebnisse nicht kommen, dann kann Frust entstehen. Wir brauchen auch gute Ergebnisse, gerade zu Beginn einer Saison. Bei den Highlights darf man dann ruhig was auf die Mütze bekommen, so entwickelt man sich.“

Grober J-P.
7. Juli 2020 - 9.05

Kriegen die denn nun ihren Sold?