Luxemburger Stewardess erlebt „Sklavensystem“ bei Qatar Airways

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Immer überwacht, immer unter Druck. In Katar wurde der Traum einer jungen Luxemburgerin schnell zum Alptraum.

Immer überwacht, immer unter Druck. In Katar wurde der Traum einer jungen Luxemburgerin schnell zum Albtraum.

Pia ist 25, Luxemburgerin, und wollte sich ihren Traum erfüllen. Für sie, die gerne in ferne Länder reist, ist das Angebot der Kataris zu verlockend. Zu dem Zeitpunkt arbeitet Pia, die in Wahrheit anders heißt, bereits als Flugbegleiterin, aber bei einer anderen Gesellschaft, und die bedient nur Kurz- und Mittelstrecken. Qatar Airways dagegen fliegt rund um den Globus.

An den Flughäfen der Welt wirken ihre Crews wie die Elite der Lüfte. Sie tragen die schicksten Uniformen, sehen immer blendend aus. Alleine für das Jahr 2017 listet die Internetseite von Qatar Airways fast 20 gewonnene Auszeichnungen auf: von der Airline des Jahres über die World’s Best Business Class bis zur Airline mit dem besten Kabinenpersonal. Da kann man, wie Pia es tat, dazugehören wollen.

Für die Luxemburgerin wird der Traum schnell zum Alptraum. Nach acht Monaten will Qatar Airways sie plötzlich nicht mehr, auch weil sie krank geworden war, vermutet Pia. Vor allem, weil sie aufmuckte, davon ist Pia überzeugt. Mit letzter Sicherheit kann sie allerdings nicht einmal das sagen: Die Kündigung wird nicht begründet, sie kommt Schlag auf Fall: „Sie rufen dich ins Büro: Ab heute arbeitest du nicht mehr hier, schau, dass du so schnell wie möglich wegkommst.“ Pia ist mittlerweile froh, nicht mehr dort arbeiten zu müssen, dass sie raus ist aus dem, was sie ein „modernes Sklavensystem“ nennt.

Angst, wegen einer Nichtigkeit gekündigt zu werden

Mit ihrer Geschichte will Pia „andere warnen, öffentlich machen“, was auch heute bei der Fluggesellschaft, die im Besitz des katarischen Herrscherhauses ist, noch immer gang und gäbe scheint: Ausgangssperren, Konfiszierung des Passes, Verbot von Arbeitnehmervertretungen, Kameraüberwachung, permanenter Druck. Und immer diese allgegenwärtige Angst, wegen einer Nichtigkeit wie einem Facebook-Foto oder einer Zigarette gekündigt zu werden – es liest sich wie die totale Unterwerfung des Arbeiters durch das Unternehmen. Die zumeist jungen Frauen, aber auch die männlichen Kollegen verpflichten sich bei Arbeitsantritt, die nächsten fünf Jahre nicht zu heiraten. Eine Schwangerschaft muss sofort gemeldet werden, meist folgt die Kündigung.

Pias Weg zu Qatar Airways beginnt im Oktober 2016. Im Internet ist sie auf einen sogenannten Recruitment Day in Amsterdam aufmerksam geworden. Sie fährt hin, am Ende des Tages bleibt sie zusammen mit fünf anderen Bewerberinnen übrig, rund 60 waren insgesamt erschienen. Qatar Airways veranstaltet seine Jobmessen weltweit. Je ärmer die Region, umso heller strahlt das Versprechen der Airline. In Südostasien kommen zuweilen Tausende zu den Messen, um ihre Sprachkenntnisse nachzuweisen und ihre Körper vermessen und begutachten zu lassen. Qatar Airways kann sich sein Personal herauspicken und, wenn es nicht mehr passt, wieder fallen lassen. Die nächsten warten schon.

Kein Tattoo, keine Narbe, sie passt ins Muster

Auch Pia wird vor etwas mehr als einem Jahr in Amsterdam unter die Lupe genommen. Kein Tattoo, keine Narbe, groß genug. Äußerlich passt sie ins Muster. Vom Charakter her nicht. Aber das zeigt sich erst später. Bis Ende Dezember passiert nicht viel, dann geht es schnell. Kurz vor dem Jahreswechsel bekommt sie ihre Arbeitspapiere zur Unterschrift zugeschickt, Anfang Januar sitzt Pia im Flugzeug nach Doha, von wo aus sie die kommenden acht Monate arbeiten wird. Wo sie zusammen mit den anderen vom Flugpersonal in speziellen Wohnsiedlungen leben wird, dauerüberwacht von Kameras und Menschen, die es noch weit schlimmer getroffen hat als Pia und ihre Kollegen, den Billiglöhnern aus Südostasien.

Die Bezahlung bei Qatar Airways ist gut, vor allem für Menschen aus ärmeren Regionen. „Viele von meinen Kolleginnen waren und sind so abhängig von diesem Arbeitsplatz, dass sie sich alles gefallen lassen“, sagt Pia. Sie müssten schließlich Geld verdienen, um es nach Hause an die Familien zu schicken. „Das sind die, die sich nie wehren, sich nicht wehren können, deswegen geht das ja immer weiter.“

Einmal kommt Pia leicht verspätet heim und wird dabei erwischt. Sie wird ins Hauptgebäude, ins Büro des Performance Officer, zitiert. Dort werden ihr Fotos der Überwachungskameras vorgelegt, die ihr Vergehen, die Verspätung, beweisen. „Wie bei einem Polizeiverhör“ habe sie sich gefühlt, sagt Pia. Auf die Rüge folgt die eingeschriebene Abmahnung: Ein Fehltritt in den kommenden sechs Monaten bedeutet die sofortige Kündigung. Ein anderes Mal muss Pia zu Akbar al Baker ins Büro. Aufgestellt in einer Reihe müssen sich die jungen Frauen persönlich beim allmächtigen CEO von Qatar Airways für Lappalien entschuldigen und Besserung geloben. Die Botschaft ist klar: Big Baker Is Watching You.

Ausgangssperre

Die letzten zwölf Stunden vor einem Einsatz muss das Flugpersonal daheim oder im Hotelzimmer verbringen, Ausgangssperre. Drei Stunden vor dem Flug werden die Crews abgeholt, die Duty Time beginnt. Grooming Officers kontrollieren vor dem Abflug das Aussehen, wer Akne hat, erzählt Pia, darf nicht mitfliegen; wer müde aussieht, wird ermahnt. Der Druck lässt nie nach, sagt die junge Luxemburgerin, er ist da während der Arbeit, während des Wartens auf den Einsatz, während der Freizeit.

Bei ihrer Ankunft in Doha musste Pia ihren Pass abgeben und bekam ihn erst wieder, als sie zu fliegen begann. Company Policy, hieß es. Bei ihrer Entlassung wurde Pias Pass erneut einbehalten. Erst am Flughafen, mit der Ausreise sozusagen, bekam sie ihn endgültig zurück. Bereits 2014 hatte die Beschäftigungspraxis von Qatar Airways für Negativschlagzeilen gesorgt. Es waren Berichte wie der von Pia, die damals für internationale Kritik an der Fluggesellschaft sorgten.

Pias Erzählungen zufolge scheint sich nicht viel geändert zu haben. Wir haben Qatar Airways um eine Stellungnahme gebeten. Die Anfrage vom vergangenen Freitag blieb bis zum gestrigen Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Luxemburgerin weiß, dass ihre Offenheit ihr auch schaden kann. „Aber ich bin einfach so“, sagt sie, „wenn so etwas passiert, kann ich meinen Mund nicht halten.“

Mike
11. November 2017 - 10.29

einfach nömmen dämlech, deen dote Kommentar. Bei den etableierten Airlines äus der "westlecher Welt" kritt dee Beruff och säi Respekt deen e verdingt. Bei Iech offensichtlech och net.

Mick
8. November 2017 - 9.46

@jeannot, richtig, und außerdem hätte diese Dame sich mal vorher informieren sollen! Andere Länder andere Sitten! Wäre die adame mal schön bei ihrem vorherigen Srbeitgeber geblieben, aber wie sagt man so schön “the higher they cliimb, the harder they fall”

Jang
8. November 2017 - 7.43

Deen ganzen Eck donidden mat den Béck wëllen eis Europäer als Vollek veräppelen, onser Politik geet ett nemmen em d'Mönz, ett gett alles emmer méi korrupt,daat dooten kann eng Kéier deck an d'Box goen hei zou Letzeburg. Mir sinn um gudde Wee dohinner.

michel konrad
7. November 2017 - 22.46

Skrupelose Konsumenten wird es immer geben. Prösterchen....

Marc
7. November 2017 - 17.34

???

Nadine
7. November 2017 - 16.38

Warst du schon einmal in Katar? Ich lebe hier und werde als Frau mit extremen Respekt behandelt. Frauen müssen hier bei Ämtern nicht anstehen. Ihre Einkaufstüten nicht selbst tragen, nicht mal selbst einpacken. Mir wird jede Tür aufgehalten. Die katarischen Frauen kochen und putzen ja nicht einmal. Als Frau kannst du einen Mann anzeigen wenn er dich nur anstarrt. FYI

Mike weber
7. November 2017 - 15.02

Dat Armt do. Eiert et sech do gemellt hat, hat et wuel keen Internet, soss haett et sech kennen schlau machen waat d'Conditiounen vun der Stee sinn. Witz beiseit, ech fleien gaer Qatar, Etihad an Emirates well den Service do an allen Klassen vill besser as wei bei Eu Fluglinnen, an hoffen dass mer geschwoen och en Vol op den Findel kreien.

JR Lammers
7. November 2017 - 9.32

Wann di Jofer hir Paye net ganz kritt huet kann se Gerichtlech dé naechsten Flieger vun hinnen hei um Findel saiséire loosen. Daat guf et schon hei zu Letzebuerg.

mossong nico
6. November 2017 - 21.01

MAGY NAGEL ÜBERNEMMEN SIE DEN FALL

Harry Hirsch
6. November 2017 - 20.59

Pfui wie abwertend, es sind die Menschen die solchen wie Ihnen versuchen gerecht zu werden. Für möglichst wenig Geld um den Globus jetten und möglichst viel für das Geld verlangen. Ach ja, der Glamour ließ in der Tat nach als der Mob die Lüfte für sich einnahm!l!

Robert Gosselding
6. November 2017 - 19.51

Den Tourist gesäit emmer nemmen dei schein Säiten. All Hotel donidden as fir en erbärmlechen Hongerlouhn an enner furchtbaren Bedingungen vun armen Däiwelen aus Bangladesh, Pakistan oder soss aus Asien gebaut gin. Dat as jo awer net schlemm, net dir ? Haaptsaach mär relaxen cool mat all Pipapo. Jiddfereen den an e Land firt wat Aarbechtskräften esou ausnötzt ennerstetzt den Regime.

Guido
6. November 2017 - 18.44

Scheck den Ogb-l dohinner???

Faber
6. November 2017 - 18.00

"Wenn ich manchmal sehr was für ein Pöbel sich in den Flugzeugsesseln flätzt wird einem anders" Leute aus der Elite, wie Sie, sollten mit Staatsgesellschaften und selbstverständlich erster Klasse fliegen. Dann bleibt ihnen unser Anblick erspart.

de rom
6. November 2017 - 17.36

nun ja dass sind nun mal Dinge ,die in unserer ultra globlen luxembourger geschäfts politik dankend in kauf genommen werden,da kann man doch nun wirklich keine Rücksicht auf eine Flugbegleiterin nehmen

Keinstein
6. November 2017 - 17.01

Liebe Frauen,es tut zwar weh,aber die Wahrheit ist,dass in den Arabischen Ländern der Wert einer Frau mit einer Ziege, einem Esel oder einem Kamel gleichgestellt ist. Die Frau hat absolut nix zu bestellen.Sie muss einen Meter hinter dem Mann die Einkaufstüten tragen. Die Pia hat Glück gehabt aus dieser Mühle zu entkommen.

Serenissima, en Escher Jong
6. November 2017 - 16.58

Und was sagt dazu der Luxemburger Rechtsanwalt der ja die Interessen der Qataris in Luxemburg vertritt dazu, er der ja auch der Vermögensberater des Großherzogs ist...?

Jolly Joker
6. November 2017 - 16.58

Et waren, et sin an et bleiwen Wüstensöhne déi mengen si kënnten sech alles erlaben.

Peter Mutschke
6. November 2017 - 16.56

Das in den Maschinen mehr gekotzt wird liegt wohl auch daran daß die Unterschicht das Fliegen für sich entdeckt hat.Wenn ich von Köln nach Berlin für 10€ fliegen kann aber 75 € für eine Bahnfahrt hinlegen muss. Wenn ich manchmal sehr was für ein Pöbel sich in den Flugzeugsesseln flätzt wird einem anders

Samklee
6. November 2017 - 16.36

richtig. Die Politik hat kein Gewissen hier.

Lucas
6. November 2017 - 16.15

Wo stünden diese Völker erst ohne die Petrodollars? Religion und Fortschritt passen einfach nicht zusammen. Wie auch?

Jerry
6. November 2017 - 16.07

Ech gesinn et esou éng Diva waat geméngt huet hei hun ech en super Liewen mais daat as just do wanns de Vakanz mechs.As och net alles ze gléwen.Félt nach just nemmen Freides frei dann hät ech alles verstaan.Mir gin sait 1999 all Joer dohin an mir wessen ewei mir eis behuelen.Wann ech do an der Oeffentlechkét Alkohol drènken an gin fest geholl brauch ech mech net ze beschweieren as just 1 Beispill vunn 100

Wagner Alain
6. November 2017 - 16.06

Respektlos.

Claude Sch.
6. November 2017 - 15.43

@Jeannot: Es geht nicht um die Arbeit an sich. Es wird sich über Sklavenschaft ähnliche Arbeitsbedingungen bei Qatar Airways beklagt.

Laird Glenmore
6. November 2017 - 15.00

Luxemburger Kontakte zu Quatar Airlines aufkündigen, Büros in Luxemburg von Staatwegen schließen und Lux Air sollte Quatar nicht mehr im Programm haben oder anfliegen. Die Zeit der Sklaverei ist vorbei und wenn die das nicht begriffen haben sollen sie hingehen wo der Pfeffer wächst, aber da unsere Politiker weicheier sind wird sich da nicht ändern, die drehen sich ja wie ein Fähnchen im Wind. Bei den Arabern liegt das im Blut andere zu unterdrücken das war früher so und bleibt so, sie meinen sich können alles Erlauben wegen dem bißchen Öl was sie haben. Wirtschtsboykott und andere Maßnahmen einleiten. Ich wünsche der Stewardes für die Zukunft alles Gute und bessere Chancen beim Arbeitsplatz.

Jeannot
6. November 2017 - 14.43

Jaja, die Faszination des Saftschubserlebens war schon immer weit übertrieben. Sie machen dasselbe wie jede Kellnerin, nur die Uniform ist besser, dafür wird mehr gekotzt. Was da so faszinierend sein soll, hab ich nie geschnallt. Vielleicht in den Fünfzigern, aber heute?

Mephisto
6. November 2017 - 14.30

Bis vor kurzem wurde Katar noch von unseren höchsten Instanzen gehuldigt und man freute sich die Kataris finanziell an der Cargolux und der BIL zu beteiligen. Ich sehe noch die Fotos vor mir der stolzen Delegation des Grossherzogtums auf Prospektionsreisen in den Wüstenstaat. Damals waren die Verhältnisse rundum die Menschenrechte aber auch schon hinlänglich bekannt durch Revelationen betr. die Ausrichtung der Fussball-WM 2022 ( Sklavenarbeit beim Stadionbau ). Bloss da waren ja nur arme Teufel aus Asien/ Afrika betroffen.

René W.
6. November 2017 - 14.08

Ich weiss schon, warum ich nie mit diesen arabischen Airlines fliegen möchte, geschweige denn, einen Fuss in diese Länder zu wagen.