Luxemburger Ausstellung ärgert Kubaner

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Die Ausstellung "Miami – La Havane" in der Abtei Neumünster will die Gemeinsamkeiten der kubanischen Kulturen in Miami und Havanna zeigen, doch wird ihrem Anspruch nicht gerecht. Bei der hiesigen kubanischen Gemeinschaft stößt die Ausstellung auf Entrüstung.

Die Ausstellung „Miami – La Havane“ in der Abtei Neumünster will die Gemeinsamkeiten der kubanischen Kulturen in Miami und Havanna zeigen, doch wird ihrem Anspruch nicht gerecht. Bei der hiesigen kubanischen Gemeinschaft stößt die Ausstellung auf Entrüstung.

Seit der Machtübernahme von Fidel Castro auf Kuba haben sich die Beziehungen zwischen der Insel und den Vereinigten Staaten drastisch verschlechtert. 1959 verhängten die Amerikaner ein Wirtschaftsembargo gegen Kuba. Gleichzeitig unterstützten sie die kubanische Emigration in die USA. Durch den „Cuban Adjustment Act“ erhielt jeder Kubaner, der es bis in die USA schaffte, ein Aufenthaltsrecht und weitreichende finanzielle Hilfe. Erst im Januar dieses Jahres wurde das Gesetz – im Volksmund „Wet foot, dry foot“ (Nasser Fuß, trockener Fuß“) genannt – von Barack Obama aufgehoben.

Anreihung von Klischees

Bis dato leben offiziellen Zahlen zufolge fast zwei Millionen Menschen kubanischer Abstammung in den USA. Sie konzentrieren sich in Süd-Florida. Die Ausstellung „Miami – La Havane“ will zeigen, wie sich trotz der politischen Gegensätze die Lebensweise der kubanischen Bevölkerungen gleicht: „Diese fotografische Ausstellung soll zur Annäherung der beiden Gemeinschaften beitragen, indem sie die Gemeinsamkeiten ihrer Kulturen aufzeigt. Farbenfroh, hell und voller Gestik, Symbole und Formen.“ So die offizielle Präsentation.

Eine interessante Idee, doch gleich vorweg: Über einen Versuch kommen die Organisatoren nicht hinaus. Es bleibt bei einer Anreihung von Klischees, die teilweise nur das bestätigen, was die Masse über Kuba weiß. Sicher, der Ansatzpunkt ist nicht schlecht. Thematisch aufbereitet nach sozialen Themen wie z.B. Religion, Tanz, Essgewohnheiten, Körperkultur u.a. soll die These veranschaulicht werden.

Ausstellung kratzt nur an der Oberfläche

Ja, es gibt die Gemeinsamkeiten beider Gemeinschaften. Und dass die in Florida lebenden Kubaner von der amerikanischen Kultur beeinflusst sind, steht außer Zweifel. Auch dem Kuba unkündigen Betrachter müsste allerdings auffallen, dass die Ausstellung nur an der Oberfläche des sich selber gestellten Themas kratzt. Bei vielen Aufnahmen sieht man zwar, dass die Bilder aus Miami und Havanna sich derart gleichen, dass man auf Anhieb nicht sagen kann, welche wo gemacht wurde. Die Idee läuft aber ins Leere, da jedes Thema nur von zwei Bildern illustriert wird.

Beispiel Autos: Dass sie in beiden Ländern einen besondern Status haben, ist bekannt. Fotos von kubanischen Oldtimern dürften jedem bekannt sein. Eine Aufnahme zeigt einen überholten Wagen, ohne Räder, in einer Werkstatt. Kubaner fahren diese Autos zum großen Teil auch, weil sich gut damit Geld verdienen lässt, sofern sie gut in Schuss sind. Oder sie fahren sie, weil sonst kein anderer Wagen zur Verfügung steht. Dass es in Kuba auch Autoliebhaber gibt, dürfte nur logisch sein, doch das als Auto-Fetischismus zu bezeichnen, scheint uns angesichts eines einzigen Fotos übertrieben.

Wo ist die Verbindung mit Kuba?

Das amerikanische Pendant dazu ist ein Pick-up mit vielen Lichtern. Offensichtlich aus Amerika. Eine Verbindung zu Kuba ist nicht erkennbar. Die einzige Gemeinsamkeit: Es handelt sich um zwei herausgeputzte Wagen.

Ein unpräzise Erklärung zum Thema „Tanz“, die Tänze Salsa, Cha Cha, Rumba und Son wären alle unter dem Begriff Salsa bekannt, zeugt nicht gerade von guter Recherche.
Und was sagt das Foto einer Frau im Museum für erotische Kunst in Miami, die eine riesige Penis-Skulptur umarmt, über die „Cubanidad“ aus? Ist die Frau zufällig Kubanerin?

„Verunglimpfung“

Ismael Ramos, Präsident der Vereinigung der Kubaner in Luxemburg („Association des Cubains du Grand-Duché de Luxembourg asbl“), war merklich aufgebracht, als wir ihn auf die Ausstellung hin ansprachen.

„Diese Ausstellung ist eine Schande. Die kubanische Kultur wird diskrediert.“ Das sei nicht nur seine persönliche Meinung, sondern das sei in der Essenz das, was auch andere Kubaner ihm über die Expo berichteten.

Was bei der Ausstellung auch stört, sind Bilder, die nicht die Gemeinsamkeiten der Kulturen zeigen, sondern Szenen, in denen sich die beiden Gemeinschaften unterscheiden. Wie könne man Städte wie Miami und Havanna vergleichen? Beispiel: Neben dem Foto einer reichen Kubanerin in ihrem Penthouse mit Meerblick ist das Porträt einer zigarrerauchenden alten Frau mit schlechten Zähnen zu sehen. „Eine Verunglimpfung unserer Kultur“, sagen die luxemburgischen Kubaner.